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Sport: 1. FC Union: Ein Solo für Isa

Harun Isa hat diese Szene zigmal erlebt. Wieselflink und ganz allein, den Ball eng am Fuß, steuert der kleine Stürmer auf den gegnerischen Torwart zu.

Von Karsten Doneck, dpa

Harun Isa hat diese Szene zigmal erlebt. Wieselflink und ganz allein, den Ball eng am Fuß, steuert der kleine Stürmer auf den gegnerischen Torwart zu. Und dann?

Es war ein Aufstiegsspiel. Sommer 1998. Kickers Offenbach gegen Tennis Borussia. TeBe musste unbedingt gewinnen. Isa, damals TeBe-Stürmer, hätte zum Helden werden können. Dreimal stand er in der zweiten Hälfte nach Alleingängen dem Offenbacher Torhüter Auge in Auge gegenüber, dreimal scheiterte er, jedesmal eher an sich selbst als am Kickers-Schlussmann. "Wenn der Harun diese Dinger reinmacht, dann würde er nicht bei uns, sondern beim FC Barcelona spielen", hat der damalige TeBe-Trainer Hermann Gerland gesagt, nachdem TeBe trotzdem 2:1 gewonnen hatte.

Isa spielt inzwischen beim 1. FC Union. Am vorigen Freitag gegen RW Oberhausen hatte er kurz vor Schluss wieder so eine Szene. Mit einem klugen Pass von Jiri Balcarek begann das nächste Solo des Harun Isa. Der feine Unterschied zu seinen Erfahrungen vom Bieberer Berg: Überlegt setzte er den Ball ins Netz zum 3:0 für Union, der Endstand. Ob ihn denn Unruhe befallen habe, als er da weit und breit ohne ernsthafte Gefolgschaft aufs Tor zusteuerte, wollte später jemand von Isa wissen. Seine Blicke vor der Antwort sprachen schon Bände. Er schaute geradewegs so, als müsse er zunächst mal die Ernsthaftigkeit einer solch abwegigen Frage prüfen. "Natürlich nicht", sagte Isa dann, "ich wusste, der geht rein."

Isa strotzt vor Selbstbewusstsein. Eine Eigenschaft, die er mit der gesamten Union-Elf teilt. Der Durchmarsch im Pokal, der souveräne Aufstieg in die Zweite Liga - bei Union greift das Gefühl: Wir sind wer und haben vor niemandem Angst. Sven Beuckert, der Torwart, stellt schon nach zwei Spieltagen fest: "Wir haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können."

Und sollte das Selbstvertrauen eines Einzelnen mal angeknackst sein, wird er eben kollektiv wieder aufgebaut. Wie Emil Kremenliew. Dessen Eigentor zum 1:1 gegen Hannover 96 hatte Union eine glänzende Heimpremiere vermasselt. In Oberhausen gab Kremenliew zwar nur die Flanke zum vorentscheidenden 2:0, wurde aber wie ein Held gefeiert. "Unser Trainer hat Emil trotz seines Missgeschicks wieder aufgestellt, das zeugt von Größe", meinte Kapitän Steffen Menze. Und Koilow ergänzte: "Die Sache da mit Emil - das ist vergessen."

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