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Sport: 1. FC Union: Ein Zettel, drei Möglichkeiten

Heiner Bertram zog aus der Tasche seiner Jacke einen einfachen, zusammengefalteten Zettel. Was auf dem DIN-A-4-Blatt stand, wollte der Präsident des Fußball-Regionalligisten 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Heiner Bertram zog aus der Tasche seiner Jacke einen einfachen, zusammengefalteten Zettel. Was auf dem DIN-A-4-Blatt stand, wollte der Präsident des Fußball-Regionalligisten 1. FC Union nicht verraten. Nur so viel: Auf dem Zettel seien drei unterschiedliche Vorschläge des KFC Uerdingen vermerkt, wie Union den bis Saisonschluss ausgeliehenen Torjäger Daniel Teixeira fest verpflichten könne. Eine der Varianten: Union zahlt den Krefeldern eine Ablösesumme von einer Million Mark. Ein bisschen happig ist dieser Preis für einen 32-Jährigen. Meint jedenfalls Union. "Nur wenn wir absehen können, wo wir landen und dann auch feststeht, wie Schalke 04 in der Bundesliga abschneidet, ist an einen Transfer in dieser Größenordnung zu denken", sagt Bertram. Der Gedanke, der dahinter steckt: Zieht der FC Schalke 04 in die Champions League ein, würde dessen Gegner im DFB-Pokalfinale, der 1. FC Union, selbst als Endspiel-Verlierer in den Uefa-Cup einziehen - und dort um einen schönen Batzen Geld spielen.

Dass Daniel Teixeira viele Tore schießt, weckt auch Kaufbegierde bei anderen Klubs. Die Zahl der Interessenten wächst. Darunter soll auch der Hamburger SV sein. Doch solche Gerüchte nimmt Heiner Bertram nicht gar so ernst. Aber bei anderen Bewerbern wie dem Karlsruher SC oder LR Ahlen wird er schon nachdenklich. Doch verrückt machen lässt sich der Präsident nicht. Ruhig sieht er dem weiteren Lauf der Dinge entgegen. "Das ist doch immer so: Wir werden jetzt noch drei, vier Verhandlungsrunden mit Uerdingen haben und dann fällt eine Entscheidung", sagt er. Und danach kann er auch den Zettel aus Uerdingen, den er da vor dem Heimspiel am Sonnabend gegen Preußen Münster aus der Jackentasche holte, getrost einem Altpapier-Container überlassen.

Daniel Teixeira macht bis dahin ganz unbekümmert das, was er immerzu macht: Er schießt Tore. Beim 3:2-Sieg gegen Münster verwandelte er einen Handelfmeter zu seinem 23. Saisontreffer. Seit seinem Wechsel nach Berlin in der Winterpause hat er neun Punktspiel-Tore bei nur sieben Einsätzen für Union erzielt. Und die Aufstiegs-Aktien der in diesem Jahr noch unbezwungenen Köpenicker steigen von Spieltag zu Spieltag. Neun Partien stehen noch aus, sieben davon bestreitet Union gegen Mannschaften, die erst auf den zweistelligen Tabellenplätzen zu finden sind. Die ersten Beiden steigen am Ende der Saison definitiv auf - ohne irgendwelche Entscheidungsspiele, ohne Elfmeterschießen. Union ist bereits jetzt Zweiter, kann mit dem zu erwartenden Sieg im Nachholspiel bei Tennis Borussia am Mittwoch (19.30 Uhr, Mommsenstadion) sogar die alleinige Tabellenführung übernehmen. Es scheint, als beginne für die Köpenicker so langsam das Schaulaufen für die Zweite Liga.

Damit naht auch der Zeitpunkt für die noch zaudernden Spieler, eine Entscheidung über ihre fußballerische Zukunft zu fällen. Gerade Mittelfeldspieler Ronny Nikol und Verteidiger Daniel Ernemann ließen sich bisher nicht dazu erweichen, das ihnen vom Verein seit langem vorliegende Angebot für eine Vertragsverlängerung zu akzeptieren. Beide wollen unbedingt in die Zweite Liga. Und weil Unions Aufstieg lange auf keinem festen Fundament stand, kokettierten sie öffentlich mit Abwanderungsgedanken. Spätestens der Sieg gegen Münster führte sowohl bei Nikol als auch bei Ernemann zu einem Umdenken. Ob nicht langsam der Zeitpunkt gekommen sei, Union den so lange verwehrten Zuschlag zu geben, wurde Nikol nach Spielschluss gefragt. "Sicher kann man jetzt darüber reden", antwortete er. Auch Ernemann gerät neu ins Grübeln. "Je besser unsere Chance zum Aufstieg ist, desto eher bleibe ich", sagte der Verteidiger. Vielleicht erkennt auch er bald, dass Unions Ausgangslage zur Zeit geradezu traumhaft ist.

Weiteres Zögern würde sich ohnehin weder für Nikol noch für Ernemann auszahlen. Unions Vizepräsident Bernd Hofmann bleibt nach alter Union-Tradition ganz eisern. "Beiden haben wir unser Vertragsangebot vorgelegt, und zwar ein sehr, sehr gutes. Daran nehmen wir jetzt keine Veränderungen mehr vor. Es liegt an ihnen, ob sie einwilligen oder nicht", erklärt Hofmann ohne Bereitschaft zu Kompromissen.

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