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Sport: 1. FC Union: Frechheit siegt

Wie tritt ein Klasseneuling in der Fremde auf? Schüchtern oder gehemmt?

Von Karsten Doneck, dpa

Wie tritt ein Klasseneuling in der Fremde auf? Schüchtern oder gehemmt? Nicht unbedingt. Der 1. FC Union, Aufsteiger in die Zweite Fußball-Bundesliga, nahm sein erstes Auswärtsspiel der Saison bei Rot-Weiß Oberhausen frech und selbstbewusst in Angriff. Und Frechheit siegt nun mal. Vor 6000 Zuschauern im Stadion Niederrhein gewann Union nach einer reifen Leistung überraschend mit 3:0 (1:0) gegen die als Mitfavorit gehandelten Oberhausener. Union hat nun von sechs möglichen Punkten vier geholt, wahrlich keine schlechte Bilanz für einen Klassenneuling. Und RWO-Trainer Gerhard war restlos bedient. "Ich habe meinen Spielern zwei Tage frei gegeben", sagte er. Seine Begründung: "Ich kann die Mannschaft nicht mehr sehen."

Eine gewisse Zeit brauchte der Gast schon, um sich auf die fremde Umgebung einzustellen. Die Spieler um den erneut als Libero aufgebotenen Kapitän Steffen Menze schauten dabei einfach erstmal nur zu, was der Gegner so anstellte und erkannten früh, dass das nicht unbedingt sonderlich geschickt war. Alsbald war bei Union aller Respekt, alle Angst wie weggeblasen. Die Oberhausener Viererkette leistete dabei sogar noch psychologische Aufbauhilfe. Ein von Karsten Baumann ohne Überblick nach vorne gedroschener Ball wurde von Hristo Koilov 15 Meter vorm RWO-Strafraum abgefangen. Der Bulgare sah, dass der Gegner gerade in der Vorwärtsbewegung war und startete zu einem Alleingang, den er kaltschnäuzig mit der 1:0-Führung für Union abschloss. Bei den 1500 Anhängern aus Berlin erhöhte sich der Adrenalinspiegel noch einmal gewaltig, als Sreto Ristic bei einem Duell mit Oberhausens Mario Wildmann im gegnerischen Strafraum zu Fall kam. Aber Schiedsrichter Matthias Anklam pfiff nicht.

Union stand über weite Strecken sicher in der Deckung, schaltete meist blitzschnell von Abwehr auf Angriff um. "Unsere Stärken lagen vor allem im Mittelfeld", lobte Trainer Georgi Wassilew. Seine Elf krönte ihre Taktik, als die Oberhausener sich nach der Pause anschickten, das Spiel mit der Brechstange umzubiegen. Ein Konter, der Ball rollte auf die rechte Seite zu Emil Kremenliew, und dessen maßgerechte Flanke verwertete Ristic per Kopf zum 2:0. Dass danach Kremenliew von den Kameraden fast mehr geherzt wurde als der Torschütze selbst, hatte seinen tieferen Grund darin, dass Kremenliew im ersten Spiel gegen Hannover 96 das Eigentor zum 1:1-Endstand unterlaufen war. Das 3:0 von Harun Isa in letzter Minute war nur noch das i-Tüpfelchen.

Unions Torhüter Sven Beuckert verlebte relativ geruhsame eineinhalb Stunden. Aber der Torwart blieb hellwach. Eine Viertelstunde vor Schluss verhinderte Beuckert mit zwei Reflexbewegungen gegen Schüsse von Vier und Hayer den Anschlusstreffer. Das nahm RWO den letzten Mut. Und gab Wassilew noch einen Grund zum Schimpfen: "Das ärgert mich. Da müssen die gegnerischen Stürmer enger gedeckt werden." Der Mann ist aber auch nie zufrieden.

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