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Der Platz-Anweiser. Lewandowski ist zuletzt auch mal lauter geworden.

© dpa/Hilse

1. FC Union: Lewandowski und die neuen Mitbewohner

Auch nach eineinhalb Monaten lernen sich Trainer Sascha Lewandowski und Unions Spieler immer noch kennen. Seit er den Trainerposten beim Zweitligisten übernommen hat, ist es häufiger vorgekommen, dass die Spieler Probleme hatten, die Aufgaben zu erfüllen.

Am Morgen ist Sascha Lewandowski richtig laut geworden. Ging nicht anders. Seine Spieler hatten etwas anderes gemacht, als er von ihnen sehen wollte. „Als Trainer musst du dann auch mal verschiedene Tonlagen drauf haben“, sagt er bei einem Pressegespräch. Wer Sascha Lewandowski, den Trainer des 1. FC Union, in den vergangenen sechs Wochen beobachtet hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass er auch mal schreit und tobt. Voller Energie wirkt er, das ja. Aber immer auch besonnen und kontrolliert. Trotzdem: „Es geht nicht darum, immer nur positiv zu sein.“ Das gibt die momentane Situation auch nicht her.

Seit Lewandowski den Trainerposten beim Berliner Zweitligisten von Norbert Düwel übernommen hat, ist es häufiger vorgekommen, dass die Spieler Probleme hatten, die vom Trainer gestellten Aufgaben zu erfüllen. Lewandowski muss sich dann drosseln, schauen, dass er nicht „überfrachtet und überfordert“, wie er es nennt. Schließlich ist er nicht mehr bei Bayer Leverkusen, dem Champions-League-Teilnehmer. Als er im April 2012 die Mannschaft nach dem Abgang von Robin Dutt gemeinsam mit Sami Hyypiä übernahm, ging es sofort nach oben, am Ende gelang noch die Qualifikation für die Europa League. In Berlin hatte Lewandowski auf einen ähnlichen Aufwärtstrend gehofft. „Meine Gedanken waren: Vielleicht kannst du doch gleich was bewegen.“

Konnte er nicht. Zumindest an den Ergebnissen gemessen. Fünf Spiele hat Union unter Lewandowski bestritten, drei davon gingen verloren. Schönreden will der Trainer die Bilanz nicht. „Fakt ist, an Ergebnissen haben wir noch nicht viel gebracht. Wenn du die Punkte siehst, siehst du Stillstand.“ Trainer und Mannschaft befinden sich nach anderthalb Monaten des Zusammenseins noch immer in einer Phase des Sich-aneinander-Gewöhnens. Wie zwei, die in die erste gemeinsame Wohnung ziehen und feststellen, dass der andere doch nicht makellos ist und man sich arrangieren muss.

Dass sie die Entwicklung im Verein und im Umfeld trotzdem positiv sehen, liegt an der Art, wie Union unter Lewandowski Fußball spielt. Die Mannschaft kombinierte sich in allen fünf Spielen zu mehr Torchancen als der Gegner und zeigte sich taktisch verbessert. Nur kam am Ende zu wenig dabei raus. Die Fragen bleiben: Sind Unions Spieler überhaupt in der Lage, Lewandowskis Vorstellungen von offensivem Fußball und Spielkontrolle umzusetzen? Oder geben in der Zweiten Liga weiterhin Faktoren wie Physis und Zweikampfhärte den Ausschlag darüber, wer Erfolg hat und wer nicht?

„Ich glaube, dass du Ideen aus der Bundesliga in die Zweite Liga transportieren musst, um richtig erfolgreich zu sein“, sagt Lewandowski. Es brauche nur halt ein wenig mehr Zeit, aus einer reagierenden eine agierende Mannschaft zu machen. An den Fähigkeiten jedes Einzelnen liege es nicht. „Für den Moment denke ich, dass wir noch sehr viel aus den eigenen Reihen rausholen können“, sagt Lewandowski. Sein Optimismus gilt einer besseren Zukunft.

Die Gegenwart steckt voller Arbeit. Momentan gibt es viele Probleme, die gelöst werden wollen. Vor allem die Schwäche in der Schlussphase, die Unfähigkeit, eine Führung über die Zeit zu retten, verhindert, dass Union besser dasteht. Vor dem Heimspiel am Sonnabend gegen den FC St. Pauli sind die Berliner nur Tabellendreizehnter und „extrem weit vom Ziel entfernt“, wie Lewandowski sagt. War er doch geholt worden in der Hoffnung, dass er den Klub in absehbarer Zeit in die Bundesliga führt. Das würde eine Party geben in Köpenick. Beim Gedanken daran muss Sascha Lewandowski schmunzeln. Es ist ein schöner Tagtraum.

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