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1. FC Union: Ruhe nach dem Rausch

Am heutigen Freutag trifft der 1. FC Union auf den VfL Osnabrück, direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt. Wie die Köpenicker nach dem Sieg über Hertha wieder in den Zweitliga-Alltag zurückfinden wollen.

Von Katrin Schulze

Berlin - Das gemeinste am Rausch ist das Erwachen. Dann, wenn der große Höhenflug vorüber ist, muss man sich erstmal finden. Wie geht es weiter? Und wie findet man wieder zurück zum Gewöhnlichen? Im Fall des 1. FC Union kommt dieser Prozess besonders schwierig daher, denn viel härter als in Form des VfL Osnabrück hätte der Zweitliga-Alltag den Fußballklub kaum treffen können. Nach dem überraschenden 2:1-Erfolg über Spitzenreiter und Stadtrivale Hertha BSC wartet mit den Osnabrückern ein Team, das in der Tabelle auf Platz 14 ist – und damit ein direkt Konkurrent im Abstiegskampf, in dem sich die Köpenicker bei aller Ausgelassenheit über die Geschehnisse am vergangenen Samstag immer noch befinden.

Die Konstellation am Freitagabend (18 Uhr, Alte Försterei, live bei Sky) sei „eine völlig andere als noch vor einer Woche“, sagt Uwe Neuhaus. Immerhin treffen seine Unioner auf ein annähernd gleich starkes Team und müsse sich in einem „sehr schweren Spiel in Geduld üben“. Nun muss es Unions Trainer nur noch schaffen, diese Erkenntnis auch in seiner Mannschaft zu verankern. „Das Hertha-Spiel darf keine Rolle mehr spielen, das müssen wir aus den Köpfen rauskriegen“, sagt Neuhaus. Einfach wird das nicht – auch weil insbesondere das Umfeld noch eingenommen scheint von dem Auswärtssieg in Berlin. Allen voran die Fans. In rot und weiß auf schwarz werden sie den Derbysieg künftig mit sich rumtragen. Ab Freitag kann der Union-Anhänger sein persönliches Erinnerungstextil, das Derbysieger-T-Shirt, erwerben. In einer Erstauflage von 1000 Stück wandert das Produkt über den Verkaufstresen im Fanshop.

Die Unioner treten mit dem Derbygewinnerteam an

Doch während die Fans weiterhin jubilieren, üben sich die Spieler auf dem Trainingsplatz längst in Bodenhaftung. Selbstbewusstsein wolle man aus dem Sieg am vergangenen Wochenende mitnehmen, aber keinesfalls Überheblichkeit, sagt Trainer Neuhaus. Deswegen lief in den Tagen vor der Partie gegen den VfL Osnabrück alles weitestgehend im selben Rhythmus ab wie in den Wochen zuvor; bloß nicht zu viel Hysterie, lautet die Vorgabe in Mannschaftskreisen. In Sachen Routine hilft den Unionern zudem ihre Personalsituation: Uwe Neuhaus wird heute wohl nahezu das erfolgreiche Derbygewinnerteam aufbieten. Michael Parensen, der gegen Hertha nach einem Zusammenstoß mit Peter Niemeyer ein Schädel-Hirntrauma ersten Grades erlitten hatte, ist wieder einsatzfähig, und auch sonst muss der zuletzt von Verletzungssorgen geplagte Klub nur noch auf die Verteidiger Ahmed Madouni und den gesperrten Bernd Rauw verzichten.

Das klingt alles ziemlich positiv. Trotzdem bemühen sich neben dem Coach insbesondere auch die Profis um eine nüchtern-sachliche Einschätzung der Lage. „Wir können den Sieg gegen Hertha durchaus einordnen“, sagt beispielsweise der defensive Mittelfeldspieler Dominic Peitz, „wir wissen auch, dass wir den Klassenerhalt mit 25 Punkten nicht schaffen werden“. 25 Punkte – so viel haben die Köpenicker bislang in der Saison gesammelt. Damit nach dem rauschhaften vergangenen Wochenende weitere Zähler hinzukommen, gilt es für den 1. FC Union jetzt „einen klaren Kopf zu haben und körperlich frisch zu sein“, wie Teammanager Christian Beeck es ausdrückt.

Nicht, dass der Kater am Ende doch zu heftig wird.

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