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Sport: 1. FC Union: Teurer Gelegenheitsarbeiter

Meist schaute er notgedrungen zu, wie sich die Mannschaftskameraden abmühten. Nur ganze acht Mal durfte Aidas Preiksaitis bisher in den Punktspielen in dieser Saison selbst ins Geschehen eingreifen, wurde dabei stets als Einwechselspieler aufs Feld geschickt.

Von Karsten Doneck, dpa

Meist schaute er notgedrungen zu, wie sich die Mannschaftskameraden abmühten. Nur ganze acht Mal durfte Aidas Preiksaitis bisher in den Punktspielen in dieser Saison selbst ins Geschehen eingreifen, wurde dabei stets als Einwechselspieler aufs Feld geschickt. Aber auch nur maximal für die letzte halbe Stunde. Indes: Der 30-jährige Mittelfeldspieler ist, wie sich jetzt herausstellte, ein ausgesprochen teurer Gelegenheitsarbeiter. Seinem derzeitigen Arbeitgeber, dem Fußball-Regionalligisten 1. FC Union, liegt nämlich seit geraumer Zeit eine Zahlungsaufforderung des Weltverbandes Fifa auf dem Tisch. 200 000 US-Dollar soll Union demnach als Ablösesumme an den vorherigen Klub von Preiksaitis, den polnischen Erstligisten Slomy Olsztyn, überweisen. "Das ist ein Beschluss, der uns überrascht hat und obendrein finanziell überfordert. Wir könnten eine solche Summe gar nicht bezahlen", sagt Heiner Bertram, der Union-Präsident.

Preiksaitis kam im Januar dieses Jahres zu Union. Schnell waren sich die Köpenicker mit dem abgebenden Klub aus Olsztyn über die Ablöse einig. Sie lag bei moderaten 50 000 Mark. Doch dann änderten die Polen urplötzlich ihre Preisvorstellungen. Und zwar gleich ganz gewaltig. Auf einmal war von 900 000 Mark die Rede. Weil der 1. FC Union die Phantasie partout nicht aufbringen wollte, dass eine solche Summe für einen Preiksaitis gerechtfertigt sei, geschweige denn willens war, eine derart utopische Rechnung zu begleichen, schaltete Slomy Olsztyn zur Durchsetzung der Forderung die Fifa ein. Und die schloss, ohne Union die Gelegenheit zur Anhörung zu geben, einen Vergleich und legte die Ablösesumme auf immer noch stolze 200 000 US-Dollar fest. Das ist ein Betrag, der bei einem Regionalligisten, auch wenn er wie Union mit einem 11,5-Millionen-Mark-Etat wirtschaftet, ein tiefes Loch in die Kasse reißt. Deswegen wehren sich die Köpenicker. "Die Fifa hat ja keinen direkten Zugriff auf uns", sagt Heiner Bertram, "aber notfalls müssen wir eben ein ziviles Gerichtsverfahren einleiten."

Eigentlich wollte Union den 30-jährigen Preiksaitis, der 35 Mal in Litauens Nationalelf zum Einsatz kam, bereits abgeben. Sachsen Leipzig zeigte Interesse, das dann jedoch schnell wieder erloschen war. Nicht ausgeschlossen, dass die Leipziger Wind bekamen von der ungeklärten Ablösefrage.

Union ist nun in dieser Angelegenheit am vorigen Donnerstag beim DFB vorstellig geworden. Bertram hofft, dass es zwischen dem mächtigen DFB und dem polnischen Verband zu einem Vergleich kommt, "denn", so die Überlegungen des Union-Präsidenten, "ich kann mir vorstellen, dass der polnische Verband an einem guten Verhältnis mit dem DFB interessiert ist".

Union selbst hat sich im Fall Preiksaitis ein Finanzierungs-Limit gesetzt. "100 000 Mark - mehr zahlen wir nicht", sagt Bertram. Und das klingt verdammt endgültig. Bleibt nur abzuwarten, wie die Fifa darauf reagiert.

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