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Sport: 1. FC Union: Triste Kulisse, gutes Ergebnis

Rund 80 Minuten vor dem Anpfiff deutete noch alles auf ein bisschen Freizeitvergnügen hin. Da stand Stürmer Peter Kovacs von Haka Valkeakoski im gelben Pullover auf dem Rasen, das Mobiltelefon zu einem längeren Gespräch fest ans Ohr gedrückt.

Von Karsten Doneck, dpa

Rund 80 Minuten vor dem Anpfiff deutete noch alles auf ein bisschen Freizeitvergnügen hin. Da stand Stürmer Peter Kovacs von Haka Valkeakoski im gelben Pullover auf dem Rasen, das Mobiltelefon zu einem längeren Gespräch fest ans Ohr gedrückt. Und als Schiedsrichter Emil Bocinowski aus Mazedonien die obligatorische Platzvisite beendet hatte, drückte er dem überraschten Union-Stürmer Sreto Ristic kurzerhand einen Fotoapparat in die Hand mit der Bitte, ihn und sein Gespann doch einmal in diesem Stadion abzulichten. Klar, dass Ristic diesen Wunsch erfüllte. Wer lässt sich schon gern vor einem wichtigen Spiel auf einen Disput mit dem Schiedsrichter ein? Fußball wurde dann auch noch gespielt. In der ersten Runde des Uefa-Pokals sicherte sich der 1. FC Union beim Finnischen Meister Haka Valkeakoski mit einem 1:1 (0:1) eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Donnerstag im Jahnsportpark.

"Jetzt muss der Gegner erst mal kommen. Aufgrund der Wertung im Europapokal sind wir ja praktisch mit einem Tor vorn", sagte Unions Trainer Georgi Wassilew, darauf verweisend , dass seiner Mannschaft nun schon ein 0:0 in Berlin zum Weiterkommen reicht, weil bei Torgleichheit die auswärts erzielten Treffer entscheiden. "Wir sind noch längst nicht durch", warnte indes Ristic kurz nach dem Abpfiff.

Die lediglich 2500 Zuschauer im Stadion Tehtaan-kenttä hatten zwischen 80 und 100 Finnmark (umgerechnet etwa 27 bis 33 Mark) berappen müssen, um Zeuge eines Spiels zu sein, das wahrlich nicht auf höchstem europäischen Niveau stand. Für erste Aufregung sorgte Unions Verteidiger Daniel Ernemann, als er den zuvor noch so telefonierfreudigen Kovacs im eigenen Strafraum umrempelte - die 13. Minute, ausgerechnet, und nicht nur abergläubische Augenzeugen ahnten, was kommen würde: Elfmeter für Valkeakoski. Der Russe Popowitsch lief an, Unions Torwart Sven Beuckert wehrte den Ball ab, war aber gegen den Nachschuss des herbeigeeilten Ville Väisänen machtlos. Ernemann beteuerte später: "Der Gegenspieler hält doch mich fest und zieht mich sogar zurück. Ich war sehr überrascht über den Elfmeterpfiff." Auch Valkeakoskis Trainer Keith Armstrong meldete Zweifel an: "Ich weiß nicht", sagte der Engländer, "ob das überhaupt ein Strafstoß war."

Union, von 300 mitgereisten Fans nahezu pausenlos unterstützt, besaß die größeren Spielanteile. "Mein Team hat durchweg die Initiative gehabt", stellte Wassilew fest. Der Gegner mit seiner Erfahrung aus insgesamt schon 50 Europapokalspielen verteidigte indes clever und war in den Zweikämpfen oftmals robuster. Daneben bescherten die Finnen dem Schiedsrichterassistenten einen die Armmuskeln strapazierenden Abend. Alle viereinhalb Minuten im Durchschnitt musste der Mann an der Seitenline in der ersten Hälfte mit seinem Fähnchen allein deswegen in der Luft herumwedeln, weil die Gastgeber ihre Gegenspieler ins Abseits laufen ließen. "Manche dieser Abseitsentscheidungen waren Millimeterentscheidungen", so Ristic, der besonders oft zurückgepfiffen wurde.

Vielleicht hätte Union in der Offensive mehr zu Stande gebracht, wenn bei Stürmer Harun Isa nicht am Vorabend plötzlich muskuläre Beschwerden in der Wade aufgetreten wären. Isa musste passen, für ihn stürmte Ferdinand Chifon. Der Kameruner wurde erst nach der Pause stärker. Und da schaffte Union dann auch den Ausgleich. Eine Viertelstunde vor Schluss segelte eine Flanke des eingewechselten Cristian Fiel auf den Kopf von Ristic und von dort ins Netz. Hakas Torwart Vilnrotter machte keine glückliche Figur. 1:1 also, "ein sehr gerechtes Ergebnis", wie Ristic fand.

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