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Sport: 1. FC Union: Üben, üben, üben

Für den Fall der Fälle ist vorgesorgt: Auf dem Fußweg zwischen Mannschaftshotel und Trainingsplatz liegt, seitlich etwas versetzt, das Herz- und Kreislaufzentrum des Städtchens Rotenburg an der Fulda. Die Dienste dieser Klinik mussten die Fußballer des 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Für den Fall der Fälle ist vorgesorgt: Auf dem Fußweg zwischen Mannschaftshotel und Trainingsplatz liegt, seitlich etwas versetzt, das Herz- und Kreislaufzentrum des Städtchens Rotenburg an der Fulda. Die Dienste dieser Klinik mussten die Fußballer des 1. FC Union indes noch nicht in Anspruch nehmen. Obwohl ihnen ihr Trainer Georgi Wassilew in dem bis zum 21. Juli dauernden Trainingslager mächtig Beine macht. Dreimal pro Tag bittet Wassilew seine Spieler zum Üben auf den Platz. Und als würde bei dem Bulgaren eine innere Uhr ticken, dauert jede einzelne Trainingseinheit fast genau 70 Minuten. Die Abendschicht auf der grünen Wiese beginnt für die Union-Profis dann, wenn andere Leute beim Abendessen sitzen: um 19 Uhr. Die windschiefen Fachwerkhäuschen in Rotenburgs Innenstadt kennen die Spieler bisher allenfalls aus den im Hotel ausliegenden Prospekten.

Zum Thema Online Spezial: Unions Weg in die Zweite Liga Wassilew verlässt auch sonst bei der Saisonvorbereitung manch eingetretenen Pfad. Während andere Vereine sich gleich zu Beginn ihres Programms in Freundschaftsspiele stürzen, einerseits um sich den Fans vorzustellen, andererseits um neue Zusammensetzungen zu erproben, ließ Wassilew seine Spieler zehn Tage lang nichts anderes machen als: üben, üben, üben. Mit Ball, ohne Ball. Erst dann folgte das erste Freundschaftsspiel gegen den SC Neukirchen. "Das ist eben mein Verständnis von Fußballtraining", sagt Wassilew. "Ich lege Wert darauf, dass man zunächst mal eine konditionelle Basis schafft."

Die Spieler folgten ihrem Übungsleiter, ohne lautes Klagen, vielmehr mit dem Verständnis für das Unvermeidliche. "Das ist doch wohl völlig normal, dass im Training erst einmal der Grundstein gelegt wird", sagt Steffen Menze, der Mannschaftskapitän, "und über den Wert solcher Spiele gegen unterklassige Vereine kann man ja auch geteilter Meinung sein. Das eine ist die Lust, das andere sind die Notwendigkeiten." Das Problem, dass sich eine Stammmannschaft langsam einspielen müsste für den Zweitligastart am 30. Juli daheim gegen Hannover 96, stellt sich für Wassilew nicht. "Unser Vorteil ist doch", sagt er, "dass wir das ganze Jahr über mit dem jetzigen Kader gespielt haben und keine so großen Veränderungen vorgenommen haben."

Noch einen gewichtigen Vorteil sieht Wassilew darin, die Zahl der Freundschaftsspiele im Anfangsstadium der Vorbereitung gering zu halten. "Wir vermindern dadurch auch das Risiko, viele verletzte Spieler zu haben", sagt er. Während bei anderen Profimannschaften die Ärzte gerade in dieser Phase der Vorbereitung oftmals zu Akkordarbeitern werden, läuft bei Union alles sehr glimpflich ab. Wenn dann Ersatztorwart Robert Wulnikowski ausgerechnet an seinem 24. Geburtstag mal wegen Beschwerden zum Zahnarzt gefahren werden muss, gilt das schon als größtes anzunehmendes Unglück. Gesunde, glückliche Unioner.

Auch das Herz- und Kreislaufzentrum in Rotenburg wird es verschmerzen, dass beim 1. FC Union alle Spieler die hohe Trainingsbelastung gut verkraften. Die Klinik hat auch so genügend Zulauf. Allerdings überwiegend von älteren Herrschaften aus ganz Deutschland. Und die schauen dann auch mal zu, wenn Union trainiert. Wie der 68-jährige Hans Sebener aus Fallingbostel. Der stellte nach einer Trainingseinheit der Unioner richtig fachmännisch fest: "Also, ich habe ja öfter mal zugeguckt, als Eintracht Frankfurt hier vor kurzem zu einem Trainingslager war. Aber da muss ich schon sagen: Die Berliner, die trainieren viel besser, da ist viel mehr Pfeffer drin." Wassilew wird es gern gehört haben.

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