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11 FREUNDE FREITAGS Die Sonderseite zu jedem Bundesliga-Wochenende: Wunschzettel an Kirch

Die Fernsehrechte werden neu ausgeschrieben. Doch halt! Wir hätten doch noch einige Bitten

Der Fan: Sonntag, 20 Uhr 30 – bloß nicht!

„Nächste Woche geht’s mit Hertha BSC nach Wuppertal, DFB-Pokal, ein Flutlichtspiel unter der Woche – das ist okay, weil Tradition. Was gar nicht geht, wäre Fußball am späten Sonntagabend: Der gehört der Familie. Außerdem müssen doch alle montags zur Arbeit oder in die Schule, oder? Klar, würde ich mitfahren, aber ich verspüre wenig Lust, die Nacht auf der finsteren Autobahn im Fanbus zu verbringen oder irgendwo auf einem zugigen Bahnhof auf den ersten ICE zu warten, nur damit das TV ein zusätzliches Spiel live zeigen kann. Die Fans fehlten an diesem Abend in der Kurve, die Stimmung wäre schlechter, der Spaß ginge verloren und auch ein weiterer Urlaubstag. Totaler Unfug, finde ich, das wäre echt Horror.“

Frank Ludwig, 38, Facharbeiter, geht seit 1980 zu Hertha BSC.

Der Lehrer: Montag, 21 Uhr, ist schlecht!

„Vom pädagogischen Standpunkt her ist jeder Abend, auf den ein Schultag folgt, generell schlecht. Natürlich hängt das auch ein bisschen vom Alter der Schüler ab. Aber zu spät sollten sie eben nicht ins Bett gehen, wenn sie am nächsten Tag zur Schule gehen. Der Montagabend wäre wohl am ungünstigsten. Man kennt ja das „Montagssyndrom“: In der Schule sind da alle besonders müde. Die Nacht vom Montag auf Dienstag haben die Schüler bitter nötig, um sich vom Wochenende zu erholen. Wenn es da Montagabend noch Fußball gibt, dann kann man das ja gleich vergessen.“

Josef Kraus, 58, aus Ergolding bei Landshut ist seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbands (DL).

Der Biermann: Samstag, 9 Uhr? Nein!

„Also wenn wir einen Wunsch äußern dürfen, dann den: Wir fänden Fußballspiele am frühen Samstagvormittag nicht so toll. Zum Fußball – ob nun im Wohnzimmer oder im Stadion – gehört doch ein kühles, leckeres Bier, oder? Und der Anpfiff sonnabends, sagen wir: 9 Uhr, ist aus unserer Sicht auch nicht die optimale Zeit zum Frühschoppen. Da sitzt man lieber entspannt mit der Familie am Frühstückstisch. Und zum Croissant gibt’s kein Pils – sondern lieber eine Tasse Tee.“

Christoph Hermes ist Deutschlandsprecher der Brauerei „Warsteiner“, dem Bierlieferanten im Olympiastadion.

Der Verkehrsexperte: Freitag, 15 Uhr – nie!

„Mit den üblichen Anstoßzeiten können wir sehr gut leben. Samstagnachmittag 15 Uhr 30, das heißt: kein Stau, keine Wartezeiten, kein Verkehrschaos. Gänzlich ungeeignet wäre dagegen der Freitagnachmittag. Ab 15 Uhr wird’s auf den Straßen zunehmend dichter – und zum gewöhnlichen Berufsverkehr gesellen sich noch die Wochenendheimfahrer und Ausflügler dazu. Würden sich dann noch zehntausende Fußballfans in die Autokolonnen einreihen, wäre das Chaos mit all seinen unangenehmen Folgen programmiert. Und würden Millionen Autofahrer auch noch das Radio anschalten und dabei mehr der spannenden Liveübertragung folgen, anstatt sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren, hätte dies möglicherweise negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit.“

Andreas Hölzel, Verkehrsexperte vom ADAC in München.

Der Sponsor: Kein Frühstücks-TV!

„Für uns als Hauptsponsor von Hertha BSC ist eine Sendezeit zwischen 18 und 21 Uhr am Wochenende denkbar. Wenn wir allerdings über das Frühstückfernsehen reden oder Hertha parallel zum Tatort spielt, würden sich uns die Nackenhaare aufstellen.“

Ein Sprecher der Deutschen Bahn. Der Konzern ist Hauptsponsor von Hertha BSC.

Die Wirtschaft: Donnerstag, 18 Uhr? Nein!

„Es wäre schön, wenn man darauf achten könnte, wann die Leute einkaufen gehen. Donnerstag und Freitag am späten Nachmittag etwa ist da zum Beispiel eine sehr beliebte Zeit, in der viele Menschen in den Geschäften unterwegs sind. Dabei sollte es auch bitte bleiben! Ein Fußballspiel zu diesen Haupteinkaufszeiten würde den Einzelhandel sicherlich nicht beflügeln. Schlimm genug, dass es das schon im Uefa-Cup gibt, aber die Bundesliga ist ja noch ein gutes Stück attraktiver.“

Daniel Fiebig, Sportexperte der Industrie- und Handelskammer Berlin.

Der Caterer: Wer will Müsli in der Kurve?

„Bratwurst und Bier am frühen Morgen? Ein guter Start in den Tag sieht anders aus: Obst, Müsli, Joghurt, Vollkornbrötchen, frische Säfte. Wir würden, wenn so früh gespielt würde, unser Angebot im Stadion ändern. Ab 11 Uhr sieht’s dann wieder anders aus: Beim Frühschoppen sind die drei großen Bs – Bratwurst, Brezel und Bier – voll im Trend. Für uns gibt es keine Unzeiten, denn essen und trinken kann man schließlich immer.“

Andreas E. Schlotterbek, Vertriebsleiter Stadion vom Stadioncaterer Aramark.

Die Kirche: Sonntag, 10 Uhr, ist heilig.

„Eigentlich sehe ich diese Debatte ja entspannt. Aber natürlich sollte es vermieden werden, sonntags um 10 Uhr den Ball in den Stadien rollen zu lassen. Das wäre ein grobes Foul! Auch sollten Feiertage geachtet werden. An Ostern, an Karfreitag darf nicht gespielt werden, das gebietet der Respekt vor den christlichen Werten. Und wenn ich höre, dass es ernsthaft Stimmen gibt, die wie in England am zweiten Weihnachtsfeiertag am liebsten einen schönen Bundesliga-Spieltag stattfinden lassen möchten – denen sage ich energisch, auch als Fußballfan: Dieser Tag ist in Deutschland nicht ohne Grund ein Feiertag. Aber es ist einer der Christen und keiner des Fußballs.“

Bernhard Felmberg, 42, Sportpfarrer der evangelischen Kirche und Pfarrer der Kapelle im Olympiastadion.

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