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Winke, winke. Mit klobigen Clownshänden wiesen die Freiwilligen den Besuchern den Weg. Foto: dpa

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120 000 MENSCHEN halfen bei den Spielen: London feiert seine Freiwilligen

Ohne Kiara wäre Olympia nicht möglich gewesen. Die 18-Jährige hat keine Medaille gewonnen oder Rekorde gebrochen.

Ohne Kiara wäre Olympia nicht möglich gewesen. Die 18-Jährige hat keine Medaille gewonnen oder Rekorde gebrochen. Aber sie war immer da, sie hat per Megafon den Besuchern den Weg von der U-Bahn-Station West Ham zum Olympiastadion gewiesen. „Bis zum Stadion sind es noch zehn Minuten. Wir wünschen allen einen spannenden Tag. Bitte halten Sie sich auf der rechten Seite.“ Selbstverständlich, freundlich und gekonnt, so als hätte sie nie etwas anderes gemacht. 120 000 ehrenamtliche Helfer haben sich während der Sommerspiele um die Athleten und Besucher gekümmert und für gute Stimmung gesorgt: Einer verteilte in der dicht gefüllten U-Bahn Lollipops – „damit ihr Trip angenehmer wird“. Ein anderer gab am chaotischen Bahnhof Stratford einem amerikanischen Touristenpaar, das keine Tickets für den Olympiapark hatte, einen Tipp: „Gehen sie ins Kaufhaus John Lewis. Im zweiten Stock haben sie die beste Aussicht auf das Olympiagelände“.

Für das Freiwilligen-Programm bewarben sich 240 000 Menschen. Junge Leute wie Kiara, die aus den Bezirken rund um das Olympiagelände ausgewählt wurden, um ihnen eine Chance zu geben. Und Rentner wie Gerry Sheridan mit seiner Frau Joan. Er nahm als 15-jähriger an den Spielen 1948 teil. Jetzt will der 79-jährige frühere Taxifahrer anderen seine Stadt vorführen. „Ich weiß, was für eine tolle Stadt London ist. Ich will es denen zeigen, die es noch nicht wissen.“

Ganz nach dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“ wurde London 2012 zu einem Fest der Freiwilligen. Sie nahmen sich extra frei, sogar die Fahrkarten zu den Spielen zahlten sie aus eigener Tasche. Viele schliefen auf Zeltplätzen, weil sie außer einem warmen Essen nichts für ihre Leistungen bekamen. Sie begleiteten Athleten zu den Blutproben, fuhren Journalisten mit Buggys durch den Greenwich Park, überwachten in fensterlosen Büros den Funkverkehr. Auch die Eröffnungsfeier gehörte den Freiwilligen. 10 000 Darsteller übten monatelang. Auch Paul McCartney und Rowan Atkinson bekamen nur ein Pfund Gage.

Olympiaorganisator Sebastian Coe hält die Freiwilligen für das wichtigste Element erfolgreicher Spiele. „40 Prozent arbeiten zum ersten Mal als Ehrenamtliche und für viele wird es eine lebenslange Gewohnheit bleiben.“ Vibeka Mair, Journalistin der Fachpublikation „Civil Society“ und selbst Olympia-Helferin, glaubt, dass der Aufschwung für die Freiwilligen-Bewegung das nachhaltigste Erbe der Spiele sein könnte – wenn man die richtigen Lehren zieht: „Das hat uns Vertrauen gegeben, unser Engagement gestärkt und uns wirklich zu einem Teil der Spiele gemacht.“ Matthias Thibaut

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