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Wenig freie Plätze. Seit der Saison 2009/2010 spielen die Eisbären in der Arena am Ostbahnhof. Auch in dieser Saison liegt der Besucherschnitt bei 14 000 Zuschauern pro Spiel.

© dpa

14.000 Fans in jedem Spiel: Wie sich der Erfolg der Eisbären beim Publikum erklärt

Außerhalb des Fußballs gibt es in Deutschland keinen Verein im Profisport, der so viele Zuschauer hat wie die Berliner Eisbären – und das nun schon seit Jahren. Woran liegt das? Eine Analyse.

Es ist gängiges Ritual in der Arena am Ostbahnhof, wenn die Eisbären spielen. Spätestens im zweiten Drittel begrüßt Stadionsprecher Uwe Schumann „liebe Gäste in der Halle“. Dann bekommen 100 Zuschauer von Unternehmen X oder auch 200 Mitarbeiter von Firma Y ihre sekundenlange Würdigung. Den Normalzuschauer mag so etwas nicht sonderlich interessieren, für den Berliner Eishockeyklub aber sind die sogenannten „Bulk-Sales“, das Verkaufen von großen Ticketblöcken, ein Mosaik seiner andauernden Erfolgsgeschichte beim Publikum. Im fünften Jahr spielen die Eisbären nun in der Arena, oft ist sie mit 14.200 Zuschauern ausverkauft. Im Schnitt kommen über 14.000 Besucher pro Heimspiel, selbst wenn es wie dieser Tage schon mal drei davon in fünf Tagen gibt.

Außerhalb des Fußballs gibt es in Deutschland keinen Verein im Profisport, der so viele Zuschauer hat wie die Berliner Eisbären – und das nachhaltig. Als sie vor fünf Jahren aus ihrer kleinen Halle im Sportforum mit dem Fassungsvermögen von knapp 5000 Zuschauern an den Ostbahnhof umzogen, erschien es unwahrscheinlich, dass sie die Arena dauerhaft füllen würden können. Vorbilder gab es in dieser Größenordnung keine. Sicher, die Kölner Haie bekamen die Kölnarena mit 18.500 Zuschauern schon mal voll. Aber sie hatten auch Spiele mit vierstelligen Zuschauerzahlen. Bei den Eisbären dagegen liegt der Minusrekord bei einem Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga liegt bei 13.000 Besuchern.

Für Peter John Lee, Manager und Geschäftsführer, fußt der Erfolg auf zwei Komponenten: „Wir verkaufen eine gigantische Show um den Sport herum und dann waren wir eben in den fünf Jahren sportlich erfolgreich.“ Neben Feuerwerk unter dem Hallendach oder Meistertitel ist ein dritter Punkt sicher die Identität des Klubs, der aufgrund seiner DDR-Geschichte im Osten der Republik tief verwurzelt ist. Eisbären-Fanklubs gibt es von Rostock bis Dresden.

Der Klub verkauft Eintrittskarten zu 30 Prozent außerhalb Berlin

Der Klub verkauft Eintrittskarten laut Schätzung von Co-Geschäftsführer Billy Flynn zu 30 Prozent außerhalb Berlins und das zu einem großen Teil weit vor Spieltermin. Verlegte Spiele, wie das letzte Hauptrundenspiel der Eisbären am Dienstag gegen die Nürnberg Ice Tigers (Beginn 19.30 Uhr), seien prinzipiell schwerer zu verkaufen, sagt Klubsprecher Cem Herder. „In den Spielplänen vor der Saison stand der Termin nicht drin. Das ist ein Nachteil, das Spiel haben viele nicht auf dem Schirm.“

Bei den Eisbären-Fans gebe es ein typisches Buchungsverhalten, eine Art Blockbildung, sagt Herder. Meist sind die Gruppen mindestens vier Zuschauer groß und wollen natürlich zusammenhängende Plätze. Als Resultat bleiben oft schwer zu verkaufende Einzelplätze übrig. Das erklärt zum Teil, warum bei den Eisbären die Zuschauerzahl 14 100 eine oft genannte Marke ist – die genaue ist es übrigens nie. Der Klub rundet die Zahl in Hunderterschritten ab oder auf. Was daran liegt, dass zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Besucherzahl das tatsächliche Ergebnis noch nicht auf den Zuschauer genau feststeht.

Natürlich werden schon mal Sponsorenpakete vergeben oder gibt es – wie bei allen Berliner Klubs – Tickets für wenig Geld beim Lebensmitteldiscounter. Für das Spiel gegen Nürnberg gibt es die Aktion „Bring-a-friend“. Zuschauer mit Karte können einen weiteren Zuschauer zum ermäßigten Preis mitbringen. Aber generell sind die Tickets bei keinem anderen Berliner Klub Tickets so kostspielig: Tickets für ein Spiel der Hauptrunde kosten zwischen 18 und 46 Euro. Reich werden die Berliner damit aber nicht, denn sie zahlen – obwohl Klub- und Arena-Eigner identisch sind – Hallenmiete an die Anschutz-Gruppe. Und die soll im sechsstelligen Bereich pro Spiel liegen.

Fast immer ausverkauft ist allerdings ein – schönes – Problem. Nach oben kann es bei den Eisbären in der Publikumsresonanz nicht mehr gehen. Geschäftsführer Flynn sagt: „Wir müssen hart daran arbeiten, damit es so bleibt.“ Und in diesem Zusammenhang sind eben Anfragen großer Gruppen willkommen. Wie etwa die skandinavischer Eishockeytouristen, die kürzlich in der Arena vorbeischauten. 200 Norweger buchten das Restaurant über den Stehplätzen fast komplett aus und feierten eine zünftige Party. Als „liebe Gäste“ wurden sie selbstredend vom Stadionsprecher begrüßt, das war im Paket drin.

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