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Sport: 15 Monate an der Spree: Typisch Widder - Harnischs Flamme lodert noch

Deutschlands populärster Basketballer legt sich nicht gerne fest, auch nicht auf Alba BerlinVON DIETMAR WENCK ZAGREB.Man könnte meinen, Henning Harnisch habe sich in Berlin so richtig eingelebt.

Deutschlands populärster Basketballer legt sich nicht gerne fest, auch nicht auf Alba BerlinVON DIETMAR WENCK ZAGREB.Man könnte meinen, Henning Harnisch habe sich in Berlin so richtig eingelebt.15 Monate ist der bekannteste deutsche Basketballer nun in der Stadt.Die Fans von Alba Berlin, das heute (Übertragung ab 20.30 Uhr bei InfoRadio) in der Europaliga bei Cibona Zagreb antreten muß, haben den Ex-Leverkusener von Anfang an gemocht.Mitten im Kiez, in SO 36, hat er sein Domizil aufgeschlagen.Seit März moderiert er alle 14 Tage im Jugend-Radio "Fritz" seine eigene Sendung, "Hennings Hausmusik.Er bekommt viel Hörer-Post."Die letzten eineinhalb Jahre waren für mich Leben eine ganz große Bereicherung", sagt Harnisch, "ich kann eigentlich nur positiv sprechen." Eigentlich.Sein Vertrag läuft Ende der Saison aus, und zu Beginn seiner Tätigkeit bei Alba hat er gesagt, danach sei entweder Schluß mit Basketball oder er gehe ins Ausland. Nun ändert Henning Harnisch, ein "sehr sensibler Mensch mit gewissen Sprunghaftigkeiten" (Albas Manager Marco Baldi), manchmal seine Meinung.Und so hat er wenigstens eine zusätzliche Option in sein Entscheidungs-Spektrum aufgenommen: "...oder weiter Berlin." Das ist aber das äußerste Entgegenkommen.Einer wie er legt sich nie gern fest, in keiner Lebenslage.Typisch Widder, meint Harnisch - sehr leicht zu begeistern.Auch das andere Extrem schlägt jedoch irgendwann aus."Alles ist offen, vor Ende der Saison treffe ich keine Entscheidung." Nicht noch einmal soll ihm passieren, was ihm in Leverkusen geschah.Dort hat er einen Fünfjahresvertrag unterschrieben und schon nach kurzer Zeit um die Freigabe für Berlin gebeten.Durch die langfristige Bindung hatte Henning Harnisch eigentlich Ruhe in sein Leben bringen wollen und doch nur das Gegenteil erreicht. Weil die Motivation gefehlt hat."Henning ist ein Typ, wo die Flamme lodern muß", hat Baldi festgestellt, "er braucht Emotionen und auch einen wie Trainer Pesic, der ihn antreibt." Brennt es denn noch, Herr Harnisch? "Wenn ich merke, daß die Motivation nicht mehr da ist, höre ich auf.Dann spiele ich auch schlecht", kommt zur Antwort.Demnach müßte er hochmotiviert sein, denn Harnisch spielt eine sehr gute Saison.Nicht mehr so spektakulär wie in Leverkusener Zeiten, auch die Zahl der Dunkings ist deutlich zurückgegangen.Harnischs größte Stärke ist seine Effektivität.Mit der Rolle des Unscheinbaren hat er kein Problem: "Man sieht das mannschaftliche Konzept, das dahintersteht, und man sieht den Erfolg.Man kann das akzeptieren.Ich werde auch älter." Oh je, da klingt doch ein wenig Basketball-Müdigkeit durch, obwohl die für einen sensiblen Typen wie ihn gewiß dramatische Überschreitung der Grenze 30 Jahre erst im April ansteht. Henning Harnisch moderiert nicht nur."Es macht mir einfach Spaß, mich mit anderen Dingen außer Basketball zu beschäftigen." Er hat auch für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" eine Rezension geschrieben, über den bösesten Basketball-Buben aller Zeiten, über Dennis Rodman.Die Kollegen waren dem Vernehmen nach sehr angetan.Rodman ist mittlerweile übrigens 36 Jahre alt und spielt immer noch.Wenn man die Berliner Basketball-Anhänger fragt, könnte sich Henning Harnisch das "enfant terrible" der Chicago Bulls wenigstens in diesem einen Punkt gern als Beispiel nehmen.

DIETMAR WENCK

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