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15. Spieltag: Frankfurt kriegt den Frust ab

Nach dem enttäuschenden Champions-League-Aus demontiert Werder Bremen die Eintracht beim 5:0.

War Johan Micoud zurückgekehrt? Der Franzose stand in Bremen vier Jahre lang für den tödlichen Pass – allerdings waren Steilpässe, die die Abwehr des Gegners auseinandernehmen, zuletzt selten in Werders Spiel geworden. Der Werder-Stil hatte beschlossen, das Bremer Weserstadion nur noch selten zu besuchen in dieser Hinrunde. Gestern schaute er jedoch wieder vorbei. Auch wenn es nicht Micoud war, der die Stürmer belieferte beim 5:0 (3:0) gegen Eintracht Frankfurt.

Nach Bremens blamablem Ausscheiden in der Champions League konnte man das nicht unbedingt erwarten. Steilpass Nummer eins ließ ganze sechs Minuten auf sich warten. Torsten Frings, der gestern offenbar eine Art Bewerbungsvideo für Bundestrainer Joachim Löw anfertigen wollte, schickte Hugo Almeida auf die Reise. Der wiederum bediente Claudio Pizarro, und schon stand es 1:0 für Werder. Beim 2:0 reichten noch weniger Stationen: Frings passte auf Pizarro, der den Ball umgehend ins Tor drosch. Fröhlich feierten die Bremer Fans schon nach 20 Minuten die Rückkehr des guten Fußballs. Der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen sah sich nach dem Spiel genötigt, auf „die Zweiklassengesellschaft in der Bundesliga“ hinzuweisen. Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel sagte, dass seine Mannschaft gegen ein Team aus der deutschen Spitze keine Chance haben würde.

Gefühlt zählt Werder schon wieder zur Spitze. Dabei hatte niemand Frankfurt dazu gezwungen, in Bremen mit einer Angsthasentaktik zu Werke zu gehen. „Wir haben uns erbarmungslos ergeben“, urteilte der Torwart Markus Pröll. Man müsse doch hinterher „in den Spiegel schauen können“. Er zweifelte daran, dass die Frankfurter das gestern Abend konnten. Noch vor der Pause erzielten die nun leichtfüßig kombinierenden Bremer das dritte Tor, Werders Spielmacher Diego wuchtete einen Elfmeter in Netz. Sein Heber auf Aaron Hunt hatte die Szene eingeleitet, Bellaid stieß Hunt regelwidrig um. In der zweiten Halbzeit konnte es sich Werder leisten, nur noch gelegentlich wirklich Tempo zu machen. Frankfurt blieb weiter harmlos, Claudio Pizarro ließ es sich nicht nehmen, sein drittes Tor und damit das 4:0 zu erzielen. Hunt schloss ein feines Solo zum 5:0 ab. „Man hat heute gesehen, dass wir das richtige Maß hatten, was die Balance angeht“, sagte Werders Trainer Thomas Schaaf. Ist Werder nun also wieder im Gleichgewicht? Der Trainer ist vorsichtig. „Erst wenn wir ein paar Spiele haben, in denen wir das so gut umsetzen, dann wird sich auch das Umfeld hier wieder beruhigen“, sagte Schaaf.

Sportchef Klaus Allofs zählte unterdessen gleich mehrere Leistungsträger auf, deren Formkurve endlich wieder nach oben zeige: Frings, Diego, Pizarro, Hunt erwähnte er namentlich. „Das zusammen macht aus, dass wir wieder eine höhere Qualität haben.“

Olaf Dorow[Bremen]

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