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Sport: 1860 München - Cottbus: Schaumwein und "Nie mehr Zweite Liga"

Auch der Beste seines Teams hatte es geschafft. Nach vollbrachter Arbeit und nachdem Vasile Miriuta ausgiebig eine riesige Fahne vor dem Fanblock geschwenkt hatte, trabte er im Kabinengang an Energie-Trainer Eduard Geyer vorbei.

Auch der Beste seines Teams hatte es geschafft. Nach vollbrachter Arbeit und nachdem Vasile Miriuta ausgiebig eine riesige Fahne vor dem Fanblock geschwenkt hatte, trabte er im Kabinengang an Energie-Trainer Eduard Geyer vorbei. "Der beste Trainer in Erste Liga - Eduard Geyer", brüllte der ungarische Nationalspieler, der auch selbst den größten Anteil am Cottbuser Klassenverbleib hatte. 1:0 gewannen die Lausitzer beim TSV München 1860 und hatten dabei das große Glück, auf einen Gegner zu treffen, der geistig und körperlich bereits mit den Urlaubsvorbereitungen befasst war. Dennoch geriet es für die Cottbuser Verantwortlichen und Spieler zu einem "sehr strapaziösen Spiel, nichts für schwache Nerven, ein Krimi", wie es des Gästetrainer Eduard Geyer wortreich formulierte.

Dabei hatte es ganz gut begonnen. Die gelangweilten Akteure des Gastgebers wurden vor der Pause gut beschäftigt. Miriutas Freistoß knallte ans Lattenkreuz (19. Minute), und auch Faruk Hujdurovic (21.) und Sebastian Helbig (23.) hatten gute Chancen. Derart warmgespielt, war das Führungstor der Cottbuser nur eine Frage der Zeit. Helbig konnte sich über rechts ohne weitere Belästigung durchspielen, dann nach innen passen, wo Antun Labak - mithin auch "Pistolero" genannt - von Torben Hoffmann auch nicht bedrängt wurde und das einzige Tor des Tages erzielen durfte (25.). "Wir haben gesehen, wie es in Schalke steht und waren schon etwas nervös", gestand Vasile Miriuta, "aber Gott sei Dank hat Toni Labak das Tor gemacht." Und Trainer Geyer war sauer: "Ich habe in der Pause gesagt, wir müssen rennen, rennen, rennen."

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Aber in der zweiten Hälfte taten die Cottbuser gar nichts mehr nach vorne, wirkten mitunter leer gebrannt und wie paralysiert. Ein fahriger Torwart Tomislav Piplica und eine unkonzentrierte Abwehrleistung ließen Trainer Geyer verzweifeln: "Es gab ein paar Ungereimtheiten, es waren immer ein paar Blaue frei in unserem Strafraum." Die Hausherren waren zwar optisch überlegen, aber weil sie sich für Standfußball entschieden hatten, blieb dem Ballführenden meist nur die Möglichkeit eines Alleingangs. Immerhin griffen ja auch die Gäste nicht mehr wirklich an. Torben Hoffmann hatte so etwas ähnliches wie eine Torchance (74.) und auch Roman Tyce (76.), aber all das war nichts Besonderes. Werner Lorant motzte anschließend noch ein wenig herum, aber auch für ihn war dieses Spiel nur noch lästige Notwendigkeit: "So kann man sich nicht präsentieren, das hatte mit Bundesliga-Fußball nichts zu tun." Aber das überraschte ihn nach diesen 34 meist unerfreulichen Spieltagen auch nicht mehr: "Ich bin froh, dass dieses Seuchenjahr zu Ende ist."

Und weil auch via Anzeigetafel vermittelt wurde, dass sich die Dinge in Schalke am Ende aus Cottbuser Sicht gut zu Ende entwickelt hatten, konnte die Party nach dem zwischenzeitlichen Schock der Unterhachinger 3:2-Führung dann in den letzten Minuten beginnen. Dennoch sprach Eduard Geyer nach dem Abpfiff von "schweren neunzig Minuten" - vielleicht auch, weil ihn seine Bandscheibenbeschwerden nervten: "Als Unterhaching 2:0 führte, da hab ich gedacht, was ist denn das für ein Verein." Aber was machte es danach noch aus, es war vollbracht. In der Kabine wurde Schaumwein vergeudet und der gute alte Schlager "Nie mehr Zweite Liga" aufgewärmt.

Doch bereits heute morgen um 9.30 Uhr bat Geyer wieder zum Training. Was bis dahin passierte, das ließ Geyer ziemlich offen. "Was die Spieler machen, ist mir ziemlich wurscht, aber ich will hoffen, es wird richtig gefeiert." Das konnte ihm Sebastian Helbig glaubhaft versichern: "Es ist eine Sensation, einfach Weltklasse. Heute nacht wird Cottbus brennen."

Detlef Dresslein

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