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Sport: 1860 München vs. Borussia Dortmund: Winterschlaf in der Tiefkühltruhe

Die Stimmung im und ums Olympiastadion war recht eigen, als sich am Freitagabend der TSV 1860 München und Borussia Dortmund miteinander beschäftigten. Eine weiße Winterwunderwelt hatte sich breit gemacht.

Die Stimmung im und ums Olympiastadion war recht eigen, als sich am Freitagabend der TSV 1860 München und Borussia Dortmund miteinander beschäftigten. Eine weiße Winterwunderwelt hatte sich breit gemacht. Im Radio liefen permanent Meldungen über Eisesglätte, Staus und Unfälle. Auf dem Olympiaberg nebenan fuhren sie am Nachmittag einen Weltcup im Snowboard aus, und kurz nach dem Anpfiff begann der Schnee zu rieseln, der alles weiß und still machte, bis auf das beheizte Rasengeviert in der Mitte des Stadions. Das Spiel selbst changierte zwischen Winterschlaf und Tiefkühlatmosphäre, und warum es 1:0 für die Münchner endete, das müssen sich vor allem die Dortmunder selbst fragen.

Dennoch beschwerte sich deren Kapitän Jürgen Kohler erst über den Gegner: "1860 hat uns das Leben schwer gemacht, das war das Hauptproblem." Die Münchner also machten es unverschämterweise den Borussen schwer. "Wir haben an uns geglaubt und sind belohnt worden", sagte der junge Daniel Bierofka fröhlich. Wenn das schon reicht, um den Borussen beizukommen, dann muss man dem ewig zeternden Borussia-Trainer Matthias Sammer beipflichten: "Wir dürfen nicht meinen, dass wir schon sehr weit sind. Obwohl das bei uns recht gerne hereingetragen wird. Ein Problem bekommt man, wenn man es glaubt." Womit in Opposition zu Herrn Kohler das wahre Problem der Dortmunder an diesem Abend festgemacht wäre.

Die sehr willigen, aber spielerisch doch eher mittelstarken Münchner beherrschten die Borussen nämlich wie sie wollten. Und das, obwohl sie bereits nach 30 Sekunden auf ihren Abwehrchef Ned Zelic verzichten mussten, der nach einem Zusammenstoß mit Fredi Bobic ausgetauscht wurde. Seinen Job übernahm der Norweger Vidar Riseth - mit dem bemerkenswerten Ergebnis, dass der TSV 1860 erstmals in dieser Saison ein Heimspiel ohne Gegentor beendete.

Damit hätte wiederum Matthias Sammer recht gut leben können. "Am Ende geht so etwas normalerweise torlos aus, dann haben wir einen Punkt, und ich würde das Spiel auch nicht anders bewerten." Und auch Fredi Bobic fand, "dass dieses Spiel eigentlich keinen Sieger verdient hatte". Nicht 1860, aber auch wahrlich nicht Dortmund, so kess wollten die Borussen auch gar nicht sein. Dass es nicht 0:0 endete, schrieben die Dortmunder Schiedsrichter Jürgen Aust zu, der sich kurz nach der Pause zu einem Strafstoßpfiff entschloss. Daniel Bierofka, der beste Münchner an diesem kühlen Abend, hatte gerade ein schönes Solo dargeboten und war im Strafraum von Evanilson umgeschubst worden. Kein böses Foul wohl, aber eben ein Foul. Thomas Häßler nutzte die Chance zur späten Genugtuung für das schlimmste Jahr seiner Karriere auf der Dortmunder Reservebank respektive Tribüne und vollendete die Niederlage für seinen ehemaligen Klub.

"Dieser Elfmeter war ein absoluter Witz, weil vorher ein klares Handspiel zu sehen war", schimpfte Kapitän Kohler. Da pflichteten ihm Trainer Sammer und auch Fredi Bobic bei, während Abwehrkollege Christian Wörns zwar kein Handspiel gesehen hatte, aber wiederum befand, dass Evanilsons Foul wenig pfiffwürdig gewesen sei.

Aber letztlich wußte auch Kohler, "daß es nicht nur am Schiedsrichter lag, sondern wir uns diesen Schuh selbst anziehen müssen". Die Westfalen taten einfach viel zu wenig, und konnten sich nicht mal die fahrlässigen Fehler der Löwen zunutze machen. Auch das Debüt von Tomas Rosicky, dem teuersten Bundesliga-Kicker aller Zeiten, änderte nicht viel. Der Tscheche hatte wegen einer gerade erst auskurierten Mandelentzündung die erste Stunde auf der Ersatzbank verbracht. Rosicky hmühte sich zwar, konnte aber in seinen 30 Einsatzminuten auch nichts mehr bewegen.

Detlef Dresslein

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