zum Hauptinhalt
Derbysieg: Rafael van der Vaart und der Hamburger SV gewinnen gegen Werder Bremen.

© dpa

2:0 gegen Werder Bremen: HSV gewinnt schwaches Nordderby

Der Hamburger SV hat gegen Tabellennachbar Werder Bremen einen glanzlosen aber enorm wichtigen Sieg eingefahren. Die Erfolgsserie des Bremer Neu-Trainers Viktor Skripnik ist damit erstmal beendet.

Hamburg - Die aggressiven Töne  waren aus Hamburg gekommen. Der Rasen müsse „brennen“ hatte Trainer Joe Zinnbauer verlangt; Vereinschef Dietmar Beiersdorfer sagte, dass solch ein Derby nur über den Kampf entschieden werde – und da wolle er von seinem Team die Leidenschaft des Leverkusen-Spiels sehen. Das war Anfang November eine üble Treterei gewesen. Auf Bremer Seite hatte der Stoiker Viktor Skripnik die Verhältnisse geradegerückt: „Es ist kein Krieg, es ist nur ein Spiel“, sagte der Trainer.

Auf dem Rasen blieb bei aller Hektik und zahlreicher Verwarnungen alles weitgehend im Rahmen – das war die erfreuliche Kunde. Zusätzliche Brisanz war durch die Samstagsergebnisse entstanden. Frankfurt hatte gewonnen, die Hertha auch, Paderborn und Freiburg punkten munter weiter: Für beide Klubs war es ein Spiel, das siegreich gestaltet werden musste, um den Anschluss ans untere Bundesliga-Mittelfeld zu wahren.

Das gelang dem HSV maßgeblich durch den Treffer des eingewechselten Artjoms Rudnevs in der 84. Minute. Aus kurzer Entfernung schob der Lette den Ball ins Bremer Tor – bitter für Werder, das durch Konter in dieser Phase gefährlicher wirkte. Der 2:0-Sieg der Hamburger nach Arslans spätem Tor war aufgrund einer engagierteren zweiten Halbzeit verdient, wenn auch glücklich. Bremen hatte etwas zu früh versucht, das 0:0 über die Zeit zu bringen. Zudem verlor der SVW seinen Kapitän Clemens Fritz nach gelbroter Karte in der 90. Minute.

Werder-Fans tragen Skripnik-Jacke

Werders meist tiefenentspannt wirkender Trainer verfolgte das 101. Nord-Duell von der Bank sitzend aus, während Zinnbauer stand.  Zwei Siege waren dem 45 Jahre alten Skripnik mit Werder zum Einstand gelungen. Es scheint, als genügten seine Ruhe und der Rückgriff auf die Raute im Mittelfeld, um die Bremer wieder wettbewerbsfähig zu machen. Schon hatten sich Werder-Fans erste Devotionalien geschneidert. So trugen einige Anhänger eine schwarze Kapuzenjacke mit einer aufgedruckten Skripnik-Jubelgeste aus Spielerzeiten. Überraschend, dass dieser unauffällige Mann einmal so beliebt sein würde. 

Zinnbauers Bilanz von acht Punkten aus acht Spielen vor der Partie war hingegen mäßig. Wie so oft in Hamburg schien der erste positive Effekt des Trainerwechsels schon wieder verflogen. Der ein Jahr jüngere Zinnbauer muss zeigen, dass er mehr zu bieten hat als nur Emotionalität. Am Sonntag war es ein erster Schritt, als der HSV auch vier Minuten Nachspielzeit überstand.

 Hajrovic und Petersen für die Santo und Elia

Werder-Coach Skripnik ließ für den verletzten Topstürmer Franco Di Santo und Eljero Elia zwei frische Offensivkräfte ran – Izet Hajrovic und Nils Petersen. Beide hatten unter Skripniks Vorgänger Robin Dutt meist von der Ersatzbank oder der Tribüne zugeschaut. Für Sebastian Prödl, ebenfalls angeschlagen,  rückte Assani Lukimya in der Innenverteidigung nach. Werder zog sich weit zurück und ließ den HSV spielen. Ballbesitz ist aber bekanntlich eine Strafe für den HSV. Insofern hatte Skripnik die richtige Taktik gewählt. Außer Gouaidas Schuss gegen Raphael in der elften Minute fehlte es Hamburg an guten Offensivaktionen. Die brutale Intensität des Leverkusen-Spiels verfehlte diese Partie, es ging umkämpft und mit vielen kleinen Fouls, aber weitgehend fair zu. Werder fühlte sich ganz wohl  und wurde mutiger – Zlatko Junuzovic stand plötzlich frei vor Jaroslav Drobny, traf den Ball aber ungenau (28. Minute). Die Partie wurde offener, weil Bremen mehr mitspielte – sofort schaltete der HSV schnell um und kam nach einem Ballverlust von Felix Kroos zur zweiten Chance, als Lewis Holtby an Wolf scheiterte (33. Minute). Umkämpft, zerfahren und leistungsgerecht 0:0 stand es zur Pause des Nordderbys. Die Intensität vergangener Duelle erreichte die Partie, wer aber gekommen war, um guten Fußball zu sehen, hatte sich definitiv in der Jahreszahl getäuscht. 

Der HSV kam wildentschlossen aus der Kabine. Näher am Siegtreffer waren aber die Bremer, als Galvez und Garcia in der 79. Minute ihre Doppelchance vergaben. Dann kam Rudnevs und ließ die HSV-Fans jubeln. Tolgay Arslan stolperte den Ball in der 94. Minute zum Endstand über die Linie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false