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Cicero

© ddp

2:1 gegen HSV: Hertha guckt nach oben

Die Berliner schlagen den Hamburger SV im Olympiastadion nach 0:1-Rückstand noch 2:1 und sind jetzt schon Tabellenvierter.

Mit dem Instinkt eines Raubtieres hat Hertha BSC dem Hamburger SV im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga eine empfindliche Niederlage zugefügt. Die Berliner waren optisch keinesfalls die überlegene Mannschaft, aber sie nutzten eine kurze Schwächephase der Hamburger gnadenlos aus. Zwei Tore binnen drei Minuten zu Beginn der zweiten Halbzeit bescherten Hertha einen 2:1 (0:1)-Sieg, mit dem sie am HSV auf Platz vier kletterten.

48.285 Zuschauer im Olympiastadion sahen den siebten Sieg im 13. Saisonspiel. Das bemerkenswert Neue an dieser Berliner Mannschaft ist, dass sie für den Gegner nicht mehr so leicht auszurechnen ist wie in vergangenen Jahren. Dass sie den Charakter hat, sich auch an schlechteren Tagen zu einer Energieleistung aufzuraffen. Dass sie über Persönlichkeiten verfügt, die ein Spiel binnen Sekunden drehen können. Auch wenn sie gerade noch auf der Bank gesessen oder zuvor wenig bis gar nichts gezeigt haben.

Der Brasilianer Cicero steht für diese neue Hertha. Ein technisch beschlagener und taktisch disziplinierter Spieler, der sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn das Spiel lange an ihm vorbei läuft. In der ersten Halbzeit gegen den HSV war Cicero beinahe ein Totalausfall. Trainer Lucien Favre aber ließ ihn zur zweiten Halbzeit auf dem Platz, und er tat gut daran. Vom Anstoß weg suchte Cicero den Weg in die Spitze. Sofian Chahed schlug von der rechten Seite die vielleicht schönste Flanke seines Lebens, direkt in den Lauf von Cicero, der als Tiefflieger knapp über dem Boden den Ball mit der Stirn ins rechte Eck wuchtete.

Das war nach 37 Sekunden ein Schlag, den der HSV nur schwer wegstecken konnte. Hertha setzte nach, und wie. Ganze drei Minuten dauerte es bis zum 2:1. Wieder lief der Angriff über die rechte Seite, diesmal über Maximilian Nicu, der den Ball gedankenschnell in den Rücken der Hamburger Abwehr spielte, direkt auf den Fuß des gerade eingewechselten Waleri Domowtschiski, der mit links zum 2:1 traf.

Ausgerechnet Waleri Domowtschiski gelingt der Siegtreffer

Ausgerechnet Waleri Domowtschiski, der zuletzt so glücklose Bulgare, dem Herthas Antreiber Andrej Woronin vor einer Woche im Spiel gegen Hoffenheim noch Prügel angedroht hatte, weil er einen Konter allzu egoistisch abgeschlossen hatte.

Vergeben und vergessen, wie auch die Souveränität war die Souveränität der ersten Halbzeit, die in Mladen Petrics wunderschönem Tor nur unzureichenden Niederschlag gefunden hatte. Ein langer Einwurf von Jerome Boateng sprang über Herthas Kapitän Arne Friedrich Hinweg zu Petric, der mit dem Rücken zum Tor stand, den Ball mit der Brust stoppte und per Fallrückzieher ins Berliner Tor zirkelte. In der B-Note für den künstlerischen Ausdruck ließ sich diese Aktion schwer übertreffen, aber auch ein schönes Tor ist eben nur ein einziges. Und das war zu wenig gegen eine nicht brillante, aber im richtigen Augenblick zupackende Hertha.

Der HSV rappelte sich zwar wieder auf und bestimmte das Tempo, aber Hertha besitzt mittlerweile die Cleverness und die Klasse, einen Vorsprung gegen eine technisch überlegene Mannschaft über die Zeit zu bringen. Wie schon gegen Hoffenheim arbeitete das Berliner Mittelfeld mit hoher Laufbereitschaft, verengte damit die Räume und nahm den Hamburgern den Spaß am Spiel. Und doch hatte Hertha noch eine gefährliche Szene zu überstehen. Das war in der Nachspielzeit, als der eingewechselte Jonathan Pitroipa nur die Latte traf.

Zuvor aber hatten die Berliner schon dreimal das dritte Tor auf dem Fuß. Woronin sogar noch zweimal das dritte Tor auf dem Fuß. Einmal boxte Frank Rost boxte seinen Schuss aus dem Winkel, und kurz vor Schluss war der Hamburger Torwart beim einem Konter einen Tick schneller am Ball als Herthas Ukrainer. Und in der Schlussminute hatte Cicero mit einem abgeblockten Schuss Pech.

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