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2:2 in Stuttgart: Bayern verschätzt sich

Kurz vor Schluss müssen die Münchner beim VfB Stuttgart doch noch das 2:2 hinnehmen und können Hoffenheim dadurch nur knapp überholen.

Uli Hoeneß gab zwar vor, „hochzufrieden“ zu sein, sah aber nach dem 2:2 beim VfB Stuttgart ganz und gar nicht so aus. Er schimpfte so laut und lange über den Spielplan und gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Karl-Heinz Rummenigge über die zu wenig flexible Deutsche Fußball-Liga, dass man ihm unmöglich glauben wollte, was er zuvor sagte. Es sei ein rechter Witz, dass ein Champions-League-Teilnehmer wie die Bayern schon am Samstag spielen müssten, während sich Hoffenheim und Schalke hätten ausruhen können und dafür auch noch mit einem Spiel am Sonntag belohnt worden wären. Ansonsten fand Hoeneß, „haben wir hier unverdient zwei Punkte liegen lassen“.

Auch diese Aussage darf keinesfalls als objektiv betrachtet werden. Die Stuttgarter nämlich hatten sich diesen Punkt vor 55 800 Zuschauern redlich verdient und konnten ihrerseits jede Menge Argumente dafür finden, in Wirklichkeit selbst zwei Punkte liegen gelassen zu haben. Ohne den an der Schulter verletzten Franck Ribéry war es viel Routine, die die Bayern abspulten – mehr Leidenschaft warf der VfB in die Waagschale. „Das war Action und Unterhaltung. Auch mir hat das heute wirklich Spaß gemacht“, sagte Jens Lehmann, der in den Schlussminuten mit nach vorne gestürmt war und hinterher zumindest nicht abstreiten wollte, durch sein Auftauchen im Bayern-Strafraum unmittelbar zum Ausgleich beigetragen zu haben. Wie Hoeneß ärgerte sich auch Bastian Schweinsteiger, „dass wir hier zweimal in der Nachspielzeit ein Tor kassiert haben. Die zweite Halbzeit war wirklich gut“.

Er sprach damit sowohl die Führung der Stuttgarter in der 45. Minute durch Sami Khedira wie auch dessen 2:2-Ausgleich in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte an. „Der Ball hätte auch in den Neckar fliegen können“, sagte der zweimalige Torschütze. „Aber wir haben viel dafür getan, hier noch einen Punkt zu holen.“ Lange verlief das Spiel ganz nach dem Geschmack von Bayern München. Nach dem Ausgleich von Tim Borowski, der einen Abpraller von Lehmann nutzte, und Luca Tonis Tor sahen die Münchner lange wie der Gewinner aus. Der VfB Stuttgart aber gab nie auf und lieferte nicht nur kämpferisch eine tolle Partie. Das Spiel blieb interessant, weil beide die Entscheidung suchten und keinem Zweikampf aus dem Weg gingen. Schiedsrichter Thorsten Kinnhöfer leitete die umkämpfte Partie souverän. In der 85. Minute gab es auch kaum Zweifel, wie er eine Szene zu bewerten hatte: Massimo Oddo, der zuvor schon durch abfällige Gesten gegen Kinnhöfers Assistenten aufgefallen war, ging mit gestrecktem Bein gegen Christian Träsch zu Werke und traf den Stuttgarter im Gesicht. Kinnhöfer zog Rot. „Da hätte auch Gelb gereicht, das war kein absichtliches Foul“, befand Uli Hoeneß.

Am Ende sah im Lager der Bayern nur Jürgen Klinsmann wirklich zufrieden aus. In seiner Heimat sagte der Schwabe mit verschränkten Armen und seinem obligatorischen Lächeln : „Wir fahren ein hohes Tempo. Ich bin mit der Entwicklung absolut zufrieden.“ Nicht ganz zu Unrecht: Die Bayern haben seit Ende September kein Spiel mehr verloren. Jetzt sind die Münchner mindestens für einen Tag Tabellenführer und zogen an ihrem schärfsten Konkurrenten 1899 Hoffenheim vorbei. Der Aufsteiger aber kann in seinem Spiel heute bei Schalke 04 durch ein Unentschieden auf Platz eins klettern und den Münchnern die Herbstmeisterschaft wegschnappen.

Hoffenheims Hoffnungsträger: Seite 10

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