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Diesmal jubeln die anderen. Friedrichshafen schlägt Berlin in einem dramatischen Spiel 3:2.

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Update

2:3-Niederlage gegen VfB Friedrichshafen: BR Volleys vergeben die Titelchance zu Hause

Die BR Volleys haben den dritten Sieg in der Finalserie um die Volleyball-Meisterschaft verpasst. Vor 8553 Zuschauern in der Schmeling-Halle verloren sie gegen den VfB Friedrichshafen mit 2:3 - und müssen am Sonntag auswärts ins Entscheidungsspiel.

Von Johannes Nedo

Mark Lebedew rang nach Worten. Nur schwer konnte der Trainer der BR Volleys beschreiben, warum seine Mannschaft gerade verloren hatte. „Es haben zwei Zentimeter da und ein Zentimeter dort gefehlt“, sagte der Australier. Doch wie er sich fühlte, konnte man genau sehen. Er war vollkommen enttäuscht. Mit 2:3 (25:20, 21:25, 27:25, 23:25, 14:16) verlor sein Team das vierte Spiel in der Play-off-Finalserie um die deutsche Volleyball-Meisterschaft. Zwei Punkte fehlten am Ende. Und so feierten die Berliner nicht die vierte Meisterschaft nacheinander. Es wäre der erste Titel dieser vier gewesen, den sie zu Hause in der Max-Schmeling-Halle hätten gewinnen können. Stattdessen steht es in der Serie „Best of Five“ nun 2:2, und am Sonntag kommt es zum entscheidenden Spiel in Friedrichshafen. "Wir haben nicht konsequent genug gespielt", sagte Manager Kaweh Niroomand und fügte hinzu: "Die Chance darf man nicht vergeben. Der Vorteil ist nun weg."

Insgeheim hatten alle diesen Titel erwartet. 8553 Zuschauer waren in die ausverkaufte Max-Schmeling-Halle geströmt, darunter auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) – der ebenso kräftig seine Klatschpappe nutzte wie alle anderen im Publikum. Und die Stimmung war grandios. Die Besucher machten ohrenbetäubenden Krach und feuerten die Volleys pausenlos an. Alle glaubten an den Titel, dabei mussten die Berliner auf einen ihrer wichtigster Spieler verzichten: Paul Carroll. Der australische Diagonalangreifer hatte sich am Dienstag im Training einen Meniskusriss zugezogen. Sein Ersatz Christian Dünnes vertrat ihn gut. Der 30-Jährige schwankte jedoch in seiner Leistung zu sehr – wie die gesamte Mannschaft. 

„Es wäre extrem wichtig, wenn wir uns den ersten Satz holen“, hatte Volleys-Kapitän Scott Touzinsky vor der Partie gesagt. Und genauso gingen die Berliner in diesen Durchgang. Zwar holten sich die Friedrichshafener den ersten Punkt, Maarten van Garderen gelang ein Ass, doch von da an bestimmten die Volleys das Geschehen. Mit einer starken Annahme und fehlerlosem Angriffsspiel zogen sie bei einer Aufschlagsserie von Tomas Kmet auf 8:3 davon. Danach ließen die Berliner die Gäste jedoch noch einmal herankommen (12:10), vor allem dank krachender Schläge von Dünnes setzten sie sich dann aber auf 20:13 ab. Diesen Vorsprung ließ sich Lebedews Mannschaft nicht mehr nehmen. Nach einem Aufschlagfehler von Friedrichhafens van Garderen sicherten sich die Berliner den ersten Satz mit 25:20.

Bei den BR Volleys wurde der verletzte Paul Carroll schmerzlich vermisst

Der zweite Satz verlief ausgeglichener. Beide Teams lieferten sich umkämpfte Ballwechsel, lange gelang es keinem Team, deutlich in Führung zu gehen. Die Berliner Zuschauer waren dabei schon in Meister-Laune, beim Stand von 16:15 für die Volleys machten sie die Welle. Und der Jubel wurde noch größer, als die Gastgeber mit 19:16 führten. Allerdings lief dann nicht mehr viel zusammen bei den Berlinern. Friedrichshafen wehrte die Angriffe stark ab und erzielte im Gegenzug schnelle Punkte. Plötzlich führte der VfB mit drei Punkten (24:21) und nutzte dann auch den ersten Satzball zum Gewinn des Durchgangs, nun stand es 1:1. 

Die Volleys brauchten etwas Zeit, um sich von der Aufholjagd der Friedrichshafener zu erholen. Auch im dritten Satz hatten sie zu Beginn Probleme im Angriff, ganz im Gegensatz zu den Gästen. So punktete Friedrichshafens Max Günthör zum 3:1 sogar mit einem gepritschten Ball. Und kurz darauf ergriff Berlins Felix Fischer die Initiative und animierte das Publikum. Sein Team musste um jeden Punkt kämpfen, vor allem Dünnes konnte seine Angriffsschläge nun nicht mehr so gut platzieren. Zwar gelangen noch einige gute Abwehraktionen, wie ein Block von Fischer. Aber Friedrichshafen führte 19:17, und Lebedew wechselte Francesco De Marchi für Dünnes ein – das zahlte sich aus. Der Italiener erzielte den Punkt zum 22:22 und etwas später hatten die Volleys Satzball (24:23). Auch die Gäste agierten in dieser spannenden Phase sehr stark, verteidigten aufopferungsvoll und wehrten zwei Satzbälle ab. Aber mit dem dritten holten sich die Berliner diesen Durchgang (27:25) und damit die 2:1-Führung. Wieder tobte die Halle. 

Im fünften Satz fehlten den Berlinern nur zwei Punkte zum Meistertitel

Der vierte Satz verlief dann jedoch nicht nach dem Geschmack der Mehrzahl der Zuschauer. Die Friedrichshafener setzten sich schnell ab (5:2). Im Block war die Mannschaft vom Bodensee kaum mehr zu bezwingen, ihre Angriffe schloss sie konsequent ab und führte 13:8. Aber die Berliner kämpften sich wieder ran, gingen nach überragenden Blöcken von Tomas Kmet und Kawika Shoji sowie einer Aufschlagsserie von Felix Fischer sogar kurz in Führung (16:15). Dann aber kamen die Gäste wieder zurück. Und sie gewannen den Satz knapp mit 25:23. 

Wie im ersten Heimspiel der Finalserie ging es also in den Tie-Break. Da lieferten sich beide Mannschaften erneut einen begeisternden Schlagabtausch. Angefeuert von den Fans erspielten sich die Volleys einen Vorteil, führten 13:11 und es fehlten nur zwei Punkte zum Titel. Doch die Nerven flatterten plötzlich. Friedrichshafen ging in Führung und setzte wieder einen Block, der nicht zu überwinden war. Danach wurde es ganz still in der Halle. Nur die Friedrichshafener feierten. „Es ist wirklich schrecklich. Ganz hart“, sagte Carroll. Und damit meinte er nicht nur seine Verletzung.

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