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Sport: 2,4 Kilo Sammelwut Ein Lexikon über

Fußball im Film

Als Franz Beckenbauer 1973 in dem Spielfilm Libero 88 Minuten lang über die Leinwand huschte, fiel die Kritik durchwachsen aus. Der Streifen punktete mit Beckenbauers Charme, den dokumentarischen Spielszenen und subtilen Kamerastudien. Die wirre Rahmenstory, die klischeehafte Inszenierung des „Kaisers“ als Profifußballer und die „Dialoge für Kreuzworträtselfreunde“ kamen dagegen bei Kritikern weniger gut an. Neben der Erkenntnis, dass auch ein Fußballfilm meistens rund 90 Minuten dauert, bestätigte „Libero“ ein trauriges Vorurteil: es gibt wenige (bis keine) guten Fußballfilme. Auf die Frage, warum das so ist, gibt auch Autor Jan Tilman Schwab im einführenden Essay keine abschließende Antwort. Der Filmwissenschaftler hat sich dem Genre vor allem mit Fleiß und Sammelwut genähert. Schwab hortete Rezensionen, recherchierte in Filmmuseen, stöberte in Archiven, Bibliotheken und Filmsammlungen.

Was der Dozent an der Universität Kiel zusammengetragen hat, sprengt fast die Buchdeckel. Wer im 2,4 Kilo schweren Lexikon schmökert, erfährt beispielsweise, dass der älteste noch erhaltene Fußballfilm Football (1897) eine französische Produktion ist. Der einminütige Streifen des Filmpioniers Alexandre Promio zeigt ein Trainingsspiel zwischen zwei unbekannten Mannschaften. Die früheste Aufnahme eines Länderspiels mit deutscher Beteiligung stammt aus dem Jahr 1913. Die Engländer besiegten die Deutschen mit 3:0. Ein Tor hat die starre Kamera leider nicht eingefangen. Schwab hat ein schuhkartongroßes Buch mit 500 Einträgen auf 1100 Seiten vorgelegt – ein Standardwerk.

— Jan Tilman Schwab: Fußball

im Film. Lexikon

des Fußballfilms,

Belleville-Verlag,

1100 Seiten, 98 Euro.

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