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Der Anfang. Die erste Ausgabe vom Oktober 1993.

© Eis Dynamo

20 Jahre Eis-Dynamo: Dinosaurier mit Scheibe

Kompromisslos und immer nah an den Fans der Eisbären: Der Eis-Dynamo, Berlins Sport-Fanzine mit dem größten Durchhaltevermögen, wird dieser Tage 20 Jahre alt.

Früher nicht von allen geliebt, dann geduldet und inzwischen sogar gemocht: Der Eis-Dynamo wird in diesen Tagen 20 Jahre alt. Und der ungewöhnlich lange Weg des Berliner Eishockey-Sportfanzines wurde von den Eisbären Berlin nicht immer mit Wohlwollen begleitet. Früher, erinnert sich Fanzine-Mitgründer André Haase, da „fielen wir unter das allgemeine Dynamo-Verbot“. Der Klub aus Hohenschönhausen hatte sich umbenannt in Eisbären und war damals unter der Führung von Günter Haake und Manager Lorenz Funk erpicht darauf, das alte DDR-Image loszuwerden. Schließlich wurde der Verkauf des Din-A5-Heftchens um die Halle herum erlaubt.

Lange ist es her. In der gerade zum Jubiläum erschienenen Ausgabe 136 gratulieren die Eisbären den Fanzinemachern sogar zum Jubiläum. Die Themen auf 44 Seiten sind wie immer salopp und nah am Fan formuliert und im Prinzip ist der Eis-Dynamo sich konservativ treu geblieben, allein schmucke glänzende Cover- und Farbfotos in der Heftmitte gab es früher noch nicht. Fanzinemacher Haase sagt denn auch, dass das Heft inzwischen ein wenig Oldschool sei. „Wir sind die Dinosaurier. Der Eis-Dynamo hat sich als Zeitung nicht groß verändert.“

Als Haase damals anfing, hatte der Fan ohne Internet schließlich noch nicht die Möglichkeit sich abseits von Zeitungen und offiziellem Stadionmagazin groß zu informieren. Aber der Bedarf sei noch da. Noch immer verkaufen die Macher von ihrem in der Eishockeysaison monatlich erscheinendes Magazin eine knapp vierstellige Auflage – inzwischen vor und in der O2-World. Dass die Zahl der verkauften Hefte mit dem Umzug aus dem Wellblechpalast vor gut fünf Jahren nicht anstieg, ist wohl nicht allein auf die allgemeine mediale Marktentwicklung zurückzuführen, sondern wohl auch darauf, dass jüngere Fans sich auch anderswo informieren. „Wir leben von unseren Stammkunden“, sagt Haase. Rund 2000 seien aus dem Wellblechpalast mit umgezogen.

Kompromisslos. Wenn es um den rechten Rand geht.
Kompromisslos. Wenn es um den rechten Rand geht.

© Eis Dynamo

Bis heute ist der Eis-Dynamo so etwas wie das gute Gewissen der Eisbären. Das Magazin ist sofort zur Stelle, wenn es um Themen geht, die von offizieller Seite nicht so schnell angepackt werden – da ging es schon mal um Homophobie auf den Rängen, um rechte Fans oder zuletzt um die Preiserhöhungen der Eintrittskarten. Haase sieht sein Magazin aber nicht als moralisierende Instanz. „Wir machen nicht Meinung unter den Fans, sondern wir bilden sie ab.“

Am 31. Oktober 1993 erschien der erste Eis-Dynamo, die Macher hatten zuvor an der offiziellen Stadionzeitung des EHC gearbeitet, sich aber entschlossen, eigene Wege zu gehen. Geld verdienen sie mit ihrem Produkt natürlich bis heute nicht, dafür geht viel Freizeit drauf. „Fanzinemachen ist reine Selbstausbeutung“, sagt Haase. Wie lange will er die noch betreiben? „Bestimmt nicht mehr 20 Jahre.“ Aber was heißt das schon. Als Haase damals anfing, wollte er den Eis Dynamo nach zwei Jahren in andere Hände geben. Was hätte er damals jemandem gesagt, wenn der behauptet hätte, dass er 20 Jahre später immer noch dabei ist? „Das er eine Scheibe hat.“

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Das aktuelle Heft. Nummer 136.
Das aktuelle Heft. Nummer 136.

© Eis Dynamo

- Der Eis-Dynamo feiert sein 20-jähriges Jubiläum am Samstag, 9. November, im Sophienclub in der Sophienstraße in Berlin-Mitte. Einlass ist ab 19 Uhr. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Geplant sind unter anderem Lesungen, ein Quiz und dann gibt es Überraschungsgäste. Der Eintritt beträgt 5 Euro.

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