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Sport: 21 Titel, aber noch kein Sieg

Beim VfB Stuttgart scheint sich die Verpflichtung von Giovanni Trapattoni als Missverständnis zu erweisen

Am Tag danach, als Regenwolken über Stuttgart jagten, trugen selbst die Überschriften auf der Homepage des VfB eine Spur Bitterkeit. „Wieder nur ein Punkt“, hieß es dort nach dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld. So grau wie der Himmel, so freudlos sahen auch die Gesichter von Spielern und Betreuern aus. Sogar das von Trainer Giovanni Trapattoni, von dem immer häufiger Fotos gedruckt werden, die ihn mit verzweifelten Gesten zeigen: die Schultern ratlos nach oben gezogen, die Arme hilflos ausgebreitet.

Nach dem Spiel gegen Bielefeld klagte der 66-Jährige, man höre ihm nicht mehr zu. Den Stuttgartern fehle der unstillbare Hunger nach Erfolgen. „Ich habe meine Stimme dabei verloren, die Spieler auf ihre Position zurückzurufen“, sagte Trapattoni. „Vielleicht hat es etwas mit den Ohren zu tun.“ Es ist aber wirklich schwer, ihn zu verstehen, und das hätten sie auch in Stuttgart wissen können. Um besser mit dem Weltmann Trapattoni kommunizieren zu können, nimmt VfB-Präsident Erwin Staudt seit Wochen intensiv Italienischunterricht. Staudt verteidigt die Verpflichtung des Trainers, und der Aufsichtsrat war ebenfalls davon angetan, einen Mann zu holen, der 21 Titel gewann. Diese Zahl nennt Trapattoni immer wieder, wenn er mehr Respekt einfordert. In seinen Vorträgen ist nur noch wenig vom Charme geblieben, mit dem er bei Dienstbeginn im Juli das Publikum becircte. Trapattoni schaut finster drein, während die Zahl derer wächst, die glauben, dass die Sache nicht mehr lange gut geht.

„Wir müssen schlauer werden“, sagte Trapattoni. Es ist nicht neu, dass der Italiener seine Spieler öffentlich angreift und ihnen die Fähigkeit abspricht, seine taktischen Konzepte umzusetzen. Gegen Bielefeld wollte seine Mannschaft dem Gegner nach dem 1:0 den Rest geben und lief naiv in Konter. Auch am Sonntag sah Trapattoni etwas ratlos aus. „Eh?“, sagt er am Ende seiner Sätze, was so viel heißen soll wie: „Ist das zu glauben, was hier abläuft?“ Aber es ist vor allem er selbst, der zunehmend in die Kritik gerät. In den Pressekonferenzen sitzt jetzt ein Dolmetscher, damit die Statements des Trainers auch verstanden werden. Aber auch der Dolmetscher kann die vielen personellen Wechselspiele nicht vermitteln. Gegen Köln saß Kapitän Zvonimir Soldo ohne vorherige Ankündigung draußen, was zu großem Durcheinander im VfB-Spiel führte. Gegen Bielefeld war Soldo zwar wieder dabei – aber auch eine neue Viererkette in der Abwehr. Es laufe nichts zusammen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Keine Harmonie im Team, keine gemeinsame Linie. Und kein Sieg aus vier Spielen. Jetzt wird die Begegnung beim Tabellenletzten Mainz 05 am Samstag schon zur großen Prüfung.

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