zum Hauptinhalt
Großer Jubel bei der Handball-EM: Deutschland holt den Titel.

© REUTERS

Update

24:17 gegen Spanien: Handball-EM: Die Bad Boys holen den Titel

Die deutsche Nationalmannschaft hat die Sensation geschafft. Auch im Finale der Handball-EM gegen Spanien spielte die junge Auswahl von Trainer Dagur Sigurdsson groß auf.

Um kurz nach sieben wurde die als Spielfeld getarnte Tanzfläche endlich eröffnet. Da waren die Ersatzspieler der Handball-Nationalmannschaft schon minutenlang wie Flummis vor der Bank umhergesprungen. Das Resultat des Abends, es war zu diesem Zeitpunkt längst absehbar und löste nicht nur in der mit 16 000 Zuschauern ausverkauften Arena von Krakau ungeahnte Jubelstürme aus. Zum ersten Mal seit 2004 und zum zweiten Mal in der Geschichte hat die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Sonntagabend den EM-Titel gewonnen. In einem einseitigen Finale setzte sich die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson mit 24:17 (10:6) gegen Spanien durch und qualifizierte sich somit auch gleich für die Olympischen Spiele in Rio. Gegen 15 Uhr wird die Mannschaft am Montag von ihren Fans in der Berliner Max-Schmeling-Halle erwartet.

„Hinter uns liegen vier anstrengende, aber wahnsinnig schöne Wochen“, bilanzierte Sigurdsson, ehe er sich in die taktische Analyse begab und einen Satz sagte, der immer wieder zu hören war an diesem Abend: „Wir haben eine unfassbare Abwehr gespielt, das war der Schlüssel zum Erfolg.“ 17 Gegentore bedeuteten die wenigsten in der Geschichte eines EM-Finals, der alte Bestwert datierte bislang aus dem Jahr 2008 (20). „Die Deutschen haben so gut gespielt, für uns war es heute unmöglich zu gewinnen“, sagte Spaniens Nationaltrainer Manolo Cadenas anerkennend. Bester Werfer der Partie war Rückraumspieler Kai Häfner mit sieben Treffern, noch mehr Eindruck hinterließ aber die Leistung von Torhüter Andreas Wolff, der 50 Prozent der Balle parierte, die auf sein Tor kamen. „Eine Wahnsinns-Quote“, sagte Rechtsaußen Tobias Reichmann passend zu diesem Abend der Superlative.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Beide Mannschaften waren sich bereits im ersten Vorrundenspiel in Breslau begegnet, seinerzeit noch mit dem besseren Ende für Spanien (32:29). „Heute haben wir das Spiel von Beginn an dominiert, gegen so eine Spitzenmannschaft – ich kann es selbst noch nicht richtig fassen“, sagte Abwehrchef Hendrik Pekeler, der großen Anteil an diesem Umstand hatte.

Torhüter Andreas Wolff hielt erneut überragend

Die Taktik der Deutschen, in der Grundausrichtung defensiver zu stehen und ihren Gegner zu Würfen aus dem Rückraum zu zwingen statt – wie noch in der Vorrunde – vermehrt die starken Kreis- und Außenspieler ins Spiel einbinden zu lassen, erwies sich als kluge Maßnahme. Angefeuert von erstaunlich vielen deutschen Fans, die überwiegend spontan den Weg in den Südosten Polens angetreten hatten und beim Kartenkauf vor der Halle vom Ausscheiden des Gastgebers profitierten, begann die DHB-Auswahl mit dem Selbstvertrauen, das sie sich zuvor mit sechs Siegen in Serie erarbeitet hatte. Schnell führte sie mit 2:0, musste aber auch gleich eine Schrecksekunde verkraften: Rückraumspieler Fabian Wiede humpelte nach wenigen Minuten vom Feld und konnte erst nach einer Viertelstunde wieder eingreifen. Für Wiede wechselte Sigurdsson Kai Häfner ein, der die Deutschen mit seinem Tor zum 34:33 gegen Norwegen ins Finale gebracht hatte – und Häfner machte dort weiter, wo er zuletzt aufgehört hatte. Nach seinem dritten Treffer zum zwischenzeitlichen 5:1 (10.) nahm Spaniens Coach Cadenas die erste Auszeit.

Die Intervention zeigte aber nur bedingt Wirkung. Auch in der Folge fiel den Spaniern selbst in Überzahlsituationen nicht viel ein gegen den ebenso massiven wie beweglichen Abwehrblock des Gegners. Wenn dann tatsächlich mal ein Wurf seinen Weg durch den Mittelblock fand, stand dahinter immer noch der erneut überragende Andreas Wolff im Tor, der das Duell der besten Keeper des Turniers gegen Arpad Sterbik auf der Gegenseite deutlich für sich entschied, obwohl auch Sterbik keinen schlechten Tag hatte. Mit der Halbzeitsirene traf Julius Kühn zum 10:6. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt am ersten Durchgang gab, dann war es der, dass die Deutschen einige klare Chancen hatten liegen lassen. Tobias Reichmann etwa warf einen Siebenmeter an die Latte, es war in zweieinhalb Wochen erst der zweite Fehlversuch des Rechtsaußen, ein dritter sollte zu Beginn der zweiten Halbzeit folgen.

Das machte aber nichts, weil die Defensive um Hendrik Pekeler und Finn Lemke kaum Lücken zuließ und die vermeintlich so routinierten Spanier auch zusehends an ihren Nerven scheiterten, etwa mit zwei vergebenen Siebenmetern. Der Vorsprung der deutschen Mannschaft schmolz zu keinem Zeitpunkt auf weniger als fünf Tore zusammen, auch und vor allem dank Wolff. „Unsere Leistung heute war überragend, sensationell“, sagte Sigurdsson, „um das zu sehen, muss man kein Bundestrainer sein.“ Schließlich deutete Fabian Wiede noch mit einem schönen Satz an, wie der weitere Abend so verlaufen würde für die Nationalspieler und ihren Stab. „Heute gehen wir richtig steil“, sagte Wiede, „und zwar alle.“  

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false