zum Hauptinhalt
Auch bei einer EM: The winner takes it all (hier Spanien, 2012).

© Imago

24 Teams bei der EM 2016: Wollen wir das sehen? NEEEIIIN!

Das kommende Jahr bringt uns die umfangreichste Fußball-Europameisterschaft der Geschichte. 24 Teams werden um die Trophäe spielen, darunter Island, Wales, Albanien und Nordirland. Ist das gut so? Diskutieren Sie mit.

Na gut, Island, Österreich und Nordirland sind jetzt vielleicht keine guten Beispiele. Alle wären als Erste ihrer Qualifikationsgruppen auch nach dem alten Modus mit 16 Mannschaften sicher bei der EM in Frankreich dabei. Weswegen Island, Österreich und Nordirland dann doch wieder gute Beispiele sind – weil sie die Behauptung ad absurdum führen, dass die Aufstockung zwingend notwendig gewesen sei, damit auch kleinere Nationen mal die realistische Chance auf eine Teilnahme haben. Selbst ein Zwergstaat wie Island mit ungefähr so vielen Einwohnern wie Charlottenburg-Wilmersdorf kann es dank klarer Konzepte, guter Strukturen, kluger Nachwuchsarbeit, sportlicher Qualität, einer zufälligen Häufung von Talent und vielleicht auch mit ein bisschen Glück zu einem großen Turnier schaffen.

Die sportpolitischen Argumente gegen die 24er-EM sind oft genug hervorgebracht worden. Dass – erstens – der angeblich fürsorgliche Akt Platinis vor allem ein kaum verdecktes Wahlgeschenk war: Gebt mir eure Stimme, und ich bring’ euch zur EM. Dass – zweitens – Nationalspieler mit 60 Spielen oder mehr in einer Saison längst an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind. Und dass – drittens – auf dem europäischen Kontinent kaum noch Staaten finanziell und infrastrukturell in der Lage sind, ein solches Turnier auszurichten. Aber das lässt sich ja vielleicht lösen, indem die Europameisterschaft 2028 an Katar oder China vergeben wird. Ließe sich bestimmt auch als besonderer Akt der überkontinentalen Völkerverständigung verbrämen.

Sport ist Wettbewerb – und kein Kindergeburtstag

Mindestens genauso relevant sind die sportlichen Gründe. Bisher hat sich die Uefa immer einiges auf die fußballerische Qualität einer Europameisterschaft eingebildet, auf eine gewisse Homogenität des Teilnehmerfeldes und den daraus resultierenden spannenden Wettbewerb. Im Vergleich zu WM-Turnieren mit exotischen Mitspielern wie Jamaika, Kuwait oder Togo war das so etwas wie der Markenkern einer EM. Vorbei! Während bei einer Weltmeisterschaft nur jedes siebte Fifa-Mitglied mitmachen darf (32 von 209 Verbänden), ist es bei einer Europameisterschaft von nun an fast jedes zweite (24 von 53). „Der sportliche Wert sinkt“, hat Bundestrainer Joachim Löw, durchaus bedauernd, festgestellt. Folgerichtig hat der DFB gegen Platinis Reform gestimmt – als einer von gerade drei Verbänden.

Sport ist Wettbewerb – und kein Kindergeburtstag, bei dem jeder ein möglichst gleichgroßes Stück vom Kuchen abbekommt, damit sich niemand benachteiligt fühlt. The winner takes it all. Es geht ums Siegen, was impliziert, dass es auch Verlierer geben muss. Schon in der Qualifikation. Bisher ist ja auch niemand auf die Idee gekommen, weltweit alle Leichtathletik-Laufbahnen auf 16 Spuren zu erweitern, damit im olympischen 100-Meter-Finale auch mal wieder ein paar weiße Mitteleuropäer dabei sind.

Sind Sie anderer Meinung? Nehmen Sie an der Diskussion über die Kommentarfunktion teil.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false