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Wer die Bayern reizt... Erst nach 0:1-Rückstand drehten die Münchner mächtig auf.

© dpa

3:1-Sieg gegen Manchester United: Die Bayern machen es nur kurz spannend

Lange Zeit passiert nichts in München. Die Bayern spulen ihr Programm im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester United gewohnt unterkühlt ab. Doch als die Gäste in Führung gehen, zeigt der Titelverteidiger seine ganze Klasse.

Pep Guardiola sprang manchmal vor seiner Bank umher, als wollte er selbst mitspielen. Er beklatschte gute Aktionen und Ballstafetten. Am Ende eines spannenden Champions-League-Abends konnte sich der Trainer des FC Bayern München aber entspannt zurücklehnen. Der Titelverteidiger hatte schließlich durch ein 3:1 (0:0) im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester United am Mittwochabend zum vierten Mal in fünf Jahren die Runde der besten vier Mannschaften in Europa erreicht.

"Ich bin sehr sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte Guardiola im ZDF. "Wir waren geduldig und hatten auch ein bisschen Glück, aber wir sind im Halbfinale". Torschütze Thomas Müller meinte: "Wenn man sich beide Spiele anschaut, sind wir verdient weitergekommen."

Der Bayern-Trainer hat in diesen Tagen zum ersten Mal so etwas wie Kritik vernommen in Deutschland. Drei Spiele hatte seine Mannschaft zuletzt hintereinander nicht gewonnen, in der Bundesliga zum ersten Mal seit eineinhalb wieder verloren, und das bedeutet für die Rekord-Bayern schon fast eine kleine Krise. Er musste sich rechtfertigen für eine Radikalrotation und es kamen Zweifel auf, ob es gut geht, wenn er nur noch in der Champions League und im DFB-Pokal Höchstleistungen fordert. Die Mannschaft hat am Mittwochabend die Antwort gegeben, allerdings spät. Erst in der letzten halben Stunde zeigte sie die Leichtigkeit, die sie in den ersten Monaten des Jahres ausgezeichnet hatte.

Die Engländer standen massiv und gut geordnet in der Abwehr

Das 1:1 im Hinspiel in der vergangenen Woche sollte nur ein kleiner Betriebsunfall sein. Alle Kräfte wurden gebündelt beim Triplesieger, um das Halbfinale zu erreichen. Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Philipp Lahm und Mario Götze wurden in die Mannschaft rotiert. Von der Anfangself am Samstag blieb neben Manuel Neuer und Mario Mandzukic nur Toni Kroos übrig, der auf dem Papier allein im defensiven Mittelfeld agierte. Lahm spielte zunächst einmal wieder auf der rechten Abwehrseite, rückte aber bei Ballbesitz in die Mitte, um Kroos zu unterstützen.

Die Engländer spielten so, wie es Guardiola erwartet hatte und damit nicht viel anders als in Old Trafford. Sie unterbanden das Passspiel der Münchner geschickt, standen massiv und gut geordnet in der Abwehr und ließen es kaum zu, dass sich der Gegner bis in den Strafraum kombinierte. Bei Balleroberung liefen schnelle Konter über Rooney und Danny Welbeck, die aber nur im Ansatz gefährlich waren. Der FC Bayern versuchte es immer wieder über Ribéry oder Robben, aber die beiden wurden von Phil Jones auf der einen und Patrice Evra auf der andere Seite abgeschirmt. Nur selten einmal konnten sie sich durchsetzen wie Robben kurz vor Ende der ersten Halbzeit. Da übersah der Niederländer allerdings seine besser postierten Mitspieler und schloss lieber selbst ab. Sein Schuss wurde abgeblockt. Die Münchner probierten es deshalb immer wieder einmal mit Distanzschüssen, die aber alle über oder neben dem Tor landeten.

Guardiola hatte bisher fast immer eine Antwort parat, wenn ein Spiel nicht nach Wunsch gelaufen war. Aber die Mannschaft von Trainer David Moyes stellte den Trainer vor eine schwierige Aufgabe, seine bisher schwerste in München. Auf der Bank fehlten aufgrund von Sperren und Verletzungen die Alternativen, um mit einer kleinen personellen Veränderung eine große Wirkung zu erzielen.

Evra schockte die Bayern nur kurz

Es war ein Gegentor, das Schwung ins Spiel brachte. In der 57. Minute gelang Evra per Linksschuss das 1:0 für Manchester. Neuer, der zwei Minuten zuvor überhaupt den ersten Ball in der Partie fangen musste, war machtlos beim wuchtigen Schuss des Außenverteidigers. Die Münchner zeigten sich aber nicht geschockt, sondern antworteten prompt. Zum ersten Mal konnte sich Mandzukic in der Mitte gegen die englische Innenverteidigung behaupten bei Ribérys gefühlvollem Heber vors Tor. Der Kroate köpfte aus neun Metern zum 1:1 ein.

Der englische Rekordmeister wurde nun offensiver und öffnete sich dadurch auch in der Defensive. Aber die Bayern nutzten den Platz zunächst nicht, denn sie waren erst einmal damit beschäftigt, den Gegner in den Griff zu bekommen. Guardiola brachte den defensiveren Rafinha für den offensiven Götze. Müller sorgte in der nun temporeichen Begegnung für ein erstes Aufatmen bei den Münchnern. In der 68. Minute drückte er den Ball nach Robbens Vorlage aus kurzer Distanz über die Linie zum 2:1. Und Robben erledigte den Rest selbst: Er schloss einen Sprint um den Strafraum mit dem 3:1 ab und beseitigte damit die letzten Zweifel am Halbfinaleinzug.

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