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Das Goldene Tor: Das Emirates Team New Zealand vor der Golden-Gate-Bridge in San Francisco.

© afp

34. America's Cup: Einen gut gemacht

Die amerikanischen Titelverteidiger haben den Alleingang der Neuseeländer beim Americàs Cup vor San Francisco verhindert. Die Rivalen kenterten dabei fast. Die neunte Wettfahrt wurde wegen zu stürmischer Winde bei Führung der Neuseeländer abgebrochen.

Es sind die dramatischsten fünf Sekunden dieses America's Cups. Etwa die Hälfte des achten Rennens ist gesegelt, die Kiwis haben sich einen hauchdünnen Vorsprung erkämpft, da verpatzen sie eine Wende. Und zwar vollkommen. Der Katamaran des Herausforderers gerät in gefährliche Schräglage, immer weiter neigt er sich zur Seite, droht vollends umzukippen, weil das Flügelsegel nicht tut, was es tun sollte, nämlich in seine neue Position zu flappen, es ist jetzt eine Wand, die sich in den Wind presst.

Jeder weiß, dass Katamarane kentern können. Es ist das Schreckensszenario dieses 34. America's Cups. Zweimal ist es bereits geschehen. Einmal bohrte sich der Prototyp des Titelverteidigers Oracle Team USA in die See, überschlug sich kopfüber, nur durch Glück kam kein Crewmitglied zu Schaden. Beim zweiten Mal allerdings gab es einen Toten. Der Brite Andrew Simpson ertrank, als der Artemis-Katamaran bei einer Kenterung auseinanderbrach und der Olympiazweite von London im Wrack eingeklemmt wurde.

Wie die Neuseeländer das Unheil diesmal genau abwenden können, ist nicht ganz klar. Aber sie stehen in diesen fünf Sekunden vor dem Ende ihrer Kampagne. Das Boot hätte den Sturz womöglich nicht überlebt, und was aus den beiden Crewmitgliedern geworden wäre, die auf der abhebenden Luvkufe bald keinen Halt mehr gefunden hätten und zwölf Meter in die Tiefe gestürzt wären, möchte man sich gar nicht ausmalen. Die Grinder kurbeln jedenfalls weiter, kurbeln sich durch diesen Schock, und Barker versucht sein Boot in den Wind zu lenken, um ihm den Druck zu nehmen. Die Aotearoa prallt zurück aufs Wasser, um ihre Fahrt fortzusetzen. Der Vorsprung ist futsch, das Rennen verloren.

So gelingt es dem US-Team seinen Rückstand um den letzten Strafpunkt zu verkürzen, den es vor dem Rennen wegen Betrugs aufgebrummt bekommen hatte. Es steht 6:2 in der Rennbilanz und 6:0 nach Punkten. Dabei hat Oracle-Skipper Jimmy Spithill beim Start ziemlich kläglich ausgesehen. Er wollte zu viel nach den verlorenen Rennen Mitte der Woche und verhaspelte sich. Dean Barker vom Team New Zealand hat keine Mühe, sich seinen Kontrahenten vom Leib zu halten.

Die Überraschung vollzieht sich auf dem für die Amerikaner bislang so mühseligen Kreuzkurs. Nachdem sie die beiden zurückliegenden Tage für technische Modifikationen an USA 17 genutzt haben, ist kaum noch ein Geschwindigkeitsnachteil auf dieser Strecke erkennbar. Auch die Wenden klappen sehr viel besser. Das setzt Neuseeland unter Druck. Jedes Mal, wenn sich die beiden Boote von den entgegengesetzten Seiten der Regattabahn nähern, muss sich Barker seines Widersachers Spithill durch eine Wende erwehren, die diesen ebenfalls zwingt abzudrehen.

Bis das Malheur passiert. Die Kiwis zeigen Nerven, und Spithill Geistesgegenwart. Denn der hat sich bereits entschlossen, durch den Windschatten der Kiwis durchzutanken, da sieht er die Gefahr. Das Kiwi-Boot droht auf ihn draufzufallen, was er durch ein abruptes Manöver gerade noch so abzuwenden weiß.

Haarscharf an der Katastrophe vorbei. Team New Zealand vermasselt im achten Rennen eine Wende und schmeißt beinahe das ganze Boot um. Das US-Team kann gerade noch ausweichen, zieht danach aber unangefochten davon.
Haarscharf an der Katastrophe vorbei. Team New Zealand vermasselt im achten Rennen eine Wende und schmeißt beinahe das ganze Boot um. Das US-Team kann gerade noch ausweichen, zieht danach aber unangefochten davon.

© dpa

Beeindruckt von diesem Rückschlag zeigen sich Dean Baker und seine Jungs nicht. Im neunten von maximal 17 Rennen entscheiden sie den Start abermals für sich, und  sind auch auf der Kreuz knapp vorne, doch dann bricht die Wettfahrtleitung das Rennen wegen zu viel Wind ab. Kommentator Ken Read hat die steile Lernkurve der US-Crew im Kopf, als er sagt: „Niemals sollte man guten Seglern und intelligenten Menschen mehr Zeit geben.“ Die hat Spithill nun vom Wetter geschenkt bekommen.

Rennen neun und zehn sollen am Sonntag ab 22.15 Uhr stattfinden. Sie werden live auf dem Youtube-Kanal des Amerika's Cup übertragen.

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