zum Hauptinhalt
Die HSV-Profis Lewis Holtby (von links), Zoltan Stieber, Rafael van der Vaart und Heiko Westermann müssen noch zwei Spiele weiter zittern..

© dpa

34. Bundesliga-Spieltag: Die Uhr des HSV läuft weiter - vorerst

Der Hamburger SV gewinnt 2:0 gegen den FC Schalke 04 und muss weiter um den Verbleib in der Bundesliga zittern. Der Spielbericht.

Eine knappe Stunde nach dem Abpfiff konnte es Bruno Labbadia locker nehmen. „Wir wollten eigentlich zwei Freundschaftsspiele machen nächste Woche, die ersetzen wir jetzt durch Relegationsspiele“, sagte der Trainer des Hamburger SV . Auf ihn wartet dort aus persönlicher Sicht in jedem Fall ein reizvoller Gegner – ob Karlsruhe, Kaiserslautern oder Darmstadt: Für alle Klubs hat Labbadia während seiner Karriere als Stürmer gespielt.
„Ich habe mein Herz beim HSV und nirgendwo anders. Wir nehmen es, wie es kommt“, sagte er, „wir hatten überall mal Scouts. Aber mir geht es jetzt vor allem um meine Mannschaft. Die Vorbereitung auf das Spiel am Donnerstag hat schon begonnen.“ Auf jeden Fall wird man den letzten Spieltag der Zweiten Liga an diesem Sonntag in der Hamburger Führungsetage sehr genau beobachten.

Abpfiff in Hannover - die Erlösung

Jetzt also Relegation. Bis es soweit war, gab es bange Minuten am Samstagnachmittag. Verteidiger Dennis Diekmeier etwa ruderte um 17.20 Uhr mit den Armen, schaute fragend Richtung Trainerbank: Endlich Schluss in Hannover? Es waren aber noch mehr als drei Minuten dort zu spielen, und Nils Petersen hatte gerade den Freiburger Anschlusstreffer geschossen. Das berühmte Wechselbad der Gefühle erlebten die Profis des Hamburger SV schon die ganze zweite Halbzeit über. Nun spitzte sich das Ganze noch einmal zu. Ein später Paderborner Treffer zum Ausgleich gegen Stuttgart, und Hamburg hätte den Klassenverbleib gefeiert. Ein später Freiburger Treffer zum Ausgleich in Hannover, und der HSV wäre direkt abgestiegen. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Als der Abpfiff in Hannover mit dem Sieg der „Roten“ verkündet wurde, reckte Diekmeier einmal kurz die Faust und ging dann in die Kabine.

Es ist nichts gewonnen für den HSV, aber auch noch nicht alles verloren – das ist nach dieser miesen Saison mit vier Trainern und vielen Wochen am Tabellenende kein schlechtes Fazit. Zu verdanken haben die Hamburger den doppelten Schlussakkord namens Relegation vor allem Bruno Labbadia. Seine Bilanz in den letzten sechs Spielen liest sich gut, bedenkt man, dass er einen am Boden liegenden Tabellenletzten übernahm. Drei Siege und ein Remis holte der HSV aus diesen letzten Partien – das reichte, um noch auf Platz 16 zu rutschen. Am Ende war es sogar nur die schlechtere Tordifferenz gegenüber Hertha BSC, die den HSV von Rang 15 und der sicheren Rettung trennte. Labbadia müssen die Saisonspiele Nummer 35 und 36 wie ein Geschenk vorkommen. Er sagte: „Als wir kamen, habe ich gedacht, dass zehn Punkte reichen sollten, um in der Liga zu bleiben. Die haben wir geholt. Und es reicht für die Relegation. Es ist gut, dass wir es in der Hand haben und anders als heute nicht von anderen abhängig sind.“

Am 28. Mai um 20.30 Uhr geht es zuhause gegen den Tabellendritten der Zweiten Liga los, derzeit ist das der Karlsruher SC. Das Rückspiel findet am darauffolgenden Montag statt. Im Vorjahr setzte sich der HSV durch ein sehr glückliches 0:0 und 1:1 gegen Greuther Fürth durch.

Am Samstag erfüllte der HSV vor 57 000 Fans in der ausverkauften Arena seine Pflicht. Die Treffer von Ivica Olic in der 49. Minute und Slobodan Rajkovic neun Minuten später bescherten dem HSV den neunten Saisonsieg – gegen sehr zahme Schalker. Der zerstrittene Europa-League-Teilnehmer spulte nur sein Pensum ab und gab sich sichtbar wenig Mühe, die Träume des HSV zu zerstören. Dafür gab es laute Pfiffe von den Fans. „Wir beenden die Saison mit einem Tief“, sagte Schalkes Trainer Roberto Di Matteo, „wenn wie bei uns mal der Wurm drin ist, fehlt einfach das Selbstvertrauen.“

Die Anhänger des HSV brüllten indes ihr „Niemals Zweite Liga!“ durch die Arena. Mit wie wenig Anhänger eines Vereins doch zufrieden sein können, der in der Gehaltstabelle seiner Spieler unter den Bundesligaklubs an Platz sechs liegt, seit Jahren aber nur kümmerliche Ergebnisse erwirtschaftet. Doch zumindest der Behauptungswille und die Nervenstärke des Teams von Labbadia beeindruckten an diesem Nachmittag. Labbadia sagte: „Die Art und Weise, wie die Mannschaft mit dem großen Druck umgegangen ist, hat mir sehr gut gefallen.“

Der HSV wirkte weniger zerbrechlich als noch vor ein paar Wochen

Die Tage vor dem Spiel hatte der Hamburger Trainer durch ein Kurztrainingslager in Malente intensiv genutzt. Vor allem der Teamgeist sollte gestärkt werden. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Zusammenhalt auf dem Platz war jederzeit zu erkennen, und als das erste Tor gefallen war, wirkte der HSV auch nicht wie früher so oft wie ein allzu zerbrechliches Gebilde. Das Zittern auf dem Platz konnte diesmal weitgehend vermieden werden. Ersetzt wurde es an diesem nervenaufreibenden letzten Spieltag durch das Mitzittern, was Paderborn, Stuttgart, Hannover und Freiburg so machten.

Zur Startseite