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Sport: 50 Euro Belohnung

Wer Sport treibt, soll künftig weniger Krankenbeitrag zahlen

Berlin. Die Krankenkassen wollen ihre Mitglieder finanziell belohnen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Nach Informationen des Tagesspiegels haben die Kassen bereits Bonussysteme ausgearbeitet, die zum Jahreswechsel eingeführt werden sollen. Die Arbeitsgruppe Prävention, in der Krankenkassen, Ärzteverbände und Politik über Anreize für gesundheitsbewusstes Leben diskutieren, will im September konkrete Empfehlungen abgeben. Im Gespräch ist dabei nach Angaben von Teilnehmern eine Belohnung von 50 Euro jährlich für Kassenpatienten, die regelmäßig Sport treiben.

Die AOK plant die Einführung eines Gesundheitsbonus. „Wer konkret etwas für seine Gesundheit tut und das auch nachweist, bekommt einen Beitragsnachlass“, sagt Ulrike Leschik-Hähn vom AOK-Bundesverband. „Das wären dann mehr als nur um zehn oder 20 Euro.“ Die AOK will vor allem Ausdauersportler belohnen, die laufen, Rad fahren oder schwimmen. Auch regelmäßige Jogger oder Walker sollen profitieren.

Zum Nachweis ihrer Aktivität müssen Hobbysportler ein Sportabzeichen erwerben. Alternativ will die AOK in Zusammenarbeit mit Sportvereinen und Fitnessstudios regelmäßige Fitnesstests durchführen. „Wer in einer bestimmten Zeit eine längere Strecke walken oder joggen kann, qualifiziert sich für den Gesundheitsbonus“, sagt Leschik-Hähn. Nach ihren Angaben will die AOK das Bonussystem, mit dem auch Vorsorgeuntersuchungen oder regelmäßige Zahnarztbesuche belohnt werden sollen, im Januar einführen.

Die Barmer Ersatzkasse erwägt ebenfalls eine Belohnung für sportlich aktive Patienten. „Das Ablegen des Sportabzeichens könnte ein gutes Indiz für ein Gesundheitsbewusstsein sein“, sagt Thorsten Jakob von der Barmer. Die Eckpunkte seien noch nicht klar, dennoch wolle die Kasse „so schnell wie möglich ein Bonussystem einführen“. Barmer- Chef Eckart Fiedler hatte im Mai im Bundestag einen Schulwettbewerb zum Sportabzeichen angekündigt. Bislang versuchen 800 000 Kinder und Jugendliche pro Jahr, das Sportabzeichen zu bekommen. Das sind lediglich zehn Prozent aller Schüler.

Erst kürzlich hatten die AOK und der Deutsche Sportbund (DSB) die Bewegungsarmut der Kinder beklagt. Nach einer Studie ist jedes fünfte Kind in Deutschland übergewichtig. Bei den Älteren leiden nach Untersuchungen der Krankenkassen fast doppelt so viele Menschen an Bluthochdruck wie in anderen Industrieländern, etwa in Nordamerika. Sportwissenschaftler haben ermittelt, dass sich nur jeder zehnte Deutsche zwei Stunden und mehr pro Woche bewegt.

Die Politik hat das Problem erkannt. Bei den Konsensgesprächen zwischen Regierung und Opposition zur Gesundheitsreform wurde die Vorsorge besonders hervorgehoben. „Zum Sport wurde allerdings wenig gesagt“, beklagt Winfried Banzer vom DSB. Immerhin haben sich im Sportausschuss alle Fraktionen auf einen Präventionsantrag verständigt. Demnach soll die gesundheitliche Vorsorge „als vierte Säule im Gesundheitssystem ausgebaut“ werden, zudem sollen Krankenkassen die „Prävention durch Sport“ fördern. „Die Chancen sind sehr gut, dass diese Punkte im neuen Gesetz berücksichtigt werden“, sagt Grünen-Politiker Winfried Hermann. Jogger und Walker wird das freuen.

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