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Sport: 70 000 Gäste zum 70. Geburtstag

Das Leichtathletikfest Istaf hat große Ziele, doch der Verbleib in der Golden League ist ungewiss

Berlin - Wenn schon die deutschen Leichtathleten im weltweiten Vergleich nicht mehr ganz so gut abschneiden, dann sollen es wenigstens die Veranstaltungen. 2009 finden die Weltmeisterschaften in Berlin statt, außerdem hat Berlin das Istaf, das bedeutendste Leichtathletikfest der Republik. In diesem Jahr feiert es seinen 70. Geburtstag und den will das Internationale Stadionfest mit einer besonders großen Gesellschaft begehen. Am 16. September sollen 70 000 Zuschauer ins Olympiastadion kommen, das wünscht sich Istaf-Gesellschafter Werner Gegenbauer zum Jubiläum. Es wäre eine stimmungsvolle Vorübung für die WM, ein Ereignis gegen den Trend der deutschen Leichtathletik und ganz nebenbei die höchste Besucherzahl seit dem ersten Istaf 1937. Damals waren 85 000 Zuschauer gekommen.

70 000 sind ein kühnes Ziel, denn im vergangenen Jahr war das Interesse am Istaf stark zurückgegangen. Trotz einer hervorragenden deutschen Bilanz bei den Europameisterschaften in Göteborg wollten nicht mehr wie in den beiden Jahren zuvor 60 000 Zuschauer Leichtathletik im Olympiastadion sehen, sondern nur noch etwa 40 000. Seinen Optimismus kann sich Gegenbauer jedoch leisten. Der komplette Oberring des Olympiastadions ist bereits ausverkauft – 30 000 Karten.

Der Titelsponsor, die DKB-Bank, hat den Veranstaltern einfach alle Karten für den Oberring abgekauft und wird sie selbst vertreiben. „Für den Rest können wir endlich einmal das Angebot verknappen. Bisher war es ja so, dass man sich noch am Tag selber um elf Uhr entschließen konnte, ins Stadion zu gehen“, sagt Gegenbauer. Auch sonst sieht der Istaf-Gesellschafter Verbesserungen gegenüber dem vergangenen Jahr, als wichtige Wettbewerbe wegen der Fernsehübertragung schon um die Mittagszeit stattfanden und einen straffen Ablauf verhinderten. „Das Istaf wird keine Matinee mehr sein, und wir wollen das Programm auf jeden Fall so gestalten, dass es wieder kribbelt“, sagt Gegenbauer. Damit meint er zum Beispiel besondere Duelle auf der Laufbahn, vielleicht zwischen 100-Meter-Weltrekordhalter Asafa Powell und seinem schnellsten Herausforderer.

Das Istaf wird in diesem Jahr zwei Wochen nach den Weltmeisterschaften in Osaka stattfinden und wieder Finalstation der Golden League sein, der wichtigsten Meeting-Serie der Leichtathletik mit den anderen Stationen Oslo, Paris, Rom, Zürich und Brüssel. Der Jackpot von einer Million Dollar wird also wieder in Berlin verteilt – zum vorerst letzten Mal allerdings. 2008 und 2009 wird das Istaf nicht mehr das Finale, sondern der Beginn der Golden League sein und im Juni stattfinden, vor dem Beginn der Sommerferien. „Alle, die überhaupt eine Chance auf den Jackpot haben wollen, werden dann nach Berlin kommen“, hofft Gegenbauer. Ohnehin hat die Bedeutung der Jackpotvergabe abgenommen, denn wer einen Anteil an der Million erhält, wird inzwischen nach einer Regel ermittelt, die nur schwer in einem Satz zu erklären ist.

Bis 2009 findet das Istaf sonntags statt, obwohl der Internationale Leichtathletik-Verband etwas anderes gefordert hatte. Er will die Golden League nur noch freitags stattfinden lassen. Das passt den Istaf-Veranstaltern um Gegenbauer und Geschäftsführer Gerhard Janetzky aber gar nicht, denn für den Freitagabend sind weder ARD noch ZDF für eine ausführliche Übertragung zu gewinnen. Wie das Istaf nach 2009 aussieht, ist völlig offen. „Die Frage ist, ob das Istaf seinen Golden-League-Status behält“, sagt Gegenbauer. Am Freitagabend sei eine solche Veranstaltung ohne längere Fernsehübertragung jedenfalls nicht zu finanzieren.

Gegenbauer kann sich daher vorstellen, das Istaf weiterhin sonntags zu veranstalten. „Es wäre dann ein hochklassiges Meeting der zweiten Kategorie. Man muss sich eben genau überlegen, was einem der Golden-League-Status wert ist.“ Bewerber gibt es auf jeden Fall genug, London würde liebend gerne in die Golden League aufgenommen werden. Ein großes Leichtathletik-Meeting ist schließlich nicht nur ein kleiner Test für eine Weltmeisterschaft, sondern auch für Olympische Spiele.

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