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9. Spieltag: Gladbach baut Bremen auf

Mönchengladbach trudelt weiter Richtung Tabellenende. Die schwachen Borussen laden die etwas weniger schwachen Gäste aus Bremen zu einem lockeren 4:1-Sieg ein.

Eine halbe Stunde nach Spielschluss war Sebastian Mielitz bei der Suche nach sich selbst noch nicht so recht vorangekommen. Dabei hatte sich Werders Ersatztorwart alle Mühe gegeben. „Beim Auslaufen bin ich gerade noch in mich gegangen“, sagte der 21 Jahre alte Keeper, der in Vertretung des verletzen Tim Wiese zuvor einen erheblichen Beitrag zum satten 4:1 der Bremer in Mönchengladbach geleistet hatte, mit der Güte seines Interview-Beitrags aber nicht so rasch vorankam. „Im Moment fällt mir gar nichts ein“, sagte Mielitz, so viel aber wusste er immerhin: „Das war einfach atemberaubend heute.“

Allerdings hatten es die Gladbacher den Bremern auch leicht gemacht, speziell zu Beginn: Nach zwölf Minuten stand es schon 0:2 - eine angenehm einfache Führung für die Norddeutschen: Ein recht läppischer flacher Freistoß von Marko Marin fand ungewollt den direkten Weg ins Tor. Und vor dem zweiten Treffer trauten sich weder Thorben Marx noch Bamba Anderson Werders Wesley zu attackieren, so dass auch der finale Hechtsprung von Torwart Logan Bailly vor allem unglücklich wirkte.

Den belgischen Nationalkeeper, der in neun Spielen nun schon 27 Gegentreffer kassiert hat, haben sich Borussias Fans inzwischen als ersten Sündenbock herausgepickt. Nach der Pause erhielt Bailly für jeden Rückpass, den er erfolgreich aufnahm, höhnischen Applaus von den Rängen. Das ärgerte seinen Trainer gewaltig. „Ich glaube nicht, dass nur der Torwart allein daran schuld ist. Dazu gehören auch noch zehn Feldspieler“, sagte Michael Frontzeck. Doch der nach sieben sieglosen Partien zunehmend nachdenkliche Coach der Borussen hielt sich in der Torwartfrage alle Optionen offen: „27 Gegentore nagen an jedem Torhüter. Ich werde dieses Spiel sacken lassen – und dann gut überlegen.“ Frontzecks Mannschaft ist durch die Niederlage auf Relegationsplatz 16 abgerutscht.

Klaus Allofs dagegen braucht nicht über die Leistung von U20-Nationaltorwart Mielitz nachzudenken. „Auch wenn das Spiel klar ausgegangen ist – es gab Momente, in denen die Partie hätte kippen können. Und in denen hat er tolle Paraden und insgesamt eine sensationell gute Leistung gezeigt“, sagte Werders Manager. Mielitz hatte bei Chancen von Gladbachs Mohamadou Idrissou vor und einmal kurz nach der Pause glänzend reagiert.

Es stand beispielhaft für Gladbachs aktuelle Notlage, dass im direkten Gegenzug zu Idrissous zweiter Chance, „eine Tausendprozentige“ (Frontzeck), nach einem abgefälschten Schuss von Aaron Hunt das 0:3 fiel. Die übrigen Treffer durch Per Mertesackers Eigentor, der einen Abpraller mit dem Knie unglücklich ins Tor lenkte und Claudio Pizarro hatten lediglich noch statistischen Wert.

Aus Pizarros Sicht war es allerdings erhebliche statistische Bedeutung: Sein schöner Direktschuss aus etwa fünf Meter Entfernung machte den Peruaner mit dem sonnigen Gemüt zum erfolgreichsten ausländischen Torschützen der Bundesliga-Geschichte. 134 Mal hat der 32-Jährige nun für München und Bremen getroffen. Mit breitem Grinsen gab der Jubilar ein Interview nach dem anderen: „Das war wichtig für mich und auch für mein Land. Bisher hatten Giovane Elber und ich die Krone gemeinsam auf, jetzt hab’ ich sie alleine.“

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