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Sport: 90 MINUTEN MIT Alex Alves

Wie Herthas Stürmer das Spiel gegen Schalke erlebte

Der Nachmittag geht schlecht los für Alex Alves (Foto: Reuters). Fünf Minuten sind gespielt, da will er lässig einen Pass annehmen. Alves geht dem Ball entgegen, hebt den Fuß – und drischt den Ball mit der Kniescheibe ins Aus. Die Hertha-Fans nörgeln, einer schreit: „Alves, du Pfeife!“ Zwanzig Minuten später ist Alves ein Held. Der Brasilianer taucht auf der rechten Außenbahn auf, der Ball klebt an seinem Fuß. Alves hebt den Kopf, schaut und schaut und schaut – und flankt den Ball haargenau in den Lauf von Michael Preetz. Kopfball, Ausgleich, 1:1. Herthas Kapitän rennt jubelnd in die Fankurve – und dreht dann schnell ab, um sich bei Alves zu bedanken.

Doch es kommt noch besser. In der 39. Minute schlägt Herthas Spielmacher Marcelinho den Ball von der rechten Seite in den Schalker Strafraum. Arne Friedrich versucht an den Ball zu kommen, berührt ihn mit der Fußspitze – und legt ihn so in den Laufweg von Alves. Der geht zwei, drei Schritte auf den Schalker Torhüter Frank Rost zu, wartet, schaut, und dann schiebt er seinen rechten Fuß unter den Ball und hebt ihn über Rost ins Netz. 2:1. Hertha führt, das Stadion tobt. Aus den Boxen dröhnen die Toten Hosen: „Hey, hier kommt Alex!“ Alves rennt los, zieht sein Trikot aus und breitet es wie ein Badelaken vor der Tribüne aus. Dann legt er sich auf sein Trikot. Seine Kollegen lachen. Als Alves aufsteht, dreht er sich zur Tribüne und winkt. Dort sitzt an diesem Nachmittag seine Frau.

Anpfiff, zweite Halbzeit: Alves hilft jetzt sogar im eigenen Strafraum aus. Bei Eckbällen der Schalker stellt er sich an den hinteren Pfosten. Das Umschalten auf Angriff geht blitzschnell. 71. Minute: Alves sprintet auf der rechten Seite seinem Gegenspieler auf und davon. Seine Schritte sind kurz, der Ball klebt am Fuß. In der Mitte läuft sein Sturmpartner Michael Preetz mit, Alves müsste nur quer spielen. Er wartet zu lange. Als der Winkel immer spitzer wird, passt er den Ball endlich in die Mitte – allerdings so scharf und ungenau, dass der Ball ins Aus rollt.

Alves ist an diesem Nachmittag viel unterwegs. Er lauert an den Strafraumecken, zieht so das Spiel auseinander und kann wegen seiner Schnelligkeit immer wieder überraschend in die Mitte vorstoßen. Die Schalker Abwehrkette hat mit Alves einige Probleme. Zwölf Minuten vor dem Abpfiff nimmt er es sogar mit drei Gegenspielern auf. Die Zuschauer klatschen. Zwei Minuten vor dem Abpfiff trifft Marcelinho zum 4:2 für Hertha. Die Vorlage? Na klar, die hat Alves geleistet. Es war sein Nachmittag gewesen.

André Görke

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