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Sport: 90 MINUTEN MIT Kevin Kuranyi

Wie der junge Stuttgarter das Spiel beim HSV erlebte

Felix Magath mag diese Typen. Er nennt sie „die jungen Wilden". Und weil sich beim VfB Stuttgart in den Kassenbüchern viel Rotes findet, muss Trainer Magath verstärkt auf unfertige, aber stets lernbegierige Heranwachsende setzen. Er tut das nicht ungern, schon gar nicht dann, wenn er einen wie Kevin Kuranyi (Foto: dpa) in seinen Reihen weiß. Der U-21-Nationalspieler hatte beim 3:0 der Schwaben gegen Bielefeld dreimal getroffen. Ein 20-Jähriger. Einer mit drei Staatsbürgerschaften: geboren in Brasiliens Metropole Rio de Janeiro, Vater Deutscher, Mutter Panamaerin.

In die Hamburger AOL-Arena gegen den Hamburger SV läuft Kuranyi als Letzter seiner Elf ein. Eine Frage der Hierarchie? An der Außenlinie stoppt er kurz ab, bekreuzigt sich, um dann die anderen flink einzuholen. Vor dem Anpfiff plaudert er an der Mittelllinie noch mit Krassimir Balakow und Jochen Seitz Kuranyi. Klar, wer da gestenreich das Wort führt: Balakow, der Routinier, gibt Direktiven; Laufwege und so. Die beiden anderen hören zu. Eine Frage der Hierarchie.

Dem HSV ist Kuranyis Torgefährlichkeit nicht verborgen geblieben. Ingo Hertzsch rückt ihm von Beginn an auf die Haut. Doch Kuranyi fügt sich nicht, er nimmt Reißaus, zieht sich mal zurück, stößt dann blitzartig vor, er ist immer in Bewegung.

Einmal gelingt es ihm, einen Ball geschickt auf den linken Flügel weiterzuleiten, wo sich sein Mannschaftskollege Alexander Hleb durchsetzt, flankt und Jochen Seitz zum 1:0 für den VfB vollendet. In den Jubelkreis ist auch Kuranyi eingeschlossen.

Auch zum 2:2 leistete Kuranyi seinen Beitrag, unfreiwillig. Fernando Meira hatte ihm den Ball mehr an den Kopf geschossen, als zum Kopfball aufgelegt, von Kuranyis Stirn prallte der Ball unkontrolliert ab. Kein HSV-Profi zeigte Interesse daran, die Lage zu bereinigen, und weil Fußballspiele selbst bei erkennbarer Passivität einer Mannschaft fortgesetzt werden, konnte der VfB nichts anderes tun, als zu reagieren: Hleb schoss zum 2:2 ein.

Kevin Kuranyi, ausgestattet mit dünnen Beinen, hatte als einziger Stuttgarter Stürmer einen schweren Stand. Zumal der HSV ihm mit aller Härte begegnete. Anfangs der zweiten Hälfte, nach einem Foul von Hoogma im Mittelkreis, lag Kuranyi eine Minute auf dem Rasen, hielt sich den schmerzenden Knöchel. Dann machte er weiter. Und hatte fünf Minuten später die 3:2-Führung auf dem Fuß. Das Laufduell gegen Hertzsch über 35 Meter Richtung HSV-Tor verlor Kuranyi aber knapp.

Wer wie Kuranyi viel einsteckt, der teilt auch aus. Im Mittelkreis, offenbar seinem Ereignis-Zentrum an diesem Tag, sah er Gelb für ein rüdes Foul an Ujfalusi. Ganz nah war Kuranyi dann davor, seinen drei Toren gegen Bielefeld eins gegen den HSV folgen zu lassen. Doch nachdem er Hertzsch überlistet hatte, kam er an HSV- Torwart Pieckenhagen nicht vorbei.

Als Romeo kurz vor Schluss den HSV zum Sieg schoss, stemmte Kuranyi kurz die Hände in die Hüften. Ändern konnte er jetzt nichts mehr. Karsten Doneck

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