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Sport: 90 Minuten mit Martin Pieckenhagen

Fußballfans haben so ihre Eigenarten. Da wünschen sich die Anhänger des FC Hansa nichts sehnlicher, als dass ihre Rostocker Profis dem gegnerischen Torwart die Bude vollhauen.

Von Karsten Doneck, dpa

Fußballfans haben so ihre Eigenarten. Da wünschen sich die Anhänger des FC Hansa nichts sehnlicher, als dass ihre Rostocker Profis dem gegnerischen Torwart die Bude vollhauen. Und dann feuern sie ausgerechnet jenen Mann an, der derlei Wünschen hinderlich im Wege steht. "Pie-cken-hagen, Pie-cken-hagen", schallen die Sprechchöre von den Rängen, als der Schlussmann des Gegners Hamburger SV nach der Pause in jenem Tor seinen Arbeitsplatz einnimmt, hinter dem die laustärksten Hansa-Fans Position beziehen.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Die Zuneigung des Rostocker Publikums zu Martin Pieckenhagen (Foto: Imago) kommt nicht von ungefähr. Fünf Jahre lang hat er für den FC Hansa zwischen den Pfosten gestanden. Und es mit seiner nüchtern-sachlichen Art in dieser Zeit zum Publikumsliebling gebracht. Er ist weg, aber nicht vergessen an der Ostsee. Jetzt spielt Pieckenhagen für den HSV - und gegen den FC Hansa. So ist das im Profitum. Pieckenhagen verrichtet seinen Job gewohnt unspektakulär. Kühl und routiniert. Nervosität ist ihm nicht anzumerken. Ein Flachschuss von Antonio di Salvo verlangt ihm ein bisschen Stretching am Boden ab, und bei einem Freistoß von Yasser Achmes Radwan klärt er mit dem Fuß, aber ansonsten halten ihn bei grimmiger Kälte überwiegend seine Mitspieler warm - durch Rückgaben.

Nach der Pause erwischt es Martin Pieckenhagen, 30 Jahre alt, doch noch. Eine Flanke von Ronald Maul erreicht der von hinten heraneilende Andreas Jakobsson mit dem Kopf. Pieckenhagen streckt sich auf der Linie, wird immer länger, man spürt es förmlich: seine behandschuhten Fingerspitzen wollen an die Kunststoff ummantelte Hülle des Balles. Doch alle Mühe ist vergeblich. Halbhoch schlägt der Ball im Netz ein. 1:0 für Rostock - Pieckenhagen rappelt sich auf, stemmt die Hände in die Hüften und steht eine Weile völlig reglos da, nur seine Zähne mahlen das Kaugummi in seinem Mund noch ein wenig heftiger als vorher. Sergej Barbarez schafft für den HSV den verdienten Ausgleich - und dann hat Martin Pieckenhagen kurz vor Schluss noch einmal einen seiner großen Auftritte. Frei taucht vor ihm Rostocks Stürmer Magnus Arvidsson auf. Am Rande des Fünfmeterraums beginnt der Kampf Mann gegen Mann. Pieckenhagen luchst dem Schweden den Ball vom Fuß. Ein Punkt ist gerettet. Hamburgs Torwart hat solide seine Arbeit verrichtet, nur: Einer wie Pieckenhagen will mehr. Hansa gegen HSV 1:1 - Pieckenhagen, den Ehrgeizigen, wird das wurmen. Bei aller Liebe zu Hansa Rostock. Aber irgendwann rostet alte Liebe halt, selbst im Fußball.

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