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Sport: 90 MINUTEN MIT Sofian Chahed

Wie Herthas Verteidiger das Spiel gegen Bayern erlebt hat

Vor kurzem hat sich Sofian Chahed (Foto: Thilo Rückeis) einen Anflug von Extravaganz geleistet. Er hat sich beim Friseur eine andere Frisur verpassen lassen, ein bisschen frecher das Ganze, aber auch nicht zu frech wie sein gleichaltriger Kollege Malik Fathi, der sich Rastalöckchen ins Haar hatte flechten lassen. Doch Hans Meyer, Trainer von Hertha BSC, hat selbst an der zaghaften Typveränderung des Verteidigers Anstoß genommen. Dreimal stand Chahed bei den Profis in der Anfangself, dann ging er zum Friseur, spielte schwach gegen Frankfurt – und musste anschließend wieder bei den Amateuren aushelfen.

Bis gestern. Gegen den Deutschen Meister Bayern München spielt Chahed zum ersten Mal seit vier Wochen wieder von Anfang an, bildet mit Fathi (20 Jahre), Alexander Madlung (21) und trotz Marko Rehmer (31) die vermutlich jüngste Viererabwehrkette der Bundesligageschichte. Ihr gegenüber stehen Roque Santa Cruz, WM-Teilnehmer, Bastian Schweinsteiger, U-21-Nationalspieler, Roy Makaay und Zé Roberto, beide Nationalspieler. Chahed hat es meist mit Zé Roberto zu tun, dem brasilianischen Fummler mit dem flinken linken Fuß. Auf Herthas rechter Abwehrseite treffen damit 217 Bundesligaminuten auf 164 Bundesligaspiele, und anfangs ist dieses Ungleichgewicht deutlich zu spüren. „Da sind den jungen Spielern aber richtig die Grenzen gezeigt worden“, sagt Meyer. Chahed muss Zé Roberto mehrmals laufen lassen. Der Brasilianer ist immer dann gefährlich, wenn er seinem Gegner von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht und dann scheinbar mühelos an ihm vorbeizieht. Chahed verhindert das, indem er Zé Roberto bei der Ballannahme stört.

Das Spiel des Berliner Verteidigers ist schmucklos wie ein Façon-Haarschnitt, und es ist eine kleine Überraschung, als er nach einer halben Stunde weit in der Hälfte der Bayern an der rechten Seite frei steht. Er schlägt eine Flanke in den Strafraum, Neuendorf köpft, Kahn hält. Es ist die erste leichte Chance der Berliner aus dem Spiel heraus.

In der zweiten Hälfte ist Herthas Abwehr nicht mehr ganz so oft gefordert wie vor der Pause. Chahed lässt sich nur noch einmal übertölpeln, als Zé Roberto den Ball nach links außen spielt und dann in den Strafraum einzieht. Chahed verlässt sich auf Simunic, Simunic auf Chahed, dann steht Zé Roberto völlig frei vor Herthas Tor und scheitert an Fiedler. Es bleibt beim 1:1. Nach dem Schlusspfiff klopft Zé Roberto Sofian Chahed zweimal auf die Schulter. Man könnte das als Zeichen der Anerkennung verstehen.

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