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Sport: 90 Minuten mit: Stefan Effenberg

Es gäbe gewiss angenehmere Tage für eine Rückkehr in die Bundesliga als an diesem grauen, regnerischen Novembernachmittag im Bremer Weserstadion. Doch Stefan Effenberg will es so.

Es gäbe gewiss angenehmere Tage für eine Rückkehr in die Bundesliga als an diesem grauen, regnerischen Novembernachmittag im Bremer Weserstadion. Doch Stefan Effenberg will es so. Dreieinhalb Monate war der Kapitän des FC Bayern außer Gefecht. Nun das Comeback, ausgerechnet gegen Bremen, den Erzrivalen vergangener Tage.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Vielleicht pfeift man in Bremen, wenn es gegen die Bayern geht, nach wie vor schriller als in anderen Stadien. Willi Lemke, einst Werder-Manager, hatte in einem Interview wieder Öl ins Feuer gegossen: "Das wäre doch das Allerletzte, wenn mein Sohn sagen würde: Der Effenberg ist mein Idol."

Die ersten Minuten des Spiels dienen Effenberg zur Akklimatisierung. Der Leitwolf streift durch sein Revier, das ist zunächst ein imaginärer, um etwa 20 Meter erweiterter Radius des Mittelkreises. Nach einer Viertelstunde hat Effenberg immer noch keinen Ausflug an die Strafraumgrenzen gewagt, dafür schon erste Anweisungen an die Mitspieler gegeben. Doch dann unterbindet er in rustikaler Manier einen Bremer Konter: Er grätscht Marco Bode in die Beine und bekommt dafür von Schiedsrichter Gerhard Fandel die Gelbe Karte vorgehalten. Nach zwanzig Spielminuten häufen sich bei Effenberg die gelungenen Aktionen. Er schießt fast alle Freistöße, fängt einen Skripnik-Pass elegant mit der Brust ab. Kurz darauf stoppt er den vorstürmenden Lisztes hart, aber fair. In der nächsten Szene setzt er sich gegen zwei Gegenspieler durch, passt auf den frei stehenden Salihamidzic. Effenberg scheint wieder mittendrin zu sein.

Selbstbewusst geht er über den Platz. Noch vor zwei Jahren, unmittelbar nach Bremens Pokalfinalsieg gegen die Bayern im Elfmeterschießen, hatte Werders Andreas Herzog über Effenbergs Auftreten gespottet, und zwar in tierischem Superlativ: "Der Pfau, der Superpfau, der Herr Effenberg. Da stolziert er über den Platz, und dann verschießt er. Es gibt doch noch einen Fußballgott." Damals waren beide die Chefs in ihren Teams. Heute spielen sie in den Zukunftsplanungen ihrer Arbeitgeber keine Rolle mehr. Immerhin, im Gegensatz zu Herzog soll Effenberg bei den Bayern noch bis zum Saisonende die Führungsrolle spielen.

In der 42. Minute legt jemand den Ball auf den Elfmeterpunkt - es ist nicht Effenberg, sondern Bremens Viktor Skripnik. 1:0 für Werder. Während die Bremer jubeln, zieht Effenberg seine Hose ein Stück hoch, um sich eine Schürfwunde an der rechten Pobacke anzuschauen. Eine neue Wunde, nicht die einzige an diesem Tag.

Zur zweiten Halbzeit kommt Effenberg nicht mehr auf das nasse Grün zurück. Ottmar Hitzfeld hat seinen Kapitän herausgenommen. Effenberg findet nach dem Duschen nicht mal mehr den Weg zur Münchner Ersatzbank, und die Bayern fortan nicht mehr das Tor. Es ist Bayerns erste Niederlage nach elf erfolgreichen Spielen. Es waren elf Spiele ohne Effenberg.

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