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Sport: 90 MINUTEN MIT Stefan Schnoor

Wie Wolfsburgs Abwehrchef Herthas Stürmer erlebte

Der beste Mann von Hertha BSC? „Hansi Felder, der Pressesprecher!“ Das verkündet zumindest Stefan Schnoor, der Abwehrchef des VfL Wolfsburg, vor Anpfiff im Stadionheft.

Aber hat Schnoor (Foto: ddp) nicht sogar Recht? Besonders gut ist die Mannschaft von Hertha in der Tat nicht; ganz zu schweigen vom Berliner Angriff. Es ist 15.28 Uhr, als die Wolfsburger auf den Rasen laufen, in einer Reihe neben den Spielern von Hertha BSC. Schnoor orientiert sich nach hinten, steht zentral in der Viererkette. Er zieht die Stutzen hoch, die beigen Schuhe sitzen, er trägt ein kurzärmliges Hemd. Schnoor klatscht in die Hände. Kann losgehen! Anpfiff in Berlin.

Es dauert zwölf Minuten, bis der 33-Jährige das erste Mal Felders Kollegen zu spüren bekommt. Der Ball fliegt in Richtung des Strafraums, Schnoor springt hoch, leicht nach vorn gebeugt. Jetzt bückt sich Herthas Stürmer Nando Rafael – und Schnoor gleitet wie auf einer Rampe über dessen Rücken und knallt zu Boden.

Eine gute Figur macht die VfL-Abwehr genauso selten wie Herthas Angriff. 56 Tore haben die Wolfsburger in dieser Saison kassiert; so viele wie kein anderes Team. Damit es nicht wieder fünf Gegentore werden wie vor einer Woche gegen den VfB Stuttgart, stehen die Wolfsburger tief. Hertha drückt.

Nach 16 Minuten jedoch ist es wie so oft für den VfL: Hertha kombiniert - zack, zack, zack –, und plötzlich weiß niemand mehr, wo sein Berliner Gegenspieler steht. Abwehrchef Schnoor schweigt jetzt – genauso wie beim 0:1 durch Rafael wenig später.

Das Aufbauspiel des VfL beginnt erst an der Mittellinie, bis dahin ist vieles Zufall. Bälle fliegen schnurgerade in den Himmel, einfache Pässe werden am Kollegen vorbeigedroschen. Und Schnoor scheint das alles nicht zu stören. Auch er drischt den Ball lieber lang als kurz.

Zweite Halbzeit, jetzt zieht sich Hertha zurück. Wenn die Wolfsburger eine Ecke ausführen, rennt Schnoor wegen seines wuchtigen Körpers nach vorn – doch da er nie den Ball bekommt, sind die Aktionen überflüssig. Hinten fehlt ihm die Puste: Erst wird er von Marcelinho überrannt, dann von Rafael. Schnoor wird sauer. Als Rafael hinfällt, stürzt Schnoor hinzu, steht neben ihm, brüllt – Rafael steht auf und schubst ihn einfach weg.

Schnoor passt hervorragend in das Profil des VfL, auch er spielt unteres Mittelmaß. Und doch fällt er noch einmal so richtig auf. Schnoor und Herthas Fredi Bobic springen hoch, der Berliner geht zu Boden und blutet am Kinn. Wenig später ist das Spiel vorbei. Der VfL hat wieder verloren. Wieder mit Schnoor.

André Görke

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