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Sport: Abbrechen, um aufzubrechen Contra

Von Helmut Schümann Weil die Mehrheit der Fahrer dopt, muss die Tour 2007 beendet werden

The show must go on? Nein, muss sie nicht, sie gehört abgebrochen, und zwar nicht in erster Linie, weil gedopt wird im Peloton. Das wurde nahezu immer bei der Tour de France, es wurde nur weggeschaut. Das wird nun nicht mehr, aber die Freude darüber, dass immer mehr Betrüger entdeckt und entlarvt werden, die ist doch sehr endlich. Denn immer mehr heißt: nicht alle. Es werden am Ende in Paris etliche Radprofis über die Champs Élysées rollen, die einfach nur Glück gehabt haben, nicht erwischt worden zu sein, man darf behaupten, dass es das Gros der Teilnehmer ist. Auch das ist nicht neu, auch das war nahezu immer so. Neu indes ist, dass ein Umdenken begonnen hat, aber es hat erst begonnen. Und leider nur in den Köpfen weniger. Die Mehrheit macht weiter wie bisher, schert sich keinen Deut um die Diskussionen und auch nicht um die Sanktionen. Es ist jeder verdächtig. Auch das war immer so, nur gibt es jetzt die Guten, sie sauberen Teams von T-Mobile, vom Team Gerolsteiner, von den französischen Teams.Die Sauberen? Zu denen gehörte auch Patrik Sinkewitz, positiv getestet. Und das eben charakterisiert die herrschende Mentalität im Peloton. Für die sind die Dopinggegner Schwätzer, Idealisten, nicht ernst zu nehmende Spinner. Jeder neu entdeckte Täter offenbart die Verhöhnung aller Bemühungen, spricht aus, was die Täter wirklich von einem Neuanfang halten. Nämlich nichts. Und es sind eben nicht nur ein paar schwarze Schafe, die da durch Frankreich rollen, es ist eine ganze schwarze Herde, in die sich ein paar weiße Schafe verirrt haben. Mag ja sein, dass die Maßnahmen gegen das Doping anfangen wirksam zu werden, aber sie haben den Mangel an Unrechtbewusstsein nicht einmal angekratzt – man betrachte nur die geradezu unverschämten Einlassungen von Alexander Winokurow. Aber es ist die Tour selber, die dieses Bewusstsein gefördert hat, nach dem Motto, dass der Mythos unantastbar ist. Das einzige Mittel dagegen ist der Abbruch. Ob das auch der Tod der Tour de France ist, das müssen die Profis dann selber entscheiden. Bislang noch entscheidet die Mehrheit auf: Ja, wir dopen weiter.

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