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Sport: Abgeklärt an die Spitze

Die deutsche Nationalmannschaft überzeugt in der EM-Qualifikation mit einem 2:0-Sieg gegen Litauen

Von Michael Rosentritt

Kaunas. Den großen Glanz gab es vor dem Spiel. Im Zentrum der litauischen Stadt Kaunas feierten die Einwohner den ganzen Samstag über ein Volksfest, und abends, als das Flutlicht das alte Stadion „S. Darius & S. Girenas“ erleuchtete, flogen bunte Feuerwerkskörper in den Himmel. Die litauische Nationalhymne schallte durch die Arena und erinnerte die heimischen Fußballer an die patriotischen Taten der Vergangenheit. Nun sollten neue Taten folgen – im ersten EM-Qualifikationsspiel zwischen Litauen und Deutschland. Doch am Ende sahen die 8500 Zuschauer eine mäßige Partie, mit einem verdienten Gewinner. Vize-Weltmeister Deutschland gewann durch einen Treffer von Michael Ballack und ein Eigentor des Litauers Marius Stankevicius mit 2:0 (1:0). Locker und ohne großen Glanz.

Teamchef Rudi Völler ging mit seiner Mannschaft von Anfang an kein Risiko ein. Angeführt von Torwart und Kapitän Oliver Kahn lief fast das gesamte Team auf, das die Nation beim 0:2 im WM-Finale gegen Brasilien würdig vertreten hatte. Lediglich drei Spieler hatte Völler neu in die Mannschaft genommen: Der beim WM-Finale gesperrte Ballack lenkte in Kaunas erfolgreich das deutsche Offensivspiel. Jörg Böhme, beim WM-Finale verletzt, sorgte ab und zu für Akzente auf der linken Seite. Und Carsten Jancker durfte im gegnerischen Strafraum wühlen. In Kaunas konnte der ehemalige Stürmer des FC Bayern München allerdings nicht überzeugen. Zu oft ging Jancker ohne Einwirkung des Gegners zu Boden. Nach einer guten Stunde Spielzeit wurde er ausgewechselt, für ihn kam Oliver Neuville.

Nach einigen Minuten ungestümen Anrennens der Gastgeber bekamen die Deutschen das Spiel in den Griff. Mit kontrollierten Angriffen, vor allem über den agilen Thorsten Frings auf der rechten Seite, erarbeiteten sie sich mehr und mehr Chancen gegen die dicht gestaffelte litauische Abwehr. Allerdings waren die Flanken in den Strafraum zu ungenau, sodass Miroslav Klose und Jancker allzu oft den Ball verpassten. Und so wurde es erst gefährlich, als Bernd Schneider aus der Ferne auf das Tor des litauischen Torwarts Gintaras Stauce zielte. Von nun an suchten die deutsche Akteure mit flachen Bällen den Weg zum Tor – mit Erfolg. Nach Vorlage von Schneider zog Michael Ballack aus 20 Metern Entfernung ab. Der Ball zischte ins Netz.

Der Rest war Routine. Zwar konnten sich die Gastgeber zu Beginn der zweiten Halbzeit noch eine große Ausgleichschance erspielen. Doch als der beste Litauer, Robertas Poskus, nach einem Alleingang auf das Tor von Kahn an seinen Nerven scheiterte und vorbeischoss, waren die Gäste wieder voll da. Sofort übernahmen sie wieder die Initiative – und hatten das Glück der Tüchtigen. Nach einer harmlosen Flanke von Frings in den litauischen Strafraum köpfte Stankevicius den Ball unbedrängt ins eigene Tor. Dass in der Folgezeit Ballack und Hamann noch mit Schüssen an Stauce scheiterten, störte den Eindruck einer abgeklärten deutschen Nationalmannschaft nicht.

Mit dem Sieg übernahm das Team von Rudi Völler die Tabellenführung in der EM-Qualifikationsgruppe fünf. Auch das Unentschieden zwischen Schottland und Faröer nützt den Deutschen. Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2004 in Portugal läuft also nach Plan. Die Litauer dagegen dürften am Samstag froh gewesen sein, dass sie schon vor dem Spiel gefeiert haben.

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