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Hütchenspielerin. Silvia Neid setzt auf einige Neue in der Nationalelf. Foto: dapd

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Sport: Abhaken unmöglich

Die deutschen Fußballerinnen wollen in der EM-Qualifikation die WM-Schmach hinter sich lassen

Berlin - Silvia Neid macht sich keine Illusionen darüber, dass das abrupte Ende des WM-Sommers noch eine Weile in den Köpfen ihrer Spielerinnen bleiben wird. „Die WM kann man nicht abhaken, das ist nicht möglich“, sagte die Trainerin der deutschen Fußballerinnen. „Es würde aber gut tun, wenn wir gegen die Schweiz ein gutes Spiel machen.“ Mit dem heutigen EM-Qualifikationsspiel gegen das Nachbarland (15.25 Uhr, live in der ARD) beginnt für Neid und ihre Mannschaft die Ära nach der Heim-WM, die für den deutschen Frauenfußball Aufschwung und Rückschlag zugleich darstellte.

Im ersten Spiel nach dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan wird die deutsche Mannschaft ein deutlich anderes Gesicht haben als noch vor zwei Monaten. Kapitänin Birgit Prinz ist genauso zurückgetreten wie ihre Stellvertreterin Kerstin Garefrekes, auch Ersatztorhüterin Ursula Holl und Defensiv-Allrounderin Ariane Hingst haben ihre Nationalmannschaftskarrieren beendet. Die Mannschaft der Zukunft wird man heute in Augsburg trotzdem nicht sehen: Zu viele von Neid fest eingeplanten Spielerinnen fallen aus.

Kim Kulig wird noch Monate brauchen, ehe sie nach ihrem gegen Japan erlittenen Kreuzbandriss wieder voll belastbar ist. Celia Okoyino da Mbabi fällt mit einer Verletzung des Syndesmosebandes ebenso aus wie Nachwuchshoffnung Dzsenifer Marozsan. Die 19-Jährige vom 1. FFC Frankfurt, die schon die Weltmeisterschaft verletzungsbedingt verpasst hatte, setzt ein beschädigter Meniskus außer Gefecht. Die bitterste Erfahrung musste in dieser Woche die erstmals nominierte Julia Simic vom FC Bayern München machen: Die 22-Jährige durfte am Dienstag noch in einer Pressekonferenz verkünden, „ein Traum“ ginge für sie in Erfüllung. Wenige Stunden später riss sich die Mittelfeldspielerin im ersten Training mit dem Nationalteam das Kreuzband.

Silvia Neid hat also schlechte Voraussetzungen für den Neuaufbau der Mannschaft rund um die neu ernannte Kapitänin Nadine Angerer. Die Bundestrainerin hat allerdings Zeit: Auch ohne die zurückgetretenen oder verletzten Spielerinnen dürfte die deutsche Mannschaft in der EM-Qualifikation wenig Probleme haben. Neben der Schweiz heißen die Gegner in der Gruppe 2 Spanien, Rumänien, Kasachstan und Türkei.

Insgesamt zwölf Nationen qualifizieren sich für die Europameisterschaftsendrunde, die im Juli 2013 in Schweden stattfinden wird. Bis dahin haben Silvia Neid und ihre Spielerinnen Zeit, sich einzuspielen und eine neue Identität als Mannschaft zu finden. Es wird sicher eine Weile dauern, bis die Mannschaft ihr Selbstvertrauen wieder gefunden hat und langjährige Stützen wie Prinz und Garefrekes ersetzt sind.

Die deutsche Öffentlichkeit scheint das Interesse am Frauenfußball zunächst einmal verloren zu haben. Bis Freitagabend waren nur wenig mehr als 5000 Karten für das Spiel in Augsburg verkauft. Auf Bitten der ARD wurde die Partie zudem auf den heutigen Nachmittag verlegt, parallel zur Männer-Bundesliga. Zur besten Sendezeit am Abend läuft dann der Musikantenstadl.

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