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Sport: Abschied unter Palmen

Auf Tahiti gewinnt Weitspringerin Heike Drechsler ihren letzten Wettkampf

Papeete/Tahiti – Traum und klischeehafter kann eine Umgebung nicht sein. Palmen, Südseestrand, Wellen, blaues Meer, Sonne. Es war der passende Rahmen für einen besonderen Abschied. Es war die richtige Kulisse für die letzten sechs Sprünge der Heike Drechsler. Auf Tahiti, auf der Südseeinsel, verabschiedete sich die Leistungssportlerin Heike Drechsler. Noch einmal bestritt die 39-Jährige einen Wettkampf. Ihren letzten. Heike Drechsler sprang 6,49 m. Sie gewann. Das passt ins schöne Bild. 6,49 m, das ist Saisonbestleistung. In Erfurt, im Juni, war sie 6,39 gesprungen. Das war die bisherige Bestmarke.

Natürlich ging es hier nicht mehr wirklich um eine Topweite oder um Platzierungen. Es ging um Erinnerungen. Heike Drechsler möchte ihren letzten Wettkampf als ein tolles Ereignis in Erinnerung behalten. Und Schönheit bedeutet für eine zweimalige Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin immer auch eine zufriedenstellende Weite. 6,49 m, das ist in Ordnung. Sie hat ja noch andere Erinnerungen. An 5,92 m. An Platz neun. An Zuschauer im Olympiastadion, die ihr standing ovations brachten, denen sie aber übers Stadionmikrofon erklären musste, warum sie bei ihrem letzten Wettkampf im Deutschland, hier beim Istaf in Berlin, nicht mal sechs Meter erreicht hatte. Die Folgen einer Verletzung waren zu groß. Applaus hat sie immer nur als Gegenwert für eine gute Leistung betrachtet. Standing ovations ohne gute Weite hatten auch den Anstrich von Mitleid. Das wollte Heike Drechsler nie. Deshalb sind die 6,49 m so wichtig.

In Tahiti klatschten die Leute auch, aber mit weniger Herzenswärme als in Berlin. Auf Tahiti kennen sie Heike Drechsler nicht wirklich. Sie gilt als Legende, das wussten die Zuschauer, aber in Deutschland wird sie wirklich geliebt.

Doch Heike Drechsler ist viel zu nett und sympathisch, als dass sie auf solche Unterschiede eingehen würde. Solche Punkte interessierten sie gar nicht. Es war ihr Abschied, das zählte. „Ich hätte mir keinen schöneren Rahmen für meinen letzten offiziellen Sprung unter freiem Himmel vorstellen können“, sagte sie. „Mit meiner Leistung zum Abschluss der Saison kann ich ganz zufrieden sein.“

Was kommt jetzt noch? Ein so genanntes Jux-Springen in Karlsruhe kommt noch, irgendwann im Frühjahr 2005. Heike Drechlser lebt in Karlsruhe, startet für die LG Karlsruhe, taucht auf dem Karlsruher Stadtfest auf und mischt sich unter die Leute oder sie zeigt in einem Karlsruher Kaufhaus Kindern, wie man springt. In Karlsruhe hat man sie besonders in Herz geschlossen, weil die Legende hier als Mensch im Alltag wahrgenommen wird.

Am 16. Dezember feiert die herausragende Weitspringerin der 90er Jahre, die schon als 19-Jährige erstmals Weltmeisterin wurde, ihren 40. Geburtstag. Es werden verdammt viele Leute gratulieren. Tsp

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