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Vier auf einen Streich: Neben Miroslav Klose (2.v.r.) sind auch Per Mertesacker (l.) und Philipp Lahm (r.) zurückgetreten. Der ehemalige Co-Trainer Hansi Flick bleibt dem DFB als neuer Sportdirektor erhalten.

© dpa

Abschied von Miroslav Klose und Co.: Talent und Mangel

Nach den Rücktritten von Miroslav Klose, Philipp Lahm und Per Mertesacker wird auf einigen Positionen der Mangel an qualifiziertem Personal deutlich. Ein Kommentar.

In schwerer Stunde fand Manuel Neuer Trost in der Geografie. „Argentinien liegt in Südamerika, nicht in Europa“, sagte der Torhüter der Nationalmannschaft nach der 2:4-Niederlage gegen die Argentinier. „Deswegen können wir das heute noch so hinnehmen.“ Es war die gute Nachricht eines schlechten Abends: Argentinien mit dem unwiderstehlichen Angel di Maria wird die deutsche Mannschaft auf dem Weg zum Titel bei der EM 2016 nicht aufhalten. Die schlechte Nachricht ist: Es gibt auch in Europa ein paar Teams, mit denen die Deutschen in der Verfassung vom Mittwochabend ernste Probleme bekämen.

Das weiß natürlich auch Joachim Löw, aber genauso weiß der Bundestrainer, dass sich seine Mannschaft in wichtigen Spielen nicht so präsentieren darf wie gegen Argentinien – und sich in der Regel auch nicht so präsentieren wird. „Man muss das Spiel richtig einordnen“, sagte Löw.

Eine realistische Einordnung könnte so aussehen: Nicht überall, wo Weltmeister draufsteht, steckt in diesen Tagen auch der Weltmeister drin. Löw bot gegen Argentinien, halb aus Zwang, halb aus freien Stücken, eine Elf auf, die a) über wenig internationale Erfahrung verfügte und der es b) an der nötigen Eingespieltheit fehlte. Da kann es schon mal passieren, dass ein Gegner wie Argentinien scheinbar locker vier Tore erzielt. In der Vergangenheit hatte Löw gezeigt, dass er in der Lage ist, einige Defizite, etwa im kollektiven Defensivverhalten, kurz- oder mittelfristig zu beheben; andere Projekte sind diesmal eher langfristig angelegt. Die Erfolgsaussicht mit Blick auf die EM in zwei Jahren? Offen.

Dem deutschen Fußball wird inzwischen eine Fülle an Talenten nachgesagt, wie es sie angeblich nie zuvor gegeben hat. Da sollte der Abschied von lediglich drei Weltmeistern das Gesamtgebilde eigentlich nicht ernsthaft ins Wanken bringen. Doch Miroslav Klose, Philipp Lahm und Per Mertesacker haben genau auf den Positionen gespielt, auf denen der Mangel an qualifiziertem Personal zuletzt am größten war: im Sturm, in der Außen- und in der Innenverteidigung. Am Mittwochabend sind alle drei in Düsseldorf mit Getöse verabschiedet worden; 90 Spielminuten später haben sich vermutlich viele gewünscht, diese Verabschiedungen hätten nie stattgefunden.

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