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Sport: Abseits der Welt

Fed-Cup-Team droht Abstieg in die Drittklassigkeit

Berlin - Die Guten spielen in Buenos Aires, Rimini, Innsbruck und Jerez de la Frontera. Über diesen Tennisanlagen wird am Wochenende ein Hauch von Glanz wehen, wenn die acht besten Frauen-Teams der Welt um den Einzug ins Fed-Cup-Halbfinale kämpfen. Die deutschen Frauen spielen an keinem dieser Orte. Sie treten am Samstag um 12 Uhr an in Ilitschewsk – gegen die Ukraine. Ilitschewsk ist ein kleiner Ort am Schwarzen Meer, 50 Autominuten entfernt von Odessa. In Illitschewsk gibt es kein Hotel, weshalb die deutschen Frauen täglich mit dem Bus die Strecke zwischen Odessa und den Plätzen hin und her pendeln müssen. Das einzige, was über dem „Elite Tennis Club“ von Ilitschewsk weht, ist ein scharfer Wind vom Schwarzen Meer.

Nach der Niederlage gegen Frankreich in der ersten Runde haben die deutschen Frauen den Klassenerhalt in der Weltgruppe bereits verspielt. Nur bei einem Sieg gegen die Ukrainerinnen dürfen sie im nächsten Jahr in der neu geschaffenen Weltgruppe II antreten. Verlieren sie das Play-off-Spiel, ist der Abstieg in die Drittklassigkeit der Zonengruppe besiegelt.

Bis zum vergangenen Samstag schienen die deutschen Frauen für die Begegnung favorisiert: Die besten Einzelspielerinnen der Ukraine sind Tatiana Perebiynis und Juliane Fedak, die eine steht auf Platz 90 der Weltrangliste, die andere auf Platz 105. Damit gehört die Ukraine objektiv betrachtet eher zu den kleinen Tennisnationen, und Deutschland wollte den Verbleib in der Weltgruppe mit Marlene Weingärtner, Anna-Lena Grönefeld, Barbara Rittner und Julia Schruff schaffen. Am Samstag aber sagte plötzlich Marlene Weingärtner wegen einer Fußverletzung ab, und Teamchef Klaus Eberhard musste innerhalb kürzester Zeit Ersatz für die deutsche Nummer eins organisieren. Er berief Jasmin Wöhr und Greta Arn in die deutsche Delegation und prophezeite: „Es wird sehr schwer werden.“ Nun also ist die erst 19-jährige Anna-Lena Grönefeld die deutsche Nummer eins. Sie belegt Platz 88 der Weltrangliste und verlor bei den Grand Slams in Paris und in Wimbledon in der ersten Runde. Im zweiten Einzel will Eberhard die Barbara Rittner einsetzen. Die 31-Jährige steht auf Platz 177, bezeichnet sich gerne selbst als „Mutter der Kompanie“, hat aber in diesem Jahr die Qualifikation für Wimbledon verpasst.

Bereits am Montag ist Klaus Eberhard mit den Frauen in die Ukraine geflogen. Man müsse sich an den Sandbelag gewöhnen und an die Bälle. Sein Trainingsplan für die Woche klang wenig abwechslungsreich. „Wir üben vor allem die Doppel“, sagte Eberhard. „Das kann beim 2:2 entscheidend sein.“ Der Teamchef rechnet also nicht mit einem eindeutigen Ergebnis nach den Einzeln, seine Prognosen für die Begegnungen am Wochenende sind nebulös: „Man kann die vier Einzel gewinnen oder verlieren.“

Es gibt noch jemanden, der dem deutschen Frauentennis in dieser Situation helfen könnte: Anca Barna. Die ist mit Platz 58 in der Weltrangliste die derzeit beste deutsche Spielerin. Außerdem war sie in der Fed-Cup Begegnung gegen Indonesien in der vergangenen Saison maßgeblich am Sieg beteiligt. Barna weigert sich jedoch aufgrund von Querelen mit dem Deutschen Tennisbund (DTB), noch einmal im Fed-Cup anzutreten: Der DTB hatte ihr eine Wildcard für das Turnier in Leipzig versagt.

Klaus Eberhard wird sich in Ilitschewsk also mit dem Personal begnügen müssen, das noch übrig bleibt. Hat er damit Siegchancen? Die Antwort kommt zögerlich, aber bestimmt. „Klar gibt es die. Sonst wären wir nicht hier.“ Fatalismus gehört derzeit beim deutschen Frauentennis zum Alltag.

Stéphanie Souron

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