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Sport: Abstieg in Rosarot

Mainz muss nach drei Jahren die Liga verlassen Trainer Klopp verspricht eine schnelle Rückkehr

Als der Abstieg besiegelt war, blieben sich die Fans im Mainzer Bruchwegstadion treu. Anhaltend applaudierten die stets so gut gelaunten Zuschauer ihren Helden, die soeben zwar 3:0 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen hatten, wegen des späten Wolfsburger Ausgleichs in Aachen dennoch bereits einen Spieltag vor Schluss als Absteiger in die Zweite Bundesliga feststehen. Die Spieler drehten nach Aufforderung ihrer Fans eine Ehrenrunde vor den noch immer vollzählig versammelten 20300 Zuschauern im ausverkauften Stadion. Erst dann senkten die Spieler ihre Köpfe und gingen in die Kabine. Wenige Minuten später kehrten sie schon wieder aufs Spielfeld zurück, weil ihre Fans eine weitere Abschiedsrunde forderten. Als auch die absolviert war, übernahm Trainer Jürgen Klopp das Mikrofon des Stadionsprechers und richtete das Wort in Richtung des besten Publikums der Welt: Ich zitiere einen rosaroten Philosophen: Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.

Kaum eine halbe Stunde zuvor hatten die Mainzer, die bereits in der Vorwoche angesichts von fünf Punkten Rückstand auf den VfL Wolfsburg und Platz 15 offiziell den Kampf um den Klassenerhalt aufgegeben hatten, noch einmal Hoffnung geschöpft. Während das eigene Team gegen den bereits abgestiegenen Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach leicht und locker durch die Tore von Mohamed Zidan, Petr Ruman und Markus Feulner einen Sieg einfuhr, lag Wolfsburg auf dem Tivoli in Aachen bis zur 80. Minute mit 0:2 zurück. Diese Konstellation eröffnete plötzlich doch wieder Chancen auf den Klassenerhalt. Die Mannschaft von Trainer Klopp wirkte beflügelt von der Aussicht auf ein Abstiegsendspiel in der kommenden Woche in München. Umso schmerzhafter war dann die Nachricht von den beiden späten Treffern des Konkurrenten in Aachen.

Der Ägypter Zidan, der wegen seiner 13 Rückrundentore auf den Einkaufslisten einiger Bundesligakonkurrenten stehen dürfte, weinte bitterlich, als er die Nachricht vom endgültigen Abschied aus der Bundesliga erfuhr. Minutenlang vergrub er sein Gesicht in seinen Unterarmen, auf die er extra für sein womöglich letztes Heimspiel im Trikot der Mainzer mit Hennafarbe ein Kurzzeittattoo mit dem Schriftzug Mainz aufgetragen hatte. Erst als er seinen Trainer erspähte, sprang Zidan auf und seinem Ersatzvater in die Arme. Vielleicht lässt der 25 Jahre alte Stürmer sich aufgrund dieser extremen Bindung zu Klopp gar auf ein Jahr in der Zweiten Liga ein. Das kann ich erst nach Saisonende entscheiden. Jetzt tut mir einfach nur das Herz weh, wiegelte er Nachfragen ab.

Sein Ziehvater unterstrich, dass er die Mainzer in die Unterklassigkeit begleitet und dort nach den bevorstehenden Abgängen von etlichen Spielern eine neue Mannschaft aufbauen will. Ich möchte hier in Mainz mal in aller Ruhe leben, wenn ich alt bin, sagte Klopp. Da kann ich jetzt schlecht gehen.

Daniel Meuren[Mainz]

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