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Sport: Abstieg in Zahlen

In der Zweiten Liga müsste sich Hertha BSC von zahlreichen Spielern trennen.

Berlin - Wer Eintrittskarten für das Spiel am Samstag im Olympiastadion gegen den FC Bayern besitzt und überlegt, ob er sie selbst nutzen oder vielleicht doch lieber weiterreichen möchte, der möge einmal in sich gehen. Gut möglich, dass der Rekordmeister zum Punkteduell mit der ortsansässigen Hertha nicht mehr so schnell vorbeischauen wird. Könnte ja sein, dass sich die Berliner demnächst durch die Hintertür aus der Bundesliga verabschieden. Das wäre schade, hebt aber im Moment den Wert eines gültigen Tickets.

Während die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel trotz allem immer noch Chancen auf den Klassenerhalt besitzt, musste sich das kaufmännische Personal bereits mit dem Abstieg beschäftigen. Alljährlich muss bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eine Lizenz für die kommende Spielzeit beantragt werden. Wenn man wie Hertha zwischen den Ligen hängt, muss die Spielberechtigung für Erste und Zweite Liga beantragt werden.

Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller hat die Planzahlen für beide Ligen eingereicht. „Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, damit es jeweils zu positiven Bescheiden führen kann“, sagt Schiller dem Tagesspiegel. Konkreter will er nicht werden. Unbestritten, dass die finanzielle Planung für den Fall eines erneuten Abstiegs heikel ist. Schiller sagt nur: „Die Herausforderung Zweite Liga wäre ähnlich wie die vor zwei Jahren.“

Hertha war 2010 abgestiegen, hatte es aber durch einen finanziellen Kraftakt geschafft, eine Mannschaft unter Bundesligabedingungen ins Rennen um den Wiederaufstieg zu schicken. Der FC Bayern der Zweiten Liga, wie Hertha bezeichnet wurde, war das Abenteuer Unterhaus mit einem Etat von 33 Millionen Euro angegangen, wobei ein Großteil des Etats für das kickende Personal draufging. Wesentliche Sponsoren konnten gehalten werden, der Wiederaufstieg gelang. Hertha hat den Abstieg teuer bezahlt. Zwar wurde im Zweitligajahr 2010/2011 ein Umsatz von rund 55 Millionen Euro erlöst, dem aber standen Aufwendungen in Höhe von knapp 62 Millionen Euro gegenüber, geplant waren 45 Millionen. Das Geschäftsjahr wies einen Fehlbetrag von knapp sieben Millionen Euro aus. Aber auch nur dank der Einlage eines geheimen Investors von acht Millionen Euro.

Im Lizenzantrag für die kommende Spielzeit geht Hertha für den Fall Bundesliga von einem Haushalt von rund 58 Millionen Euro aus, was in etwa dem der laufenden Saison entspricht. Für die Zweite Liga rechnet Hertha mit rund 30 Millionen Euro Umsatzerlös. Die Personalkosten für die Bundesliga würden 24 Millionen Euro betragen. In der Zweiten Liga würde sich dieser Betrag mehr als halbieren. Wie der Tagesspiegel erfuhr, plant Hertha hier nur noch mit knapp zehn Millionen Euro. Das würde bedeuten, dass man sich von Spielern wie Ramos und Raffael, durch deren Verkauf Geld in die Kasse käme, trennen müsste. Auch das Gehalt von Spielern wie Kraft, Ottl und Lell wäre nicht mehr zu finanzieren.

Während Hertha für die Bundesliga mit einem nahezu ausgeglichenen Haushalt rechnet, kalkuliert der Klub in der Zweiten Liga mit einem Fehlbetrag von rund acht Millionen Euro. Allein die Werbeeinnahmen würden von rund 30 Millionen Euro auf knapp 15 Millionen Euro fallen. Auch das Fernsehgeld würde sich um die Hälfte auf 8,5 Millionen Euro reduzieren. Zudem drücken immer noch rund 35 Millionen Euro Schulden – eine Belastung, die auf Dauer nur in der Ersten Liga zu schultern ist. Und auch das nur halbwegs, wie Hertha seit Jahren zeigt.

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