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Endspiel. Wollitz muss heute mit Energie gegen Mainz II siegen.

©  dpa/Settnick

Abstiegsangst in der Lausitz: Energie Cottbus: Die letzte Patrone

Energie Cottbus war einst der Stolz des Ostens im deutschen Profifußball – jetzt kämpft der Klub gegen den Absturz in die vierte Liga. Alle Hoffnungen ruhen nun auf dem Motivator Wollitz.

Von Johannes Nedo

Sie hatten sich extra einen Slogan für den Verein ausgedacht: „Hart an der Grenze.“ Er soll an die alten Tugenden von Energie Cottbus erinnern. An Haudegen wie Detlef Irrgang, Timo Rost und Vragel da Silva. Die hart spielten – aber vor allem erfolgreich. An diese Zeiten wollten sie bei Energie wieder anknüpfen, als sie im vergangenen Sommer mit dem neuen Slogan in die Drittliga-Saison gingen. Doch der stolz präsentierte Spruch könnte bald genau für das Gegenteil stehen. Nun, am Saisonende, könnte es richtig hart werden für den FC Energie.

An diesem Samstag (13.45 Uhr/live im RBB) bestreiten die Cottbuser im Stadion der Freundschaft ihr letztes Saisonspiel gegen die zweite Mannschaft von Mainz 05 – und es droht der Abstieg in die Regionalliga, in die Viertklassigkeit. Energie steht als 17. in der Tabelle lediglich einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Wenn die Lausitzer nicht gewinnen, können sie noch von Werder Bremen II und SV Wehen Wiesbaden überholt werden.

Der Absturz in die Regionalliga Nordost wäre ein Dolchstoß für den FC Energie. Der ohnehin klamme Verein bekäme kaum noch Fernsehgelder, das Interesse der Sponsoren würde enorm schwinden und beim Buhlen um Spieler würde der Standortnachteil noch stärker ins Gewicht fallen. Cottbus liegt nun mal hart an der Grenze – der polnischen. Mit einem Abstieg würde die Stadt von der deutschlandweiten Profifußballball-Landkarte verschwinden. Ob sich der Klub danach wieder berappeln könnte, ist überaus fraglich.

Alle Hoffnungen ruhen auf dem Motivator Wollitz

Angesichts dieser existenziellen Probleme setzt Trainer Claus-Dieter Wollitz auf bedeutungsschwere Worte. „Natürlich haben wir eine große Verantwortung. Als Trainer, als Mannschaft. Aber die Fans und Zuschauer auch. Jeder sollte die Eigeninteressen zu Hause lassen, ins Stadion kommen und alles geben“, appelliert Wollitz. Wegen solch emotionaler Ansprachen hat Energie ihn Anfang April fünf Spieltage vor Schluss verpflichtet. In Cottbus verbinden sie mit ihm bessere Zeiten. Schon von 2009 und 2011 trainierte Wollitz den Klub, in der Zweiten Liga. Damals wollte Energie unbedingt wieder in die Bundesliga aufsteigen und entließ ihn, als der Verein auf Platz neun stand.

Viereinhalb Jahre später ist Wollitz bereits Energies vierter Trainer dieser Saison und soll nun die Rettung in der Dritten Liga schaffen. Dabei wollten die Klub-Verantwortlichen eigentlich die alten Zeiten von Irrgang und Rost wieder aufleben lassen. Nur nach oben ging ihr Blick. Um den Aufstieg in die Zweite Liga sollte Energie mitspielen.

Dafür hatten sie Stefan Krämer, dem freundlichen Trainer mit dem Lockenkopf, eine Mannschaft mit Spielern zusammengestellt, die über viel Erfahrung in der Ersten und Zweiten Bundesliga verfügen: Abwehrspieler Uwe Möhrle, Stürmer Richard Sukuta-Pasu, Mittelfeldspieler Torsten Mattuschka, Torhüter René Renno und Verteidiger Christopher Schorch. Das schien zunächst zu klappen. Nach zwei Siegen an den ersten beiden Spieltagen waren die Cottbuser sogar Tabellenführer. Dann folgten aus den nächsten sieben Partien allerdings nur zwei Punkte und Krämer musste gehen. Interimsweise übernahm René Rydlewicz. Und dann kam Vasile Miriuta, der weniger freundliche Trainer mit der Glatze.

Bei dem Rumänen ließen sich die Cottbuser jedoch wieder von der Vergangenheit blenden. Miriuta war ein Held aus den alten Zeiten – der Energie-Spielmacher zu Bundesliga-Zeiten, natürlich ebenfalls ein harter Hund, er schien also perfekt zum Slogan zu passen. Alle lagen ihm zu Füßen. Zunächst. Denn Miriuta gelang zwar eine Serie von 13 Spielen ohne Niederlage, darunter waren aber zehn Unentschieden. So musste zunächst im Februar der Sportdirektor Roland Benschneider gehen – und dann im April Miriuta.

Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem Motivator Wollitz. Der 50-Jährige setzt vor allem auf junge Talente, viele von den erfahrenen Spielern sind auf der Bank gelandet. Wollitz will offenbar Energies ständigen Blick zurück beenden, will eine neue Cottbuser Spielergeneration aufbauen. Vorher muss er aber den Klassenerhalt schaffen, und dafür nutzt er all seine Emotionen:. „Alle sind bereit, die letzte Patrone zu verschießen“, beschreibt er die Stimmung in der Mannschaft. „Alle haben die totale Gier auf das Spiel gegen Mainz.“

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