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Abstiegskampf: Glückstreffer lässt Karlsruhe wieder hoffen

Ein Tor gegen Leverkusen reicht dem KSC zum Sieg. Nun wittern der abstiegsbedrohten Badener ihr Chance.

Düsseldorf - Was ein einziges Tor doch bewirken kann. Beim Karlsruher SC zum Beispiel. Der Tabellenletzte der Fußball- Bundesliga war in den vergangenen Wochen so etwas wie das personifizierte Leiden. Tabellenletzter ist der KSC immer noch, aber nach dem 1:0-Sieg beim Pokalfinalisten Bayer Leverkusen machen sie sogar schon wieder Witze. „Das Tor war super herausgespielt“, scherzte Andreas Görlitz über den Treffer seines Kollegen Sebastian Langkamp. „Wir haben schön kombiniert, sind über die Außen gekommen …“ In Wirklichkeit hatte Langkamp im Mittelkreis in den Ball gegrätscht, er wollte nur irgendwie klären – und dann flog sein vermeintlicher Befreiungsschlag aus 46,5 Metern ins Leverkusener Tor. „So ein Tor schießt er nur einmal in seinem Leben“, sagte Leverkusens Nationaltorhüter René Adler, der keine Abwehrchance besaß.

Im Grunde muss man wirklich lachen über die Karlsruher. Über Wochen haben sie das Tor nicht getroffen, Spiel für Spiel beste Chancen vergeben, sich damit der Lächerlichkeit preisgegeben – und dann landet ein derartiger Glücksschuss einfach mal im Netz. „Ein geiles Gefühl“, sagte Langkamp über sein erstes Tor im achten Bundesligaspiel. „Ich dachte, der Ball geht auf die Tribüne. Dass er dann so reingeht – da hatte ich natürlich nichts dagegen.“ Nach dem Erfolg gab es strahlende Gesichter bei den Karlsruhern. Der schon fast abgeschlagene Tabellenletzte glaubt wieder fest an das Happy End. Trainer Edmund Becker freute sich, dass seine Mannschaft endlich einmal für den großen Aufwand belohnt wurde. „Nun müssen wir im Heimspiel gegen Cottbus nachlegen, sonst war das hier für die Katz“, sagte er.

Die Erleichterung der Karlsruher stand im krassen Gegensatz zur totalen Ernüchterung auf Leverkusener Seite. „Wir müssen bei jedem schauen, wie es weitergeht. Man kann verlieren, aber nicht so!“, wetterte Bayers Sportdirektor Rudi Völler. „Sicher war es ein unglückliches Gegentor. Aber bei einem 0:0 wäre meine Analyse auch nicht anders ausgefallen.“ Völlers Gemütszustand wies Ähnlichkeiten auf zu seinem legendären Emotions-Ausbruch („Käse, Mist, Scheißdreck“) als Teamchef der Nationalelf nach dem 0:0 in Island vor knapp sechs Jahren. „In der Hinrunde sind wir für unsere tollen spielerischen Qualitäten gelobt worden. Aber das, was wir heute gezeigt haben, geht gar nicht! Das lassen wir uns nicht bieten.“

Völlers harscher Kritik schloss sich Leverkusens Trainer Bruno Labbadia an, der sich „die absolut blutleere Vorstellung“ und „Bankrotterklärung“ auch nicht erklären konnte. Für den Trainer war es unverständlich, dass seine Mannschaft vier Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale „nicht ein Stück Euphorie mitnehmen und den Aufwärtstrend fortsetzen“ konnte. Er bezog sich in die Kritik ausdrücklich mit ein: „Als Mannschaft – und dazu zähle ich mich auch – haben wir uns katastrophal verkauft.“ Es mehren sich Hinweise, dass Labbadia einige Spieler mit seiner ewig gleichen Ansprache nicht mehr erreicht. Zudem ist Torjäger Patrick Helmes seit Wochen in der Krise, seit 709 Minuten hat er kein Tor mehr aus dem Spiel heraus erzielt. Zur Pause wurde Helmes ausgewechselt. dpaLTU ARENA]

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