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Sport: Absturz kurz vor Mitternacht

Eiskunstläufer Lindemann bei der WM auf Platz 18

Moskau Es war die bitterste Niederlage in seiner noch jungen Karriere, und Stefan Lindemann trug sie mit Fassung. „Vor einem Jahr bin ich mit dem Kurzprogramm in die Weltspitze gelaufen, dieses Mal ging es voll daneben“ – knapp und zutreffend analysierte der Eiskunstläufer aus Erfurt das, was ihm gerade in Moskau passiert war. Als Medaillenkandidat war Lindemann in die russische Hauptstadt gereist, aber nach dem Kurzprogramm fand er sich am Dienstag, kurz vor Mitternacht, auf Platz 18 wieder. Vor sieben Wochen bei der Europameisterschaft hatte Lindemann noch die Bronzemedaille geholt. Wenn in der Kür alles optimal läuft, reicht es vielleicht noch für einen Platz unter den ersten zehn. Zu wenig für einen Mann mit seinen Ansprüchen.

Ein wenig gequält versuchte Stefan Lindemann, seine sportliche Niederlage als menschlichen Gewinn zu interpretieren: „Aus so einem Auftritt kann ich lernen, dass man Niederlagen braucht, um ganz nach vorn zu gehen.“ 160 Sekunden lang war bei ihm im Luschniki-Sportpalast alles daneben gegangen. Vor allem bei den Sprüngen zeigte der 24-Jährige ungeahnte Schwächen und stürzte zweimal. „Das kann den Besten passieren, auch Pluschenko ist gestürzt. Das ist jetzt kein Weltuntergang“, sagte Lindemann.

In der Tat gab es eine Parallele zum Auftritt des russischen Wunderläufers aus St. Petersburg, doch die reduzierte sich auf Probleme im gesundheitlichen Bereich. Lindemann war mit einer Rückenzerrung angetreten, Pluschenko konnte nach einer Leistenverletzung nur mit Spritzen und Schmerztabletten fitgemacht werden. Doch der Russe liegt nach einem misslungenen Vierfach-Toeloop immer noch auf Platz drei, knapp hinter dem Schweizer Stéphane Lambiel und Brian Joubert (Frankreich). Ein totaler Absturz, wie ihn Lindemann hinlegte, blieb Pluschenko am Dienstag erspart.

„Wir halten in guten wie in schlechten Zeiten zusammen“, sagte Lindemanns Trainerin Ilona Schindler. „Es ist besser, das passiert jetzt als in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen.“ In Moskau werden bereits 24 Olympia-Startplätze über ein kompliziertes System vergeben. Um bei den Spielen in Turin sicher dabei zu sein, müsste Lindemann ein paar Plätze gutmachen. „Ich werde noch einmal angreifen. Das traue ich mir zu, denn ich habe diese Saison gezeigt, dass ich nach vorn gehöre“, sagte er nach seinem missratenen Kurzprogramm. Tsp

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