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Keinen Schritt zuviel. Denis Spoljaric gilt als intelligenter Handballer.

© dapd

Abwehrchef Denis Spoljaric: Schrank für die Arbeiterklasse

Unauffällig, aber wichtig: Denis Spoljaric soll die Füchse auch in Europa führen.

Irgendwann war es einfach nur noch langweilig. Daran änderten auch all die Titel nichts. Zwölf Mal hatte Denis Spoljaric mit Croatia Zagreb die nationale Meisterschaft gewonnen, dazu elf Mal den nationalen Pokal, da war er gerade einmal 30 Jahre alt. „Ich brauchte unbedingt eine neue Herausforderung“, sagt Spoljaric und mit einem Augenzwinkern merkt er an: „Außerdem ist mein Vertrag in Zagreb ausgelaufen.“ Ein Interessent für den kroatischen Nationalspieler fand sich schnell: Bob Hanning. Der Manager der Füchse Berlin holte den 1,95-Meter-Mann im Sommer 2010 ablösefrei in die Handball-Bundesliga.

Mittlerweile spielt Spoljaric in der dritten Saison für die Füchse, mit denen er am Donnerstag in der Champions League auf seinen alten Klub Croatia Zagreb (19.30 Uhr, Schmeling-Halle und live bei Eurosport) trifft. Berlin ist für ihn nach kurzen Gastspielen bei Pfadi Winterthur (2001) und RK Celje (Slowenien/2007) die erste Auslandsstation mit einer Verweildauer von mehr als zwölf Monaten. „Es läuft gut“, sagt Spoljaric, „meine Familie fühlt sich wohl und wir haben bei den Füchsen sportlich etwas aufgebaut.“ Letztere Entwicklung hängt unmittelbar mit ihm selbst zusammen, auch wenn er das so natürlich nicht sagt. Und wohl nie sagen würde. Abgesehen von seiner physischen Erscheinung ist der 33-Jährige mit der Statur eines Schrankes nämlich einer der unauffälligsten Vertreter seiner Zunft. Spoljaric kommt bei den Füchsen ausschließlich in der Defensive zum Einsatz, als Chef der 6-0-Abwehr verrichtet er im Mittelblock klassische Drecksarbeit: Der Kroate dirigiert und verschiebt den Pulk aus Nebenleuten hin und her und her und hin, manchmal kommt es auch zu ringerähnlichen Einlagen mit dem gegnerischen Kreisspieler. Bei eigenem Ballbesitz räumt er dann ganz brav seinen Platz für Spielmacher Bartlomiej Jaszka. „Ich war schon immer ein Abwehrspezialist, vom Jugendalter an“, sagt Spoljaric. „Im Gegensatz zu den meisten Handball-Fans freue ich mich, wenn wenige Tore fallen. Dann gewinnen wir nämlich oft.“

Mit seinem Pragmatismus und seiner Spielweise verkörpert Spoljaric den Stil der Füchse wie kaum ein anderer. Die Konkurrenten aus Flensburg oder Kiel mögen handballerische Schöngeister sein, die Füchse gehören dagegen eher der konservativen Arbeiterklasse an. Vielleicht gilt Spoljaric auch deshalb als heimlicher Toptransfer von Hanning, schließlich stellten die Berliner in den ersten beiden Spielzeiten mit ihm die beste, respektive zweitbeste Defensive der Liga. Bei aller notwendigen Wettkampfhärte besticht der Kroate zudem durch Fairness. Nur acht Zeitstrafen sprachen die Schiedsrichter in der laufenden Bundesliga-Saison gegen ihn aus. Hanning hat mal über Spoljaric gesagt: „Er macht keinen Schritt zu viel, aber auch keinen zu wenig.“ Das Timing des 102-Kilo-Mannes beim Attackieren des Gegners und beim Antizipieren der Aktion sticht zwar oft erst bei genauerer Betrachtung ins Auge, sein Wert für die Füchse und ihre Entwicklung steht jedoch außer Frage. Unter diesem Aspekt erscheint es fast schon ungerecht, wie wenig Aufmerksamkeit der Defensivorganisator erfährt. „Mir macht das gar nichts“, versichert Spoljaric. „Ich erledige den Job, der für die Mannschaft wichtig ist.“

Beweisen muss der Kroate ohnehin nichts mehr, er hat in seiner Karriere fast alles gewonnen. Spoljaric war bereits Mitglied jener kroatischen Nationalmannschaft, die nach Siegen über Deutschland im WM-Finale 2003 und bei Olympia 2004 nationalen Heldenstatus in der sportverrückten Heimat erlangt hat.

Deshalb weckt der heutige Donnerstag auch Erinnerungen beim Berliner Abwehrchef. Es ist das erste Mal seit seinem Wechsel, dass er gegen den Klub aus seiner Geburtsstadt spielt. „Mein Telefon läuft seit Tagen heiß, da werden viele Freunde zuschauen“, sagt Spoljaric. In der Sportbar, die der Handballer gemeinsam mit seinem Bruder in Zagreb betreibt, „wird es auf jeden Fall eng“.

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