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Lewandowski kann kommen. In der Bundesliga hat Adrian Ramos seine Bestmarke von zehn Toren schon eingestellt, nur Dortmunds Stürmer traf bisher öfter. Beim Spiel am Samstag könnte Ramos sich gleich als Nachfolger Lewandowskis beim BVB empfehlen.

© Imago

Adrian Ramos: Der schüchterne Schütze

Stürmer Adrian Ramos wird immer wertvoller, zehn Tore hat er in 16 Spielen für Hertha BSC in dieser Saison erzielt, was zu der Frage führt: Sollen die Berliner mit ihm verlängern oder ihn verkaufen?

Adrian Ramos schaut ziemlich ratlos drein. Der Stürmer von Hertha BSC ist gerade gefragt worden, ob er denn wisse, wer als einziger Berliner je Torschützenkönig der Bundesliga geworden ist. Der Kolumbianer und sein Dolmetscher neben ihm flüstern sich auf Spanisch zu, am Ende sagt Ramos, kaum hörbar: „Michael Preetz.“

Seit 1999, als der heutige Hertha-Manager noch stürmte und 23 Treffer erzielte, hat kein Berliner eine Trophäe fürs Toreschießen erhalten. Preetz würde es Ramos nicht übel nehmen, wenn er ihm dieses Alleinstellungsmerkmal nähme, im Gegenteil. „Es würde mich freuen, denn es würde bedeuten, dass er und wir eine tolle Saison gespielt hätten“, sagt Preetz.

Ebenso selten wie Berliner Torschützenkönige, so scheint es zumindest, sind öffentliche Auftritte von Adrian Ramos. Der schüchterne Schlaks stakst oft nur lächelnd an allen Anfragen vorbei.

Doch derzeit kommt niemand an Ramos vorbei und umgekehrt: Zehn Tore hat er in 16 Spielen für Hertha erzielt, in der Bundesliga traf nur Robert Lewandowski bisher öfter, mit elf Toren. Am Samstag treffen beide Torjäger in Dortmund aufeinander. „Alle Stürmer wünschen sich, einmal Torschützenkönig zu sein“, lässt Ramos übersetzen. „Man muss sich dafür aber auch jeden Tag zeigen.“

Am Mittwoch zeigt sich Ramos auf Anfrage in einer Gesprächsrunde. Doch auf dem Podium zu sitzen, ist ihm selbst vor kleinem Publikum unangenehm. Meist starrt er ins Leere, sagt leise kurze Sätze und wartet, bis der Dolmetscher übersetzt hat. Auch die Fragen, dabei versteht er sie nach vier Jahren im Land eigentlich ganz gut. Aber öffentlich Deutsch zu reden, das traut er sich nicht.

Auf dem Platz ist er nicht so zurückhaltend, da spielt Ramos derzeit so stark wie noch nie für Hertha. „Das ist das erste Mal, dass er über längere Zeit sein Potenzial bei uns umsetzt, nicht nur phasenweise“, sagt Manager Preetz, der ihn 2009 verpflichtete. Die Hinrunde ist noch nicht beendet und schon hat Ramos seine Torbestmarke aus dem ersten Bundesligajahr mit Hertha erreicht. Im System von Trainer Jos Luhukay kommen Ramos’ Stärken optimal zum Tragen. Dank seiner Schnelligkeit ist er der ideale Konterstürmer, dank seiner Spielintelligenz wichtig für das Kombinationsspiel, dank seines Einsatzes hilfreich in der Defensivarbeit und dank seiner Kopfballstärke ein Abnehmer für Flanken. Eine Kombination, die es so oft bei Stürmern nicht gibt. Seinem Nationaltrainer scheint das nicht aufzufallen. „Keinen Kontakt“ gebe es, sagt Ramos, den immer noch der Traum antreibt, mit Kolumbien zur WM nach Brasilien zu fahren.

Ramos hat noch einen Vertrag bis 2015

Anderen Klubs sind seine Leistungen aufgefallen, Atletico Madrid und dem FC Arsenal wird Interesse nachgesagt. „Ach, davon höre ich zum ersten Mal.“ Ramos lächelt verlegen, während der Übersetzer noch versucht, die gleiche Überraschung in die Stimme zu legen. Könnte er sich in Dortmund nicht gleich als Lewandowski-Nachfolger präsentieren? „Ich versuche, mich immer gut zu präsentieren.“ Um dem Team zu helfen natürlich.

Hertha würde es helfen, wenn er bliebe. „Wir sind in Verhandlungen, also abwarten, bis jetzt läuft alles gut“, sagt Ramos. Auch Manager Preetz will „keine Wasserstände abgeben. Adrian weiß, was er an uns hat. Aber wenn es Interesse von einem großen Klub gäbe, dann hätten wir eine andere Situation.“ Davon habe er aber ebenfalls noch nichts gehört.

Ramos hat noch einen Vertrag bis 2015 in Berlin. Aber falls sich beide Seiten nicht einig werden, müsste Hertha Ramos vorher transferieren, um noch eine Ablöse zu erzielen. „Das hängt vom Einzelfall ab, ob das Sinn macht“, schränkt Preetz ein. Dazu hat Hertha einen weitern Stürmer oben in der Torjägerliste: Pierre-Michel Lasogga, neun Tore. Der an den HSV verliehene Angreifer ist auch nur bis 2015 gebunden. „Wir möchten, dass Pierre nächstes Jahr bei Hertha spielt“, sagt Preetz, „wir können uns sogar vorstellen, dass er langfristig bei uns bleibt.“ Doch zunächst müsse man in Gesprächen feststellen, wie Lasogga seine Zukunft sehe. Es sei sogar „absolut vorstellbar“, dass beide nächste Saison für Hertha spielen, sagt Preetz.

In Luhukays Einstürmersystem dürfte das schwierig werden. Für die finanziell klammen Berliner wäre ein wertvoller Reservestürmer ein Luxus, zumal Spieler auf der Ersatzbank selten an Wert gewinnen. Wenn Ramos und Lasogga weiter so gut treffen, hat Hertha am Ende der Saison vielleicht sogar zwei Torschützenkönige auf einmal – und müsste sich für einen entscheiden. Oder beide ziehen lassen.

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