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Adrian Ramos.

© dapd

Adrian Ramos: Stürmer in Bereitschaft

Adrian Ramos wartet bei Hertha auf den Absprung. In einer der Topligen Europas will der 26-Jährige spielen, "aber es gibt noch keine Angebote".

Wie sieht eigentlich eine traurige Gestalt aus? Sie trottet verloren über den Trainingsplatz. Wenn sie dann doch einmal zum Sprint ansetzt, den Ball vor dem Tor aber nicht stoppen kann, tritt sie frustriert gegen den Pfosten und drischt die herumliegenden Bälle ins Netz. Und im direkten Gespräch klopft sie immer wieder ratlos die Fingerglieder aneinander.

Adrian Ramos weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er ist bei Hertha BSC, immer noch, dabei wollte er schon weg sein. Manchmal wirkt es, als wäre er schon gar nicht mehr da. „Ich respektiere meinen Vertrag bei Hertha“, sagt der Kolumbianer leise. Was soll er auch sagen? Es ist eigentlich alles gesagt. „Ich habe Hertha schon mitgeteilt, dass ich in der ersten Liga spielen will“, sagt der Stürmer, „aber es gibt noch keine Angebote, also warte ich und arbeite hier mit Freude.“

Die Freude ist dem 26-Jährigen im Trainingslager in Stegersbach nicht wirklich anzusehen. In den Einheiten und Testspielen gelingt ihm wenig, er wirkt wie der Schatten des Stürmers, der 31 Tore für die Berliner schoss. Vor zwei Jahren, als er schon mal weg wollte, war es anders, da zeigte er im Training seine Klasse. Seine manchmal schlaffe Körpersprache täusche, beteuert er. „Ich möchte immer alles gut machen, dass es mir gut geht“, sagt Ramos, „aber es gibt solche Momente im Fußball.“ Er spricht nicht gerne, unter Menschen fühlt er sich unwohl und wirkt dann wie ein scheues Reh.

Jos Luhukay versucht ihn mit Lob zu ködern. „Er trainiert gut und ist fleißig“, sagt der Trainer. „Er hat noch nicht das letzte Quäntchen Glück, aber wenn er so weitermacht, wird er die Dinge erzwingen.“ Er habe die Bereitschaft dazu.

Die Neuzugänge bei Hertha BSC

Ramos wirkt eher wie ein Stürmer im Bereitschaftsdienst, bereit zum Abflug, wenn der Anruf kommt. „Es gibt viele Interessenten, aber nichts Konkretes“, sagt sein Berater Helmuth Wennin, „wir arbeiten daran.“ Ramos' mysteriöser Formverfall im vergangenen Jahr, als er erst nicht fit war und ihm dann wenig gelang, hat viele Klubs abgeschreckt.

Der schlaksige Offensivgeist träumt von einer großen europäischen Liga: die Bundesliga, England oder Spanien. Nun wird er wohl die Saison mit Hertha beginnen. Im Gegensatz zu Raffael wurde er in den vergangenen beiden Testspielen eingesetzt, könnte am Dienstag auch gegen den TSV Hartberg (18.30 Uhr) spielen. Das mache in dem Fall Sinn, sagt Luhukay, „er könnte zum Start der ersten Elf angehören.“ Darauf deutet aber aktuell wenig hin. Vier neue Stürmer sind gekommen, „auch um für den Fall vorzusorgen, dass Raffel und Ramos uns verlassen“, sagt Luhukay. Und auf links fremdelt Ramos weiter wie in einer Menschenmenge. Spielt er nicht – und das sogar bis zum Winter –, dürfte sein Marktwert weiter fallen. Auf den Ligastart freut er sich kaum. „Ich möchte nicht wirklich noch mal Zweite Liga spielen“, sagt er.

Einem anderen früheren Leistungsträger bleibt das wohl erspart. Am Montag weilte Raffaels Berater Dino Lamberti zu abschließenden Verhandlungen in Kiew. Mit den Ukrainern von Dynamo ist der Brasilianer am weitesten. Aber sollte man sich bis Dienstag nicht einigen, hätten auch wieder andere Interessenten eine Chance. Wie Neapel, Mönchengladbach, wo man weiter interessiert ist, aber offenbar weit weniger als acht Millionen Euro Ablöse zahlen möchte; Kiew soll deutlich mehr bieten. Und wie der Hamburger SV, der auch bei Hertha angefragt hat. Das ist schon mehr, als derzeit für Ramos vorliegt.

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